Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
mich zu meiner kleinen Maja.
11.07.09, Samstag – Sarria nach Portomarín
Ich schlafe heute mal wieder richtig aus und laufe erst um 10 Uhr los. Es ist bereits ziemlich warm. Maja fängt munter die vor uns herfliegenden Schmetterlinge — oder besser gesagt: versucht es, denn bisher hat sie keinen einzigen fangen können. Der Weg ist sehr schön und angenehm zu laufen. Wir passieren unzählige kleine Dörfer, laufen an Bächen und uralten Steinmauern entlang, passieren riesige mit Efeu bewachsene alte Eichenbäume und bekommen die Postkartenidylle akustisch mit Vogelgesang untermalt. An einem der vielen Höfe sitzt etwa 200m vor dem Eingang ein kleiner Hund mitten auf dem Weg. Als Maja ihn erblickt, läuft sie munter auf ihn zu, um zu gucken, um welchen Artgenossen es sich hier handelt. Die beiden beschnüffeln sich gegenseitig und die Bäuerin erscheint in einem der Fenster des Hofes. Ihrer Stimme nach zu urteilen scheint irgendetwas nicht in Ordnung zu sein, denn sie verflucht mich aufs übelste und redet irgendetwas von Hunden. Ob sie meinen oder ihren meint, weiß ich nicht. Etwas verwirrt von ihrem Auftritt laufe ich weiter, da kommt sie auch schon aus dem Haus gestürmt, um ihre Verwünschungen fortzusetzen. Ich verstehe kein Wort und habe auch keinen blassen Schimmer, was ihr Problem sein könnte. Wenige Meter vor mir dreht sich ein älterer spanischer Pilger um und schaut mich mit einem breiten Grinsen an und schüttelt nur den Kopf. Die Alte ist also einfach nur hysterisch und verrückt, ok, dann brauch ich mir also keine weiteren Gedanken über sie zu machen. Da ich sie eh nicht verstehe, gehe ich einfach weiter und lasse sie stehen. Noch einige hundert Meter weiter kann ich sie schimpfen hören. Würde zu gerne wissen, was sie so beschäftigt hat. Ich hole den Rest meines KitKats raus und esse dieses, bevor es mir im Rucksack schmilzt und eine riesen Sauerei anrichtet. Ich überlege, wo Lucia wohl sein mag. Wahrscheinlich ist sie hinter mir und ich laufe ihr grade davon. Ich beschließe, in Portomarín ein Internetcafé aufzusuchen und ihr eine Email zu schreiben. Außerdem muss ich mir mehr Schokolade besorgen, keine Ahnung, wieso, aber momentan bin ich süchtig nach Schokolade, was für mich sehr außergewöhnlich ist, denn normalerweise kann ich mit Schokolade absolut gar nichts anfangen. Wenige Minuten später passiere ich die 100 km Markierung nach Santiago. Der Markierungsstein ist mit Blumen und Steinen geschmückt und von oben bis unten bemalt. Ein merkwürdiges Gefühl, zum ersten Mal wird mir bewusst, wie weit ich schon gelaufen bin und dass ich mich tatsächlich kurz vorm Ziel befinde.
Auf der Hälfte der heutigen Etappe stoppe ich dann in Morgade und esse die mit Abstand köstlichste Empanada, die ich jemals probiert habe! Auch Maja bekommt ihre Ration, was ich mir hätte sparen können, denn kaum erreichen wir das nächste Dörflein, sitzt eine alte Dame vor ihrem Restaurant und bittet mich kurz zu warten, damit sie ein schönes gebratenes Steak aus der Küche für das Tier holen kann. Am liebsten hätte ich es ihr aus der Hand gerissen und selbst verdrückt, so lecker sah das Stück Fleisch aus. Maja schlingt es mit einem Bissen runter und die Dame schaut mich an, als würde ich mein Tier nicht füttern. Sie nimmt Maja auf den Arm und trägt sie hinters Haus, wo sie für ihre Hunde einen riesigen Napf hat, in dem alle Essensreste aus ihrem Restaurant landen. Da Maja aus einer Großfamilie kommt, wo ein Napf gefüllt wird und jeder um sein Essen kämpfen muss, hat sie noch nicht ganz kapiert, dass sie nun genug zu essen bekommt und sich nicht mehr hetzen muss, um etwas abzubekommen. Das All-You-Can-Eat Buffet wird vor ihrer Nase eröffnet und sie beginnt zu schlingen was sie zwischen die Backen bekommt. Da ich sie jedoch nicht hungern lasse und mehr als genau darauf achte, dass sie ausreichend zu essen bekommt, sage ich nach einer Weile, dass sie genug gegessen hat. Die Señora versteht dies nicht und wiederholt immer und immer wieder, dass das Tier Hunger hat, sonst würde es doch nicht essen. Dass Maja aber auch ohne Hunger essen kann, scheint ihr keine mögliche Option zu sein. Irgendwann hebe ich Maja einfach von dem Essen weg, da es definitiv zu viel wird. Sie sieht bereits aus wie eine Schlange, die ein Ei gegessen hat, so kugelrund ist ihr kleines Bäuchlein jetzt. Ich unterhalte mich noch ein wenig mit der Señora und erzähle ihr, wie wunderschön sie es hier hat, auch wenn ich
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