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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt
Autoren: Jayne Ann Krentz
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Eier zu zerbrechen. Wenigstens geschähe auf diese Weise etwas.«
    »Eine halbe Million Dollar im Jahr ist mehr als ›ein paar Eier‹. Sie gehen davon aus, daß Sie tatsächlich einen anderen Spezialisten hier in Seattle finden, der den historischen Weitblick und die wissenschaftliche und ingenieurtechnische Erfahrung besitzt, um Sie angemessen zu beraten.«
    Molly blickte an ihrer kleinen, energisch geformten Nase entlang auf ihn herunter. »Ich sehe nicht ein, warum es so schwierig sein soll, einen anderen Berater für meine Zwecke zu finden.«
    Harry stellte mit Überraschung fest, daß er tatsächlich Verärgerung empfand, und unterdrückte das Gefühl sofort. Er würde Molly nicht erlauben, eine heftige Reaktion in ihm auszulösen. »Natürlich steht es Ihnen frei, das zu versuchen«, sagte er höflich.
    Mollys weicher Mund wurde fest. Ungeduldig bewegte sie einen Zeh im Wildlederschuh, und in ihren Augen schimmerte Irritation, als sie Harry ansah. Harry sagte nichts. Sie wußten beide, daß ihre Chance, jemanden mit einer vergleichbaren Wissenskombination zu finden, gleich Null war. »Verdammt«, sagte Molly schließlich.
    Harry verzeichnete das als kleinen Sieg. »Haben Sie Geduld, Molly.«
    »Warum? Ich bin die Treuhänderin der Stiftung. Ich kann so ungeduldig sein, wie ich will.«
    »Diesem Argument ist nichts entgegenzusetzen.«
    »Nicht wahr?« Mollys Stimmung hellte sich auf. »Und wissen Sie was? Es fühlt sich gut an. Ich wollte Ihnen schon seit Tagen die Meinung sagen, Dr. Trevelyan.«
    »Nennen Sie mich einfach Harry.«
    Sie lächelte grimmig. »O nein. Mir würde es nicht einmal im Traum einfallen, Sie mit ›Harry‹ anzusprechen. Harry paßt überhaupt nicht zu Ihnen, Dr. Harry Stratton Trevelyan, promovierter Wissenschaftler, Autor, Dozent und anerkannter Spezialist für die Aufdeckung von Wissenschaftsbetrug.« Sie wies mit der Hand auf die drei Exemplare seines letzten Buches, die auf einem Regalbrett in der Nähe standen. »Sie sind viel zu wichtigtuerisch und arrogant, um einfach nur ›Harry‹ zu sein.«
    Ein ungewohntes, leichtes Stakkatogeräusch drang in Harrys Bewußtsein, und er entdeckte, daß er mit dem Finger auf die Armlehne des Sofas trommelte. Er konzentrierte sich sofort, um die Bewegung zu stoppen. Er wäre ein Idiot, wenn er nur einen Gedanken darauf verschwendete, die gespannte Beziehung zu Molly zu retten. Es gab schon genug Probleme in seinem Leben. Aber die Vorstellung, Molly nie wiederzusehen, beschwor in ihm plötzlich das Bild einer Glasbrücke herauf, die sich über einen Abgrund spannte – eine wohlbekannte und erschreckende Vision. Harry wandte alle Willenskraft auf, über die er verfügte, und schob sie in das Reich der Schatten zurück. »Warum setzen Sie sich nicht, Molly?« fragte er, entschlossen, die Kontrolle über die Situation zurückzugewinnen. »Sie sind Geschäftsfrau. Lassen Sie uns diese Angelegenheit in professioneller Weise besprechen.«
    »Es gibt nichts zu besprechen. Sie haben Duncan Brockways Antrag abgelehnt, erinnern Sie sich? Und Ihre Meinung scheint für Sie die einzige zu sein, die zählt.«
    »Ich habe mein Veto gegen diesen speziellen Antrag eingelegt, weil es sich um einen klaren Betrugsversuch handelt. Die Abberwick-Stiftung soll um zwanzigtausend Dollar erleichtert werden, ohne daß dafür eine fundierte Grundlage besteht.«
    Molly verschränkte die Arme unter den Brüsten und betrachtete Harry mit kämpferischer Entschlossenheit. »Das glauben Sie wirklich?«
    »Ja.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Absolut?« fragte sie viel zu süß.
    »Ja.«
    »Es muß schön sein, sich so auf sein eigenes Urteil verlassen zu können.« Harry antwortete nicht auf diese herausfordernde Bemerkung. Schweigen breitete sich aus. »Mir gefiel Duncans Vorschlag wirklich«, sagte Molly schließlich.
    »Ich weiß.«
    Sie warf ihm einen kurzen, suchenden Blick zu, als empfände sie eine plötzliche Schwäche. »Es gibt überhaupt keine Hoffnung?«
    »Keine.«
    »Nicht einmal den Funken einer Möglichkeit, daß Duncan auf ein fundamental neues Konzept gestoßen ist?«
    »Nein. Ich kann den Vorschlag einem Freund an der University of Washington vorlegen, der Experte für Energiequellen ist, wenn sie eine zweite Meinung wünschen. Aber er wird meine Einschätzung bestätigen. Es gibt keine gültige wissenschaftliche Grundlage für Brockways Konzept, nach demselben Verfahren wie bei Sonnenenergie vorzugehen, um aus Mondstrahlen Energie zu gewinnen. Die
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