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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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aber, ich will ja selber nich in die Kiste, und meine Reflexe werden auch nich besser… aber ich halt ja alles in meiner verschwitzten Hand. Spritze, Nadel, Kerze, Feuerzeug, n Päckchen Pulver. Alles in Ordnung, alles in Butter; aber ich fürchte, bald haut das innere Meer wieder ab und läßt diesen giftigen Scheiß zurück, zurück in meinem Körper.
    Ich koch nochn Schuß auf. Ich halt den Löffel mit zittriger Hand über die Kerze und wart drauf, daß sich der Stoff auflöst, und ich denk nach; die Flut kommt immer seltener, das Gift bleibt immer länger. Aber dieser Gedanke reicht bei weitem nicht aus, mich von dem abzuhalten, was ich tun muß.
    Der erste Tag des Edinburgh Festivals
    Alle guten Dinge sind drei. Wie Sick Boy immer sagt: Man muß wissen, wies ist, davon loszukommen, bevor man es wirklich schafft. Aus Fehlern wird man klug; man lernt, wie wichtig es ist, sich vorzubereiten. Er könnt recht haben. Na, jedenfalls war ich diesmal vorbereitet. Eine Monatsmiete im voraus für dieses große, leere Zimmer mit Blick auf die Links Gardens. Meine Adresse in der Montgomery Street kennen einfach zu viele Idioten. Bar auf die Kralle! Sich von der Kohle zu trennen, war am schlimmsten. Am leichtesten war mein letzter Schuß, den ich mir heut morgen in den linken Arm gesetzt hab. Ich brauchte was, um mich über diese Zeit der intensiven Vorbereitung zu bringen. Und dann bin ich wie ne Rakete im Kirkgate rumgeschossen und hab meine Einkaufsliste abgehakt.
    Zehn Dosen Heinz Tomatensuppe, acht Dosen Pilzsuppe (alles zum kalt Essen), einen großen Becher Vanilleeis (das schmelzen und getrunken werden wird), zwei Pullen Magnesiummilch, eine Pulle Paracetamol, eine Schachtel Rinstead-Lutschpastillen, eine Pulle Multivitamine, fünf Liter Mineralwasser, zwölf Dosen Gatorade und n paar Zeitschriften: Softpornos, Viz, Scottish Football Today, The Punter, usw. Für das Wichtigste hab ich schon bei einem Besuch im elterlichen Heim gesorgt; das Valium meiner Ma, aus dem Spiegelschrank im Bad geklaut. Das kratzt mich nich weiter. Die nimmt sie sowieso nich mehr, und wenn, dann verschreibt der Arsch von Hausarzt ihr wegen ihrem Alter und Geschlecht sofort wieder welche, als wärens Gummibärchen. Sorgfältig hak ich alle Sachen von meiner Liste ab. Das wird ne harte Woche.
    Mein Zimmer ist kahl und ohne Teppich. Eine Matratze mit dem Schlafsack drauf auf dem Boden, ein künstlicher Elektrokamin und ein Schwarzweiß-Fernseher auf einem kleinen Holzstuhl. Ich hab drei braune Plastikeimer, halbgefüllt mit einer Mischung aus Desinfektionsmittel und Wasser, für meine Scheiße, Kotze und Pisse. Die Suppendosen, die Getränke und meine Medizin reih ich in Reichweite vor meinem Behelfsbett auf.
    Den letzten Schuß hab ich mir gesetzt, um den Horror der Einkaufstour durchzustehen. Mein endgültig letzter soll zum Einschlafen sein und mir vom Sgag runterhelfen. Ich versuch, ihn in kleinen begrenzten Dosen zu nehmen. Ich brauch schnell was. Der große Abstieg beginnt. Es fängt an wie immer, mit leichter Übelkeit in der Magengrube und einer irrationalen Panik. Und sobald ich merke, daß mich die Übelkeit in den Griff bekommt, geht sie mühelos von ungemütlich zu unerträglich über. Zahnschmerzen breiten sich von meinen Zähnen in den Kiefer und die Augenhöhlen aus, weiter bis in die Knochen, und werden zu einem gemeinen, unnachgiebigen, lähmenden Pochen. Dann bricht pünktlich der gute alte Schweiß aus, den Schüttelfrost nicht zu vergessen, der sich über meinen Rücken legt wie ein dünner Film Herbstfrost auf einem Autodach. Zeit zu handeln. Den Absturz und das ganze Drumherum halt ich unter keinen Umständen jetzt schon aus. Ich brauch den guten »Dauerbrenner«, nen Input, der mich weich runterbringt. Das einzige, wofür ich mich noch rühren kann, is Äitsch. N kleines bißchen, um die verrenkten Gliedmaßen wieder geradezubiegen und mich in den Schlaf zu wiegen. Und dann tschüß. Swanny ist verschwunden, Seeker is im Kahn. Bleibt noch Raymie. Ich geh den Arsch vom Münztelefon im Hausflur aus anrufen.
    Als ich wähle, merke ich, wie irgendwer an mir vorbeiwischt. Ich zucke von der flüchtigen Berührung zusammen, hab aber kein Bock nachzusehen, wers ist. Hoffentlich bin ich nicht lang genug hier, um meine neuen »Mitbewohner« abchecken zu müssen. Die Wichser existieren für mich überhaupt nich. Niemand. Bloß Raymie. Das Geld klackt rein. Eine Frauenstimme. – Hallo? schnieft sie. Hat sie die Sommergrippe oder
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