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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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meinen Platz anbelangt. Wo ich anfangs noch Flüsse bevorzugt habe, ist es mir nun mittlerweile relativ egal, solange ich nicht mitten auf dem Weg campiere. Nach nun etwa 30 Tagen steht mein Zelt binnen weniger Minuten. Auch innen hat bereits alles seinen festen Platz und ist im Nu hergerichtet. Ich verzehre meine letzten Cornflakes zum Abendessen und schiebe mir anschließend wieder mal eine ganze Tafel Schokolade rein. Morgen geht’s nach Santiago!

16.07.09, Donnerstag — Pedrouzo-Arca nach Santiago

    Ich will nicht aufstehen! Zwar freue ich mich einerseits, Santiago heute zu erreichen, aber das bedeutet auch, dass ich Maja abgeben werde und der Camino beendet ist. Maja hat es sich die Nacht über auf meiner Isomatte bequem gemacht und ich durfte neben der Matte auf dem kalten Boden schlafen. Habe sie dann irgendwann etwas energischer runter geschoben, um mein Revier wieder in Besitz zu nehme. Obwohl ich genau wie gestern nicht motiviert bin aufzustehen, packe ich meine Sachen zusammen. Ich habe gerade mein Zelt verstaut, da fängt es fürchterlich an zu regnen, obwohl die Sonne scheint. Die einzige am Himmel befindliche Regenwolke ist über meinem Kopf, na prima, so fängt der Tag ja schon mal prächtig an. Im rechten Oberschenkel verspüre ich außerdem einen leichten Krampf und so humpel ich die ersten Meter wie ein geprügelter Hund im Regen los. Es ist bereits 11 Uhr morgens und die letzten Nachzügler pilgern voller Freude an mir vorbei. Ihnen scheint das verrückte Wetter nichts auszumachen, die Freude, Santiago zu erreichen, steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Sonne und Regen wechseln sich im Minutentakt ab. Der strahlend blaue Himmel wird binnen weniger Minuten zu einer grauen Suppe, um dann weitere Minuten später wieder völlig aufzuklaren. Die Pilger schließen sich diesem Rhythmus an und wechseln mehrmals pro Stunde ihre Bekleidung. Regenjacke an, Regenjacke aus. Mir ist das zu blöd, jedes Mal meinen Rucksack abzuschnallen, um die verdammte Regenjacke ständig hervor zu holen, um sie dann wenige Minuten später wieder auszuziehen. Es wird einfach verdammt heiß unter diesen Jacken. Ich habe mir extra eine der teuersten Jacken gekauft, da mir der fachkundige Verkäufer versichert hat, dass es sich um ein hervorragendes Produkt handele, welches ideal auf die Trekkingverhältnisse zugeschnitten sei. Mag ja sein, aber schwitzen tue ich dennoch unter dieser Thermohaut, da helfen selbst die unzähligen Lüftungen nichts, die man öffnen kann. Demzufolge verzichte ich lieber auf die Regenjacke. Da ich sowieso seit Wochen ohne T-Shirt laufe, macht es mir nichts aus, nass zu werden, um dann sofort wieder zu trocken. Gegen 12 Uhr kommt ein ordentlicher Guss runter, während wir grade durch einen der hohen Eukalyptuswälder laufen. Der Regen prasselt mir auf die nackte Haut und anstatt Schutz unter einem der Bäume zu suchen, laufe ich einfach weiter durch den Regen. Es ist warm und ich genieße die Regentropfen in meinem Gesicht und auf meinem Oberkörper. Auch der Geruch ist wieder einmal eine Wohltat. Der erdige Waldboden, die Eukalyptusbäume, der Regen... Das Wasser läuft an mir herunter und wäscht mich rein. Ironischer Weise erreiche ich gerade Lavacolla, das Dorf, in dem sich früher die Pilger ein letztes Mal im Fluss gewaschen haben, bevor sie nach Santiago kamen. Der Fluss lädt jedoch nicht mehr zum Baden ein und so kann ich von Glück sprechen, grade meine Dusche bekommen zu haben. Mein Magen beginnt zu knurren und ich habe einen riesen Hunger, der durch den köstlichen Geruch von Essen aus den Häusern noch verstärkt wird. In Santiago werde ich mir heute mal richtig was gönnen! Die kleinen Kinder, die an der Straße spielen und mir eine Blume schenken, haben es gut, die werden gleich von ihrer Mutter rein gerufen und bekommen eine köstliche Mahlzeit vorgesetzt.
    Um 14:30 Uhr erreiche ich den Monte de Gonzo. Von hier oben konnte man früher zum ersten Mal die Kathedrale Santiagos erblicken. Heutzutage fällt die Suche ein wenig schwerer und man kann lediglich nach der Kathedralturmspitze Ausschau halten. Der restliche Weg bis vor die Kathedrale von Santiago ist nun noch wenige Kilometer lang. Es geht durch die ersten Straßen und an den ersten Häusern Santiagos vorbei. Noch ist alles nicht sehr einladend, bis man die Porta do Camino (Pforte des Weges) durchquert und die Altstadt betritt. Es ist voller Menschen, Musiker an jeder Ecke, nervöse Spanier, die hastig durch die Gassen rennen,
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