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Traeumer und Suender

Traeumer und Suender

Titel: Traeumer und Suender
Autoren: Matthias Goeritz
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nannte Bush die Verbündeten damals, dass ich nicht lache. Bilder, Lügen, Angst und Pathos. Immer noch die billigste Art, einen Krieg zu bekommen. Es stand ja in der Tante
Times
. Diese Zeitung war, ist, na, ich weiß nicht was, eine Institution. Und Informationen muss man immer beschaffen, das war Pech, da hat man sichmanipulieren lassen, und jetzt mit dem Internet, das geht doch noch einfacher! Enthauptungen, angebliche Handydrehs, es ist egal, das alles sind doch bloß noch Einzelheiten, das gibt keine Geschichte mehr. Und dann kommt wieder jemand mit schlichten Wahrheiten. Die Interpretationshoheit. Ich bin da nicht sicher, ob wir als Menschheit gelernt haben. Haben Sie diese Sache von neulich noch im Kopf? Mit dem angeblichen Anschlag auf den saudischen Botschafter in Washington, hinter dem die Iraner stecken sollten? Da waren sie bestimmt auch dahinter, nicht dass Sie glauben, ich leugne die Fakten, aber die Zeitungen schrieben sofort, dass es doch ganz gewaltig nach Hollywood röche, Killereinheit im Land des Satans, befohlen von den revolutionären Garden, das ginge von der Kommandostruktur bis in die höchsten politischen Kreise, diesem Ahmadinedschad traue man alles zu. Zu Recht! Ich hab es als Kompliment genommen. Wie hieß ihr Lieblingsspruch? ‹Life imitates Art›, Oscar Wilde. Und wenn man sich dem anvertraut, dann sollte man aber wohl auch an Jack Bauer und 24 denken, übrigens eine Serie, an die niemand am Anfang geglaubt hat. Und irgendeine kleine, im Dunkeln bleibende Heldeneinheit wird das ganze Gespinst aus Lügen und Halbwahrheiten schon im letzten Moment aufdecken, den Präsidenten anrufen, der ist ja ein vernünftiger Mann, und dann wird das Böse enttarnt, es gibt keinen Krieg, Amerika sitzt im Sattel, und die Welt ist gerettet, tadaaa! Ja, der Einfluss der Erzählungen à la Hollywood ist groß.
    Wie ich sehe, haben Sie sich zum Essen umgezogen! Wie aufmerksam von Ihnen, das ist alte Schule, die habe ich auch erst spät gelernt, immer ein gesundes Zeichen von Respekt. Ah, und ich sehe, Sie haben etwas mitgebracht, um zur Tafel beizutragen! Echter Beluga. Ein Versöhnungsangebot, oder geht das als Spesen auf die Redaktion?Nein, ich will Sie nicht ärgern, ich weiß das wirklich zu schätzen.
    Aber Sie wissen ja: Einem Russen Kaviar mitzubringen, das ist, wie einem Deutschen ein Schwarzbrot zu schenken, ganz rührend! Das habe ich Ihnen doch schon mal gesagt. Aber die sind treu, die Russen, die hören auch nach Jahren nicht auf, mit einem zu arbeiten. Als Investoren sind sie trotzdem anstrengend, lieben es, die Sets zu besuchen, Champagnerpartys mit den Stars, und am nächsten Morgen fühlt sich der Dreh wie ein Kopfschuss an. Ridley brauchen Sie damit nicht zu kommen. Der flippt aus.
    Ich will Ihnen jetzt ein für alle Mal sagen:
Gleiwitz
. Ich bin dieser Film, das ist meine Geschichte, dieses Geschäft. Ich habe mein ganzes Geld in diesen Dreh gesteckt, meine ganze Reputation. Es muss weitergehen. Aufhören, das kann ich mir, das können wir uns auch gar nicht leisten. Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen. Ich möchte, dass Sie mit mir arbeiten, ich bin alt. Vielleicht habe ich noch ein paar Jahre, aber dann. Dann muss ich wissen, dass alles in guten Händen ist. Wir sind nicht groß, nicht so wie Sony, aber wir haben Einfluss. Ich habe gesagt
mit
mir arbeiten, nicht
für
mich, ist Ihnen das aufgefallen? Ich möchte Ihnen zeigen, was wir aufgebaut haben. Und für den Fall, ich meine, Sie wissen ja, wie schnell etwas passiert. Ich meine, ich brauche Sie, ich möchte, dass Sie bei mir sind, als mein kritisches Gewissen, sozusagen, mein Stachel im Fleisch. Ralph ist ein bisschen eifersüchtig, aber er hat ein großes Herz, ein echter Familienmensch. Das spornt mich an, das wissen Sie ja. Kommen Sie gleich in zwei Wochen nach Rom, wenn wir mit den letzten Absprachen für den Drehbeginn anfangen.
    Ich glaube, Ihr Platz könnte woanders sein, nicht nur hinter dem Schreibtisch oder dem Mikrofon Ihrer Aufzeichnungsmaschine. Sie haben selber etwas zu sagen. Lassen Sie michIhnen dabei helfen. Kommen Sie an meine Seite. Sie haben noch ganz andere Talente. Wir können etwas Großes schaffen, gemeinsam.
    Ich kann die Kampagne schon sehen! ‹Ein kleiner Schritt genügt, und die Welt steht am Abgrund.› Wenn Sie so wollen, ist das unser Claim. Ich glaube auch nicht, dass die Kidman wirklich noch
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