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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Technologie, die er vorschlägt, existiert nicht, und die Theorie hinter dem ganzen Projekt ist reines Geschwafel.«
    Für einen Moment verdrängte Belustigung den Zorn in Mollys Blick. »Geschwafel? Ist das ein spezieller technischer Ausdruck?«
    »Allerdings.« Harry wurde durch ihren plötzlichen Stimmungswechsel aus dem Gleichgewicht gebracht. »Ein äußerst nützlicher Ausdruck. Er kann in vielen Situationen angewendet werden. Heben Sie das Stiftungsgeld für einen würdigeren Bewerber auf, Molly. Dieser Duncan Brockway will Sie einfach um zwanzigtausend Dollar erleichtern.«
    Molly stöhnte resigniert und sank auf das Sofa zurück. »In Ordnung. Ich ergebe mich. Tut mir leid, daß ich die Nerven verloren habe. Aber langsam frustriert mich diese Angelegenheit, Harry. Ich muß mich um viele Dinge kümmern und kann nicht meine ganze Zeit mit dem Versuch verschwenden, die Erfindungen bei Ihnen durchzubringen.«
    Der Sturm war vorüber. Harry wußte nicht, ob er erleichtert aufatmen sollte. »Treuhänderin einer Stiftung zu sein ist sehr zeitaufwendig.«
    »Brockways Konzept schien eine wirklich brillante Idee zu sein«, sagte Molly wehmütig. »Stellen Sie sich vor, eine Batterie, die Energie aus Mondstrahlen speichern kann …«
    »Betrüger sind nicht brillant. Sie besitzen nur ein enormes Potential an Unverfrorenheit.« Harry betrachtete Molly mit plötzlicher Neugier. »Und Charme.«
    Molly stöhnte. »Schon gut. Ja, ich mochte Duncan Brockway. Ich hielt ihn für ernst und aufrichtig, als ich mit ihm sprach.«
    »Das bezweifle ich nicht.« Der Bastard hatte also versucht, Molly mit süßen Worten einzulullen, damit sie ihm das Geld gab, dachte Harry. Er war nicht überrascht. Aber es ärgerte ihn. »Brockway hat sehr ernsthaft und aufrichtig versucht, zwanzigtausend Dollar von der Abberwick-Stiftung zu ergattern.«
    Molly setzte ein düsteres Gesicht auf. »Das ist nicht fair. Duncan ist ein Erfinder, kein Betrüger. Vielleicht ein Träumer, der seine Fantasien verwirklichen will. Ich stamme selbst aus einer Familie von Genies, die oft nicht ernstgenommen wurden. Es ist die Aufgabe der Abberwick-Stiftung, solchen Menschen zu helfen.«
    »Sie haben mir gesagt, daß die Aufgabe der Stiftung darin besteht, seriöse Erfinder zu fördern, die keine Chance haben, für ihre Projekte Regierungsgelder oder Finanzmittel aus der Industrie zu bekommen.«
    »Ich halte Duncan Brockway für seriös.« Molly zuckte mit einer Schulter. »Vielleicht sind seine Pläne etwas zu enthusiastisch. Aber das ist nichts Ungewöhnliches bei Erfindern.«
    »Und er schien ein so netter Mann zu sein«, murmelte Harry.
    »Ja, wirklich.«
    »Molly, wenn ich mich mit etwas auskenne, dann mit Betrügern. Sie haben mich gebeten, bei den Anträgen die Spreu vom Weizen zu trennen, erinnern Sie sich?«
    »Ich habe Sie engagiert, um die besten Erfindungen auszuwählen und Bewerber mit innovativen Konzepten zu finden.«
    »Und um Scharlatane und Betrüger aufzuspüren.«
    »Also gut. Sie haben gewonnen. Wieder einmal.«
    »Ich wollte keinen Kampf mit Ihnen«, sagte Harry bedauernd. »Ich versuche nur, meine Arbeit zu tun.«
    »Sicher.«
    »Ich weiß, daß das Stiftungsgeld wie Feuer in Ihrer Tasche brennt, aber Sie werden noch genug Gelegenheiten haben, um es auszugeben.«
    »Das bezweifle ich allmählich.«
    »Sie wollen doch sicher nichts übereilen. Die Auswahl geeigneter Bewerber erfordert Zeit und sollte vorsichtig und mit Umsicht geschehen.« Auf die gleiche Weise, wie sich ein Mann eine Geliebte wählen sollte, dachte Harry.
    Molly räusperte sich und betrachtete die vollgestopften Bücherregale, die zwei Wände des großen Wohnzimmers einnahmen. »Wie lange betreiben Sie diese Art der Beratung schon?«
    »Offiziell? Ungefähr sechs Jahre.« Harry runzelte die Stirn über den abrupten Themenwechsel. »Warum?«
    »Ich war nur neugierig.« Molly schenkte ihm ein höchst unschuldiges Lächeln. »Sie müssen zugeben, daß es eine eher ungewöhnliche Berufswahl ist. Es gibt nicht viele Menschen, die sich darauf spezialisieren, betrügerische Förderungsanträge ausfindig zu machen. Wie sind Sie dazu gekommen?«
    Harry fragte sich, wohin das Gespräch führen würde. Diese Frau sprang schneller von einer Richtung zur anderen als Wechselstrom. »Vor einigen Jahren schöpfte ein Bekannter von mir, der ein Regierungsprojekt überwachte, bei einigen Testergebnissen Verdacht. Er bat mich, einen Blick auf die Methoden zu werfen, die der Geldempfänger
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