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Traeumer und Suender

Traeumer und Suender

Titel: Traeumer und Suender
Autoren: Matthias Goeritz
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Bataillon, so viel Einsatz ist dann doch zu viel für eine Kinoschlacht, finden Sie nicht? Dauerregen sieht gut aus auf der Leinwand, aber dass Marek so unglücklich ausrutscht und in die Kulissen stürzt, gleich am Begehungstag, das kann man nicht einkalkulieren. Zum Glück hat er sich nur den Fuß verstaucht und ein paar Rippen geknackst, der neue Heath Ledger. Tut zwar weh, wird aber gehen, wenn wir übernächste Woche in Rom endlich anfangen. Wir liegen weit hinter dem Drehplan. Ridley war richtig bedient, hätte gern die Außenaufnahmen zuerst gemacht. Und er musste die Kidman mit Engelszungen locken, das Drama von Kattowitz, sie könne da nicht drehen, man könne da nicht mal einkaufen, ja, ist halt ’ne Arbeiterstadt, und dann das. Jetzt ist erst mal Schluss. Der Regen hat den ganzen Landstrich in eine Schlammwüste verwandelt, das hat jetzt alles sowieso keinen Sinn, sieht im Leben nicht nach September aus. Wir haben ja wenigstens noch ein paar Tage drinnen in den Studios der Filmhochschule drehen können, Kattowitzist ja so was wie das kleine Łódz, was Film anbelangt. Kieślowski Territorium, Ihr Gebiet.
    Viel ging nicht, ein bisschen Material für interne Teaser, ein paar Innenszenen, wir nehmen das jetzt mit Humor. Ridley und ich. Wir beginnen also doch in Rom, damit das verfluchte Bein heilt, Verzeihung, der Fuß. Ödipale Konflikte, schwärende Helden. Hoffen wir nur, dass die Kidman ihre Verträge einhält.
    Aber die Journaille ist uns ganz schön in den Rücken gefallen. Pardon!
Der Krieg findet nicht statt. Neues deutschpolnisches Drama. Internationale Filmproduktion gerät ins Stocken. Kein Überfall mehr auf Gleiwitz
? Und Sie haben uns nicht richtig beigestanden. Schade. Sie müssen das gleich nächste Woche richtigstellen.»
    Das hatte er damals in der Tat nicht sofort getan. Nach all den im Vorfeld der Produktion geweckten Erwartungen war tatsächlich ein ganzes Presseteam nach Schlesien gereist, um die ersten Bilder dieses Megaereignisses zu schießen. Ein Risiko, das der alte Mann aber, wie er sagte, gern in Kauf nähme, wenn man den Bullen reiten wolle, könne man nicht schon beim Sattelauflegen zögern. Unter den Kollegen war dem Interviewer unmerklich ein besonderer Status zugewachsen. Er wurde behandelt wie einer, an den man sich hielt, wenn man Zugang wollte, wie ein Pressesprecher, ein Manager, er merkte auch, dass man ihn skeptisch beäugte, wenn man abends an der Bar Gerüchte tauschte, wenn er etwas vom Set erzählte, von den Schauspielern, besonders den polnischen, Marek vor allem, den er kennengelernt und sofort gemocht hatte. Als würde er nur noch offizielle Bulletins verteilen, Werbematerial. Er hielt sich also raus. Dazu kam, dass er keine Affäre angefangen hatte, mit Veronika, der kleinen, verflucht jungen und wunderbar spitzbusigen blonden Aufnahmeleiterin; solange esnicht mit dem Drehen losging, hätte sie nichts zu tun, sagte sie ihm nach dem ersten Regentag an der Hotelbar, da könne sie ihm auch Kattowitz zeigen – sie stammte aus der Stadt – und war mit ihm in den zwölften Stock auf ihr Zimmer gefahren. Aber er hatte sich nach den ersten Wodkas und den heißeren Küssen bedauernd zurückgezogen und stattdessen mit Venezuela geskyped. Heloisa verstand ihn. Sie lachte und zeigte ihm am Computer ihre wundervollen Lippen und beschrieb ihm, was sie mit ihm tun würde, wenn sie sich wiedersähen. Das wollte sie, ihn wiedersehen. Das wollten sie beide.
    Den alten Mann sah er nur flüchtig und fluchend, Ridley hielt sich nicht lange auf, und auch die Kidman nahm schnell ihren Privatjet nach Rom, man hatte zwei Wochen abwarten wollen, aber als dann nach zwei Wochen Regen nur das Schlammfeld übrig geblieben war, brach man das Lager ab.
    Â«Meinen Sie wegen so einer Sache würde ich aufgeben? Niemals. Wir wussten ja, dass es kompliziert werden würde mit mehreren Drehorten, und alles ziemlich eng getimt. Da haben ganz andere schon viel Heftigeres erlebt. Fragen Sie Coppola!
Apocalypse
…
    Sehen Sie mich an: Wen haben Sie gedacht hier vorzufinden, Napoleon auf Elba? Der kam auch noch mal wieder. Natürlich sprengt diese Verzögerung unser Budget. Wie denn auch nicht? Sollen die mich doch alle für verrückt halten, ich mache diesen Film. Es ist ein kalkulierbarer Rückschlag, nichts weiter.
    Wir haben das Team in Polen erst mal aufgelöst, wir fangen
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