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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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später werde ich von einem ohrenbetäubenden Donnern geweckt, wenige Sekunde später prasselt der Regen in Strömen auf die Erde herab. Für einen Moment schaut es so aus, als würde ich den Rest des Tages plus die bevorstehende Nacht hier im Zelt verbringen, allerdings lässt der Regen etwa 20 Minuten später schon wieder nach und 30 Minuten später hört er vollständig auf. Ich nutze die Gelegenheit und laufe sofort weiter. In 2 Tagen möchte ich in Santiago sein, um Edu wieder zu treffen oder zumindest auf seine Vermittlung eingehen zu können. Das war der Deal und da es nur noch ca. 55 km bis Santiago sind, sollte das kein Problem sein. Möchte heute noch etwa 10 km schaffen, um dann die kommenden zwei Tage jeweils ca. 20 km zu laufen.
    Melide stellt sich als riesige Stadt heraus, die am „Dorfeingang“ nichts von alledem vermuten ließ. Nachdem wir endlich aus dem Labyrinth entflohen sind, setzt sich der Camino in seiner heutigen Pracht fort. Ich komme an allerlei Apfelbäumen vorbei. Obwohl ich bisher keine guten Erfahrungen gemacht habe, wage ich es, einen dieser prallen, großen, roten Äpfel zu pflücken. Mutig beiße ich hinein und wie eigentlich schon erwartet, habe ich auch dieses Mal nicht den Hauptgewinn gezogen. Es wird langsam später Nachmittag und andere Pilger sind bereits nicht mehr zu sehen. So laufen Maja und ich ganz alleine, was wir ja wirklich lieben. So langsam spüren wir jedoch unsere Erschöpfung und da mir mein Wasser ausgegangen ist, bekomme ich obendrein auch noch eine trockene Kehle. Maja bedient sich währenddessen fleißig an den zu genüge auftauchenden Pfützen des Weges. Ich will heute nicht mehr weit laufen, daher beginne ich Ausschau nach einem guten Zeltplatz zu halten. Statt eines Zeltplatzes finde ich jedoch einen Himbeerstand einer alten Dame und kaufe mir eine Schachtel Himbeeren plus ein kleines Döschen ihrer selbstgemachten Himbeermarmelade für mein Abendbrot. Die Himbeeren sind genau das richtige für meinen ausgetrockneten Mund und geben mir Kraft, noch ein paar weitere Kilometer zu bewältigen. Kurz hinter dem Dorf Rio stoppe ich. Maja will nicht mehr und auch ich bin nicht mehr wirklich fit. Es beginnt außerdem langsam zu dämmern und der Himmel zieht sich wieder zu. Der Zeltplatz auf einem der gemähten Felder ist entspricht zwar nicht meiner Idealvorstellung, aber ich möchte heute kein Risiko mehr eingehen und schlage hier mein Zelt auf. Anschließend schmiere ich mir die köstliche Himbeermarmelade von Oma auf mein trockenes Brot. Es ist 22 Uhr und kaum steht mein Zelt, scheint Maja irgendwo Energiereserven hervorgeholt zu haben und beginnt wie verrückt herumzutoben. Da ich jedoch im Gegensatz zu ihr keine Reserven mehr habe, verkrieche ich mich ins Zelt und zwinge sie, ebenfalls ins Bett zu gehen, woran sie nicht im Geringsten denkt und mir geschlagene 20min in Arme, Beine und Füße beißt, um mich zum Spielen aufzufordern. Heute bin ich mal der Erste von uns beiden der im Tiefschlaf versinkt.

15.07.09, Mittwoch – Arzúa nach Pedrouzo-Arca

    Ich schlafe wie immer aus und komme erst um 10 Uhr morgens los. Als ich um die Ecke auf den Camino biege, begegne ich zwei Spanierinnen Mitte 40. Sie laufen wenige Meter hinter mir und Maja beginnt wie jeden Morgen, alles, was sie findet in den Mund zu nehmen. Dieses Verhalten führt dazu, dass die beiden Spanierinnen mich auffordern, stehen zu bleiben, um mir dann gehörig ihre Meinung zu sagen. Sie sind nämlich der Ansicht, ich würde meinen Hund nicht füttern und verhungern lassen, denn sie hätten beobachtet, wie mein Tier nahezu alles vom Boden aufpickt. Ist ja auch schön günstig, faucht mir eine der beiden ins Gesicht. Ich gucke sie an, als wären sie zwei Außerirdische, die gerade nach ihrem interstellaren Flug direkt vor meiner Nase gelandet sind, schüttele den Kopf und fange an zu lachen. Da es keinen Sinn hat und ich grade erst aufgestanden bin, lasse ich mich auf keine weitere Debatte ein, drehe mich um und setze meinen Weg fort. Dass viele Spanier keinen Bezug zu Tieren haben und diese oft wie leblose Objekte behandeln, ist mir bereits bewusst, aber bei einem Welpen nicht einmal den Spieltrieb zu erkennen, grenzt schon an Dummheit. Wenigstens haben die beiden es im Sinne des Hundes gut gemeint, nur die Art und Weise, mir dieses mitzuteilen, war ein wenig unangebracht. Ich höre sie noch hinter mir her schimpfen und schüttle sie dann einige Zeit später zum Glück ab.
    Es ist heute wieder
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