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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt
Autoren: Jayne Ann Krentz
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zur Aufgabe gemacht hatte, Mollys besondere Vorlieben herauszufinden. Kein Zucker. Keine Milch. Bei Details war Harry immer gut. Verstohlen beobachtete er Molly, während er das Tablett zum Glastisch trug, der vor dem Sofa stand. Er bemerkte, daß sie unter der ruhigen Fassade unruhig war. Harry spürte förmlich, wie ihre Erregung in kleinen Wellen zu ihm herüberschwappte. Seine eigene Erwartung brandete auf.
    Molly saß etwas steif auf dem Sofa. Ihre Aufmerksamkeit war von den Lichtern des Pike Market Place, auf den sie jetzt herabsah, und dem Blick über die weitgestreckte Elliot Bay gefangen. Hier im Nordwesten war nun Sommer, und die Tage schienen endlos zu dauern. Aber jetzt, nach zweiundzwanzig Uhr, war die Nacht endlich hereingebrochen. Das bedeutete, daß Harrys Chance gekommen war, eine Affäre mit seiner Mandantin zu beginnen.
    Molly genoß die Aussicht von Harrys Stadtwohnung im fünfundzwanzigsten Stock nicht zum erstenmal. Er arbeitete viel zu Hause, und während des vergangenen Monats war sie oft genug in Geschäftsangelegenheiten hergekommen. Doch heute sah sie zum erstenmal die Lichter der Nacht. »Sie haben eine unglaubliche Aussicht von hier oben«, sagte sie, als er das Teetablett auf den Couchtisch stellte.
    »Mir gefällt sie auch.« Harry setzte sich neben sie und griff nach der Kanne. Aus den Augenwinkeln bemerkte er ihr Lächeln. Er wertete es als ein weiteres gutes Zeichen.
    Molly besaß ein sehr ausdrucksstarkes Gesicht. Harry hätte sie stundenlang ansehen können. Der Bogen ihrer Brauen erinnerte ihn an einen Vogel im Flug. Eine gute Metapher für Molly. Ein Mann, der sie fangen wollte, mußte sehr schnell und gewandt sein. Beide Eigenschaften besaß Harry.
    Heute trug Molly einen eleganten moosgrünen Hosenanzug. Ihre Füße steckten in schlichten Wildlederpumps. Bisher hatte Harry den Füßen einer Frau nie besondere Aufmerksamkeit gewidmet, aber die von Molly faszinierten ihn. Sie waren wohlgeformt, mit zarten, geschwungenen Fesseln. Ein Wunder der anatomischen Designkunst, dachte er.
    Auch der Rest an Molly war wohlgestaltet.
    Während der vergangenen Tage hatte Harry diesen Aspekt gründlich überdacht und war zu dem Schluß gekommen, daß Molly schlank war, aber alles andere als mager. Sie strahlte Gesundheit und Lebendigkeit aus. Harry erfreute sich ebenfalls einer außergewöhnlich guten Gesundheit. Er hatte die Reflexe einer Katze, und wenn Molly sich in seiner Nähe befand, fühlte er sich wie von einem Turbolader in Schwung gebracht.
    Bestimmte Partien von Mollys Körperbau waren angenehm gerundet. Die Jacke ihres Hosenanzugs schmiegte sich über deutlich hervortretende Brüste. Harry wußte, daß sie genau in seine Hände passen würden. Der Schnitt ihrer Hose harmonierte mit ihren vollen, weiblichen Hüften.
    Auch wenn Harry Mollys Figur ausgesprochen anregend fand, forderte ihr Gesicht den größten Teil seiner Aufmerksamkeit. Sie war atemberaubend, dachte er zufrieden. Nicht außergewöhnlich schön, aber etwas Besonderes. Einmalig und völlig anders. In ihren grünen Augen schimmerte Intelligenz. Harry gab zu, daß er Frauen mit Verstand besonders erregend fand. Die feingeschnittene, aber energische Linie ihrer Nase und ihre hohen Wangen zeigten Stärke, Entschlossenheit und Charakter. Das honigbraune Haar unterstrich ihre Persönlichkeit. Es umrahmte ihren Kopf in einer kurzen, ungebändigten Masse, und der Schnitt betonte die schrägstehenden, tiefgründigen Augen.
    Harry kam der Gedanke, daß es ihr leichtfallen müßte, mit diesen Augen ihren Lebensunterhalt als Wahrsagerin auf einem Jahrmarkt zu verdienen. Ihr Blick schien seine Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lesen zu können. Diese Erkenntnis ließ seine gewohnte Vorsicht blitzartig wieder aufzucken. Das letzte, was Harry brauchte, war eine Frau, die tief in seine Seele blicken konnte. Das wäre der direkte Weg in den Wahnsinn.
    Mehrere Herzschläge lang überlegte er ernsthaft, ob es eine kluge Idee war, sich mit einer Frau einzulassen, in deren Blick soviel Wissen lag. Harry hatte kein Glück mit Frauen, die dazu neigten, seine Psyche auszuforschen. Die unselige Erfahrung mit seiner Exverlobten war der Beweis dafür. Auf der anderen Seite konnte er mit geistlosen Dummchen nichts anfangen.
    Für einen Augenblick ließ er seine Zukunft in der Schwebe, bevor er den nächsten Schritt überlegte.
    Molly warf ihm ein fragendes Lächeln zu, das zwei leicht auseinanderstehende Schneidezähne zeigte. Irgendwie
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