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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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seine Einladung zwar ab, da ich selbst bestens ausgerüstet bin, setze mich aber gerne zu ihm und freue mich über ein wenig Gesellschaft an diesem nassen, düsteren Morgen. Sein Name ist Eduardo, kurz Edu. Wir beginnen unser Frühstück mehr und mehr auszudehnen und uns über allerlei Dinge zu unterhalten. Ich erzähle ihm von meiner derzeitigen Situation, dass ich Maja aus einer Herberge geholt habe und nun deprimiert bin, sie weggeben zu müssen, auch, wenn ich weiß, dass es das Beste für sie ist und Edu baut mich auf, ohne dass ich ihn darum bitte. Er sagt genau das Gleiche wie Lucia und im Grunde auch das, was ich mir gedacht habe als ich sie mitgenommen habe, nämlich, dass Maja nun eine Zukunft und die Chance auf ein richtiges Leben hat, was ohne meine Tat nicht möglich gewesen wäre. Auch, wenn ich das eigentlich selbst weiß, so baut es mich ungemein auf dies von jemandem grade heute noch mal bestätigt zu bekommen. Ich erfahre, dass Edu Tierarzt ist und in der Schweiz gearbeitet hat, nun aber wieder zurück zu seiner Freundin nach Spanien will. Er fährt die letzten Kilometer des Caminos aus Zeitgründen mit dem Fahrrad und seine kleine dicke französische Dogge namens Coca führt er in einem Anhänger mit sich mit, da diese unmöglich Schritt halten kann. Außerdem ist Coca bereits 14 Jahre alt und hat zu allem Überfluss Krebs. Edu tut alles, um das Leben des Tieres zu verlängern und es ihm so angenehm wie möglich zu gestalten. Mir gegenüber zeigt er sich unglaublich hilfsbereit. Er macht ein Foto von Maja und verspricht mir, entweder jemanden zu finden, bei dem ich mir keine Sorgen um Majas Zukunft machen brauche oder Maja selbst zu behalten. Ich soll noch bis Santiago laufen und dort treffen wir uns dann wieder. Ich kann es kaum glauben. Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich würde ihm am liebsten um den Hals fallen. Ich habe ihn weder darum gebeten noch danach gefragt, er hat es einfach gesagt, nachdem ich ihm meine Geschichte erzählt habe. Unterdessen lockert sich der Himmel auf und es hört auf zu regnen. Ich kann es noch gar nicht fassen, was gerade passiert ist. Vor wenigen Stunden lag ich noch deprimiert im Zelt und wollte nicht aufstehen und nun habe ich eine Lösung für Maja gefunden, nur weil ich mich überwunden habe, aus meinem Zelt zu kriechen und den Tag in Angriff zu nehmen!
    Gegen 11:30 Uhr kommen wir beide dann endlich los. Edu düst mit Fahrrad und Hundeanhänger davon und Maja und ich nehmen die Verfolgung zu Fuß auf. Mir geht es so gut wie schon seit Tagen nicht mehr, auch, wenn ich weiß, dass ich Maja bald abgeben werde. Dennoch habe ich genau das gefunden, wonach ich gesucht habe. Besser hätte es gar nicht kommen können. Ein junger, sehr sympathischer Tierarzt wird nun Majas restliches Leben ein Auge auf sie haben oder sogar ihr neues Herrchen werden. Ich weiß nicht, wie oder warum das geschah, aber auch diese Geschichte gehört für mich zu den unglaublichen Mysterien des Caminos. Ich wünsche mir etwas und es geschieht. Nun werde ich auf jeden Fall meinen Weg nach Finisterre fortsetzen, wahrscheinlich dann leider ohne Maja. Es wird mir bestimmt nicht leicht fallen, plötzlich wieder ganz alleine zu sein, aber so kann ich mich in alle Ruhe von ihr verabschieden, wenn ich nach Finisterre weiter laufe.
    Nachdem ich Palas de Rei hinter mir gelassen habe, wird der Camino wieder wunderschön. Es geht durch dichtbewachsene Wege, die wie Canyons durch die Wälder verlaufen.

    Maja und ich laufen knappe 20 km bis Melide, ohne zu stoppen, durch. Melide ist ein wichtiger Knotenpunkt, da hier der Jakobsweg der Nordroute von Oviedo über Lugo auf den Camino francés trifft. Bevor wir uns ins Stadtzentrum wagen, halten wir an einem kleinen Fluss, um zu rasten und eventuell ein kleines Nickerchen zu halten. Ich halte meine Füße ins kalte klare Wasser und öffne mir eine Dose Calamares. Das Wetter heute spielt ziemlich verrückt und beginnt sich stark zuzuziehen. Es schaut nach Gewitter aus, so dunkel, wie der Himmel wird. Neben mir befindet sich ein Privatgrundstück, auf dem jede Menge große Festzelte stehen. Da ich zu faul bin, mein Zelt extra für ein kleines Schläfchen aufzubauen, ich aber auch nicht im Schlaf vom Gewitter überrascht werden möchte, wage ich einen Blick in die Zelte. Innen ist es schön warm und der Boden ist mit Holzplanken ausgelegt. Da weit und breit kein Mensch zu sehen ist, breite ich meine Isomatte aus und lege mich schlafen. Etwa zwei Stunden
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