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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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Senioren, die spazieren gehen oder gerade von ihrem Einkauf kommen, unzählige Touristen, die auch gerne mal einen Pilger mit Hund fotografieren und zu guter Letzt — jede Menge gleichgesinnter Pilger. Ich lasse mich von dem Fluss mitreißen und treiben und stehe plötzlich vor dem Nordportal der Kathedrale.
    Der Anblick der klassizistischen Nordfassade löst Gänsehaut aus und ein Strahlen erfüllt mein Gesicht. Sie ist wunderschön mit ihrem mitgenommenen Mauerwerk, aus dem überall Gräser wachsen. Einerseits mächtig, andererseits zerbrechlich.
    Auf den Überresten einer alten Kirche des 8. Jahrhunderts ließ Alfons VI die Arbeiten zum Bau der Kathedrale 1077 beginnen. Auf Grund der zahlreichen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte, vereint die Kathedrale heute mehrere Baustile. Im Inneren befindet sich unter dem Altar die Gruft mit den Reliquien des Apostels Jakobus. Ein in dieser Gruft befindliches Kruzifix wurde auf das Jahr 874 datiert und enthält angeblich einen Splitter des Kreuzes Jesus Christi.

    Ich bleibe eine Weile vor dem Nordportal stehen und laufe dann weiter zum barocken Westportal der Kathedrale auf die Praza do Obradoiro.

    Ich verbringe den restlichen Tag damit, stundenlang auf dem großen Platz am Rathaus zu sitzen und mir die Kathedrale anzuschauen. Ich würde gerne hinein gehen, aber hier wimmelt es von Menschen und ich will Maja nicht einfach draußen an einen Pfahl anbinden, also muss ich mit der Innenbesichtigung noch ein wenig warten. Ich suche den berühmten Stein auf der großen Praza, der als offizielles Ende des Camino Francés gilt. Es ist ein Pflasterstein mit der Kilometerangabe „Null“, den man überschreiten muss. Anschließend mache ich mich auf die Suche nach einem Zimmer. Heute werde ich mir mal etwas gönnen, eine heiße Dusche nehmen und mich entspannen. Keine Lust, in dieser Großstadt irgendwo in einem Park zu zelten.
    Maja ist bereits sehr erschöpft. Genau wie ich kann sie mit großen Menschenansammlungen nicht viel anfangen. Wir sind froh, als ich ein kleines Zimmer direkt im Zentrum mit eigenem Bad finde und wir endlich unsere Ruhe haben. Das Zimmer ist traumhaft. Ich habe einen Blick über die gesamte Altstadt und bin keine 2 Minuten von der Kathedrale entfernt. Schade, dass ich aus finanziellen Gründen nur eine Nacht hier verbringen werde. Ich nehme eine heiße Dusche und als ich wieder aus der Dusche komme, hat Maja es sich auf meinem schönen, frisch bezogenen Bett bequem gemacht und schläft. Nicht, dass ich ein Problem damit hätte, dass Maja auf meinem Bett liegt, habe nun oft genug mein Bett mit ihr geteilt, ich mache mir nur Sorgen, da Hunde hier im Zimmer nicht gestattet sind und ich keinen Ärger bekommen möchte. Was soll’s, wenn morgen jemand die Hundehaare bemerkt, bin ich eh schon wieder weg. Nach meiner Dusche ziehe ich mir etwas Sauberes an und mache mich auf den Weg, meine Urkunde abzuholen und ein Internetcafé aufzusuchen. Maja lasse ich im Zimmer und sie macht auch keine Anstalten, als ich das Zimmer verlasse, sondern schläft brav weiter.
    Eine lange Schlange steht vor den Schaltern, an denen ich meine Urkunde bekommen werde. Ich reihe mich brav ein und warte, bis ich an der Reihe bin. Die Prozedur kenne ich ja nun bereits und so antworte ich wahrheitsgemäß, ich sei aus religiösen Gründen gelaufen und lege meinen reichlich abgestempelten Pilgerpass vor. Nach einer kurzen Musterung erhalte ich meinen Stempel und meine Urkunde. Eigentlich habe ich gar keinen großen Wert auf die Urkunde gelegt, aber nun, wo ich sie erhalte, freue ich mich doch darüber.
    Mein Besuch im Internetcafé ist leider von weniger Erfolg gekrönt. Immer noch keine Nachricht von Lucia und auch keine von Eduardo. Da Maja grade nicht bei mir ist, nutze ich die Gelegenheit, um die Innenbesichtigung der Kathedrale nachzuholen und traditionsgemäß die Apostelstatue zu berühren. Es ist bereits früher Abend, ich bin hellwach und möchte noch nicht schlafen gehen, also hole ich Maja aus unserem Zimmer und verbringe den Rest des Abends mit Rotwein und Tapas an einem Straßencafé.
    Ich hab’s geschafft! Nach 36 Tagen bin ich in Santiago de Compostela angekommen! Zwar ist meine Reise hier noch nicht zu Ende, aber dies ist eine andere Geschichte...

Epilog

    Einen Tag nach meiner Ankunft in Santiago erhielt ich eine Email von Lucia sowie eine weitere von Eduardo. Lucia war nur wenige Kilometer hinter mir und hatte ebenfalls versucht, mich wieder zu finden. Wir
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