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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Löffel auf. Sah recht vielversprechend aus.
    Johnny tänzelte zu Alison rüber und trällerte ihr was vor. – Hey-ey good lookin, what you got cookin… Er drehte sich zu Raymie hin, der am Fenster stand und unentwegt Ausschau hielt. Raymie konnte auf einer belebten Straße einen Bullen ausmachen, wien Hai im Ozean drei Tropfen Blut schmeckt. – Leg mal ne Scheibe auf, Raymie. Die neue Elvis Costello macht mich krank, aber ich kann einfach nich aufhörn, den Arsch zu spielen. Echtn Magier, sag ich dir.
    – Schieb dir dochn Doppelstecker rein, wos dunkel is, sagt Raymie. Der Kerl kam mit einem belanglosen blödsinnigen Zeug daher, daß einem bloß so der Kopf schwirrte, wo man doch krank war und versuchte, was von ihm zu kaufen. Ich war immer überrascht, daß Raymie derart auf Äitsch war. Raymie war n bißchen wie mein Kumpel Spud; vom Charakter her hab ich die beiden immer für typische Acidheads gehalten. Sick Boy hatte da so ne Theorie, daß Spud und Raymie ein und dieselbe Person waren, obwohl sie sich null ähnlich sahen, einfach weil man sie nie zusammen sah, obwohl sie sich in denselben Kreisen bewegten.
    Das Arschloch mit dem schlechten Geschmack bricht die goldene Junkie-Regel und legt doch tatsächlich »Heroin« auf, die Version auf Lou Reeds Rock ’n’ Roll Animal, die noch mehr weh tut, wenn einem schlecht ist, als die Originalfassung auf The Velvet Underground and Nico. Aber wenigstens kommt in dieser Version nicht John Cales kreischende Bratsche vor. Das wär nich auszuhalten gewesen.
    – Ach, Scheiße, Raymie! brüllt Ali.
    – Stick it in the boot, go with the flow, shake it down baby, shake it down honey… cook street, we’re all dead white meat… eat the beat… haut Raymie in einen Stegreif-Rap aus, wackelt mit dem Hintern und rollt mit den Augen.
    Dann beugte er sich zu Sick Boy runter, der sich strategisch günstig neben Ali hingehockt hatte und die Augen nich von der Dröhnung in dem Löffel nehmen konnte, die sie über einer Kerze kochte. Raymie zog Sick Boys Gesicht zu sich und küßte ihn fest auf die Lippen. Sick Boy schubste ihn weg und zitterte.
    – Verpiß dich! Arschloch!
    Johnny und Ali lachten lauthals. Hätt ich auch gemacht, wenn ich nich das Gefühl gehabt hätte, als ob jeder einzelne Knochen in meinem Körper gleichzeitig inner Schraubzwinge zerdrückt und mit einer stumpfen Metallsäge bearbeitet wird.
    Sick Boy schnürte Ali den Arm oberhalb des Ellbogens ab, er wollte damit wohl seine Position in der Warteschlange verbessern, und klopfte an ihrem dünnen, aschfahlen Arm eine Ader auf.
    – Soll ich? fragte er.
    Sie nickte.
    Er läßtn Wattebausch in den Löffel fallen und pustet drüber, dann zieht er etwa fünf Milliliter durch die Nadel in die Spritze. Er hat eine unglaublich riesige blaue Ader aufgeklopft, fast springt sie Ali aus dem Arm. Er sticht in ihre Haut und injiziert ganz langsam, bevor er Blut zurück in die Spritze saugt. Ihre Lippen zittern, als sie ihn ein, zwei Sekunden lang flehend anschaut. Sick Boy macht ein häßliches Gesicht, lüstern und reptilienhaft, bevor er ihr den Cocktail Richtung Hirn verpaßt.
    Sie legt den Kopf in den Nacken, schließt die Augen, öffnet den Mund und gibt ein orgasmisches Stöhnen von sich. Sick Boys Augen schauen ganz unschuldig und fragend, wie ein Kind vorm Weihnachtsbaum, das sich durch einen Haufen bunt verpackter Geschenke gearbeitet hat. Im flackernden Kerzenschein wirken beide merkwürdig schön und rein.
    – Das is besser als jeder Fick… besser als jeder blöde Schwanz auf der Welt… keucht Ali, und sie meint es ernst. Das macht mich derartig fertig, daß ich durch die Hose nach meinen Genitalien greif, um festzustellen, ob sie noch da sind. Allerdings wird mir davon schlecht, mich so anzufassen.
    Johnny reicht sein Besteck Sick Boy.
    – Du kriegstn Schuß, aber bloß, wenn du das Besteck hier nimmst. Vertrauen heißt das Spiel heute, sagt er lächelnd, meint es aber nicht als Scherz.
    Sick Boy schüttelt den Kopf. – Ich teil keine Nadeln oder Spritzen. Ich hab mein eignes Zeug dabei.
    – Das is aber ziemlich unsozial. Rents? Raymie? Ali? Wie findet ihr das? Willste damit andeuten, daß das Blut das Weißen Schwans, der Mutter Oberin, vom menschlichen Immunschwächevirus verseucht is? Du verletzt meine innersten Gefühle. Also, ich kann bloß sagen, kein Teilen, kein Schuß. Er lächelt übertrieben und entblößt eine Reihe verrotteter Zähne.
    Das war nicht Johnny Swan, der da redete. Nicht
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