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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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und akzeptiere, dass ich an meiner derzeitigen Situation augenblicklich nichts ändern kann. Etwas verträumt stelle ich dann fest, dass ich mich zwar nicht direkt verlaufen habe, jedoch vom Weg abgekommen bin. In einiger Entfernung sichte ich jedoch die beiden Niederländer von gestern vor mir. Ich kann es kaum glauben, denn die beiden waren wirklich extrem langsam und müssen mich zu später Stunde noch überholt haben um nun wieder vor mir zu sein. Ich werde überaus freundlich begrüßt und teile den beiden mit, wie erstaunt ich bin, sie hier wieder zu sehen. Die Frage, wie sie es gestern noch über die Pyrenäen bis nach Roncesvalles geschafft haben, spare ich mir, auch, wenn es mich brennend interessieren würde. Auf einem kleinen Autorastplatz haben sie es sich für die Mittagszeit bequem gemacht, ihre Klamotten gewaschen und ihre anscheinend komplette Unterwäsche zum Trocknen an einer selbst gespannten, extrem langen Leine über den gesamten Rastplatz aufgehängt. Gestern sahen die beiden schon sehr glücklich aus, aber heute strahlen sie noch mal um eine Stufe mehr aus ihren freudigen Gesichtern. Ein wirklich amüsanter Anblick, der mich ein Schmunzeln nicht verkneifen lässt. Sie erklären mir, dass sie bewusst etwas länger entlang der Straße gelaufen sind, da ihr Anhänger sich hier leichter ziehen lässt, was mir durchaus einleuchtet. Auf ihrer Karte zeigen sie mir, dass ich nur ein paar Minuten der Straße weiter folgen müsse um dann automatisch wieder auf den Camino zu treffen. Umkehren könnte ich natürlich auch, aber es würde sich nicht lohnen und landschaftlich hätte ich nichts verpasst. Da mir die beiden als außerordentlich vertrauenswürdig erscheinen und ich bereits erfahren habe, dass es sich bei ihnen um absolute Profipilger handelt, nehme ich den Ratschlag dankend entgegen und verabschiede mich mit einem „Buen Camino“.
    Wenige Minuten später treffe ich dann wie prophezeit wieder auf den Camino. Es geht durch Wälder, Wiesen und Weiden, über einen Höhenweg bis zum Metzkiritz-Pass. Hier beschließe ich aufgrund der mittlerweile extrem heißen Temperaturen, für längere Zeit zu pausieren. Es ist 14 Uhr am Nachmittag und die Sonne brutzelt, als wollte sie mich wie ein Grillhähnchen rösten. Mit einer wunderschönen Aussicht mache ich es mir im Schatten etwas abseits des Weges gemütlich. Am liebsten würde ich hier mein Zelt aufschlagen und den Rest des Tages sowie die Nacht verbringen, nur habe ich ungünstigerweise kein Wasser in Sichtweite. Ich genieße also die Rast, stärke mich ein wenig und gönne mir ein kleines Mittagsschläfchen, bevor ich mich weiter in Richtung Zubiri aufmache.
    Wie zu erwarten, geben meine grandiosen Schuhe keine Ruhe und wollen sich anscheinend für den Fluch rächen, mit denen ich sie vor wenigen Stunden belegt habe. So beginnt in einem der beiden Schuhe die Sohle hin und her zu rutschen und sich im vorderen Bereich zu knicken, so dass es sich anfühlt, als hätte ich mit einen kleinen Zweig quer in den Schuh gesteckt. Widerwillig stoppe ich bei nächster Gelegenheit vor einem etwa 10cm tiefen Fluss und entferne die verdammten Sohlen. Ist zwar ein wenig härter nun, aber immer noch besser als vorher. Um mir den Umweg über die Anhöhe zu ersparen, beschließe ich den Fluss direkt hier zu durchqueren und mache zwei, drei Schritte. Erwartungsvoll bleibe ich stehen und kann es kaum glauben, dass meine Stiefel tatsächlich wasserundurchlässig sind, als mir im nächsten Augenblick deutlich wird, dass der Boden unter mir leider verdammt rutschig ist. In letzter Sekunde schaffe ich es, das Gleichgewicht zu halten und mich nicht mit einem Salto Mortale in die reißenden Fluten zu stürzen. Jedoch dringt im selben Moment das Wasser von oben in meine wasserdichten Stiefel ein. Ohne Sohlen und mit nassen Schuhen erreiche ich das andere Ufer. Tja, mit meinen Stiefeln hab ich’s wohl! Mir bleibt nichts anderes übrig, als mit nassen Füßen weiter zu laufen und so schiebe ich mein kleines privates Wasserbiotop unter mir her.
    Kurz vor Zubiri ist dann plötzlich Ende mit meinem Kreislauf. Von der einen auf die nächste Sekunde merke ich, der Akku ist alle. Ich habe schon seit Stunden kein Wasser mehr und bin total ausgetrocknet. Gehe ich weiter, wird’s ein schlimmes Ende nehmen und so bleibe ich umgehend an Ort und Stelle stehen, um in meiner kleinen Vorratskiste nach etwas Essbaren zu suchen. Die Orange, die ich dabei hervorkrame, kommt mir wie gerufen. Noch
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