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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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paar Runden zu schwimmen oder Tagebuch zu schreiben.
    Am Nachmittag schlendere ich noch einmal durch die Stadt, schaue mir die wenigen Bauten an und gehe in einer Bar was trinken. Anschließend suche ich erneut das Internetcafé auf. Von Lucia ist jedoch noch keine Antwort gekommen.
    Der Tag beginnt sich zu ziehen und so beschließe ich wieder zu meinem Zelt zurück zu gehen und abermals ein paar Bahnen im See zu schwimmen. Danach lege ich mich wieder in die Sonne und wiederhole mein Programm vom Vormittag.
    Ich warte einfach und gucke die ganze Zeit auf die lange Brücke, über die jeder Pilger laufen muss, um nach Portomarín zu gelangen. Scharen von Pilgern passieren die Brücke, hätte nie gedacht, dass so viele Pilger hier täglich lang kommen, aber keine Brasilianerin mit Hund dabei.
    Am Abend um 21 Uhr gehe ich enttäuscht schlafen. Maja übernimmt unaufgefordert die Nachtwache und guckt wie ich zuvor noch Ewigkeiten auf die Brücke. Wo mag Lucia jetzt wohl sein?

13.07.09, Montag — Portomarín nach Palas de Rei

    Ich wache sehr früh auf und will heute weiter laufen. Es macht keinen Sinn, hier zu warten, wenn ich nicht weiß, ob Lucia hinter mir oder vor mir ist, auch wenn ich annehme, dass sie hinter mir sein muss. Um 7:30 Uhr laufe ich los und muss erst einmal den Camino finden, wie so oft, wenn ich eine Stadt verlasse, die größer ist als ein Dorf. Der Himmel ist heute in zwei Hälften geteilt. Die eine Seite ist dunkel und grau ohne einen einzigen
    Sonnenstrahl, die andere Seite wunderbar klar mit blauem Himmel. Maja und ich befinden uns natürlich heute morgen, genau wie meine Laune, auf der schattigen Seite. Massen von Pilgern bevölkern den Camino und lassen einen keinen einzigen Atemzug alleine tun. Haufenweise Spanier, die wahrscheinlich in Sarria los gelaufen sind, um sich die Urkunde zu holen, für die sie nur die letzten 100 km benötigen. Die Schulklassen sind für mich jedoch das Schlimmste und Maja ist von dieser Karawane auch nie wirklich angetan. Es sind einfach zu viele Menschen, von denen jeder die Hand nach Maja streckt und in internationaler Kleinkindersprache Laute von sich gibt. Ich selbst fange an, nun auch noch wegen Maja zu trauern. Ich bin nun kurz vor Santiago und langsam muss ich eine Lösung für die Kleine finden. Bevor ich Deutschland verlassen habe, spielte ich mit dem Gedanken, von Santiago aus direkt weiter nach Australien zu reisen. Nun überlege ich, noch einmal nach Deutschland zurück zu fahren und sie dort zu vermitteln. Bei den Deutschen weiß ich wenigstens, dass diese mit Hunden anders umgehen als die Spanier. Auch die Vermittlung wäre einfacher und ich könnte sehen, wie Majas Zukunft aussehen würde. Ich bringe es bisher nicht fertig, die Pilger zu fragen und ich werde mich auch in Deutschland nicht leicht von ihr trennen können. Für mich ist wichtig, dass ich mit absoluter Sicherheit weiß, dass Maja in guten Händen ist und ein wundervolles Leben haben wird. Ich kann sie daher nicht einfach dem nächstbesten Pilger in die Hand drücken, der sie einfach nur süß findet. Alle Welpen sind süß, aber das Tier wächst und lebt seine 10-15 Jahre. Wer sich darüber nicht bewusst ist, kann sich keinen Hund halten. Ich muss eine Lösung finden, doch ich beruhige mich und sage mir: die Lösung wird kommen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Mich nun verrückt zu machen ändert nichts an der Situation. Es wird sich eine Lösung finden, ich bin auf dem Jakobsweg und bisher geschah alles zur rechten Zeit, also hab Vertrauen.
    Wir laufen mit den Hunderten von Pilgern bis nach Gonzar, wo sich die Karawane langsam auflöst und nach und nach alle Pilger verschwinden. Es ist mittags und langsam wird es heiß. Ich suche mir mit Maja ein schattiges Plätzchen, denn mittlerweile befinden auch wir uns wieder auf der Sonnenseite des Tages. Hängt wohl damit zusammen, dass sich der Trott aufgelöst hat...
    Ich schlafe tief und fest für 4 Stunden ein. Als ich aufwache, ist es kurz vor 15 Uhr. Ich frage mich, ob ich es einfach nur nicht mitbekommen habe oder ob tatsächlich kein einziger Pilger, seit ich hier liege, an mir vorbei gekommen ist. Ich bleibe noch eine halbe Stunde liegen und laufe dann den Weg zurück, um einen der gelben Pfeile zu suchen. Eine knappe Stunde bin ich unterwegs, bevor ich endlich wieder eine Markierung an einer Weggabelung sehe. Hier bin ich verträumt gerade aus weiter gelaufen, statt rechts abzubiegen und habe meine heutige Etappe somit um gute 8 km
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