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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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ziemlich kühl und stark bewölkt, meistens reißt das Wetter im Laufe des Tages aber auf. Solange es nicht regnet, ist es im Grunde das ideale Wanderwetter. Der Wald ist nass vom Regen der letzten Nacht und der nasse Geruch steigt mir in die Nase. Ich liebe den Geruch von Regen. Abhängig davon, wo er runter kommt, ändert sich sein Geruch. Heute ist es der nasse Wald, der duftet. Am frühen Mittag erreichen wir Arzúa, unser gestriges Etappenziel. Während Maja ein Schläfchen im Vorraum einer kleinen Kapelle hält, suche ich ein Internetcafé auf, um meine Emails zu checken. Immer noch keine Antwort von Lucia und auch Eduardo hat sich noch nicht gemeldet. Ich gehe zurück und setze mich zu Maja. Wir dösen beide ein paar Stunden vor uns hin. Es kommen jede Menge Pilger vorbei, um sich ihren Pass abzustempeln. Da es niemanden hier gibt, der diese Aufgabe übernimmt, halten mich die meisten der Eintreffenden für den Zuständigen und fragen mich jedes Mal höflich, ob sie ihren Stempel bekommen könnten. Da der Stempel einfach auf einem kleinen Tischlein steht, deute ich ihnen, sich einfach zu bedienen. Um kurz vor 15 Uhr reißt das Wetter ein wenig auf und ich beschließe, weiter zu laufen. Der Kilometerstein schreibt 36 km bis Santiago. Die Natur ist nicht mehr ganz so schön wie die letzten Tage, aber dennoch passieren wir immer noch jede Menge Waldwege. Die Wälder mit ihren unzähligen Bächen erinnern mich an die Wälder der deutschen Eifel, nur mit dem Unterschied, dass hier und da auch mal ein Eukalyptusbaum auftaucht. Der Himmel reißt nun immer weiter auf und die Sonne scheint bereits wieder. Da die Pilger mich im Vorraum der Kapelle nicht wirklich haben schlafen lassen, hole ich diesen Schlaf nun nach und lege mich auf eines der großen Felder des Weges. Mein Mittagsschlaf ist das Beste überhaupt. Zu Hause mache ich nie Mittagsschlaf, aber hier auf dem Camino schlafe ich mittags so tief und fest, dass es eine reine Wohltat ist. Ich bin immer sofort weg und auch heute versinke ich binnen weniger Minuten im Tiefschlaf. Als ich wieder erwache, ist es bereits 18 Uhr. Fühle mich total fit, habe aber irgendwie das Gefühl, ich hätte den ganzen Tag nur geschlafen. Mein Zahn, den ich mir in Villafranca del Bierzo abgebrochen habe, beginnt mich langsam zu beunruhigen, da ich ihn bei Belastung deutlich spüre. Dennoch habe ich zu großen Respekt, hier in Spanien zum Zahnarzt zu gehen. Von weitem höre ich wieder die Stimmen der pubertären deutschen Jugendlichen, die ich gestern bereits passiert habe. Die Kids gingen mir gehörig auf die Nerven mit ihrem Gebrüll. Um ihnen nicht wieder zu begegnen, packe ich schleunigst mein Zeug zusammen. Im Eiltempo haste ich davon, um Distanz zu schaffen. Zwar sind sie noch nicht in Sichtweite, aber das Problem ist schließlich nicht das Visuelle, sondern das Akustische ihrer pubertären Unterhaltungen. Die Flucht war erfolgreich und Maja und ich sind wieder unter uns. Unsere traute Zweisamkeit wird jedoch kurz von einem Eichhörnchen unterbrochen, welches etwa 3m vor uns auftaucht und mitten auf dem Weg erschrocken inne hält, als es uns erblickt. Majas Gehirn ist total blockiert und trotz ihres Instinktes steht sie wie angewurzelt Auge in Auge dem Eichhörnchen gegenüber. Erst, als der kleine süße Nager auf den nahegelegenen Baum flüchtet, stürzt Maja los. Irritiert schaut sie sich um, wo ihre Beute abgeblieben ist. Die Möglichkeit des Baumes zieht sie dabei nicht in Betracht. Ich muss lachen und schaue Majas Irritation zu. Sie ist ganz aufgeregt und rennt laut bellend wild hin und her. Nachdem sie sich beruhigt hat, schaut sie mich mit großen Augen an, als hätte ich eventuell das entflohene Tier zu fassen bekommen.
    Der Camino ist heute merkwürdig. Teilweise passieren wir wunderschöne Wälder, dann geht’s wieder Ewigkeiten an Schnellstraßen entlang, um danach wieder einen weiteren Wald zu erreichen. Der Wegesrand ist voll mit wunderschönen Orchideen und den exotischsten Blumen. Für mich als Norddeutschen mal was anderes als immer nur Gänseblümchen. Um 22 Uhr abends befinden wir uns kurz vor Pedrouzo-Arca und stoßen auf eine einladende Waldlichtung hinter einer Anhöhe ab des Weges. Ich bevorzuge es immer, ein wenig abseits zu schlafen, so dass nicht jeder vorbeikommende Pilger direkt auf mein Zelt stößt. Dieser Platz kommt mir dabei wie gerufen. Nach einigen Wochen Camino und so kurz vorm Ziel bin ich mittlerweile auch nicht mehr so wählerisch, was
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