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Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
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schon...
    Da ich herzlichst empfangen werde und auch die Herberge sehr nett und sauber ist, lege ich meine Sachen ab und beschließe, für heute hier zu bleiben. Ich bekomme einen Stempel in meinen Credencial gedrückt und ein Bett zugeteilt und werde noch kurz durch die Räumlichkeiten geführt. Nach einer erfrischenden Dusche mache ich mich auf, die Stadt zu erkunden und etwas fürs Abendessen einzukaufen. Beeindruckt von der Stierkampfarena an der Plaza de Toros laufe ich durch die Calle Estafeta, der Stiertriebgasse der Sanfermines und bin doch erleichtert, dass die Fiesta erst nächsten Monat stattfindet und ich keine Todesängste haben muss, von einer Horde schwarzer Bullen mit blutunterlaufenen Augen und Nasenring gejagt zu werden. Nach meinem kleinen Stadtbummel ziehe ich mich wieder zurück in die Herberge, um mein Abendmahl zu mir zu nehmen. Noch einen kurzen Gruß an Ernest Hemingway und dann ab in die Koje, denn um 22 Uhr ist Bettruhe.
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3.06.09, Samstag — Pamplona nach Puente la Reina

    Mein kleiner Reiseführer warnt mich heute vor den Sierra del Perdón. Lustiger Name denke ich sofort, Berge der Entschuldigung. Wofür entschuldigen die sich denn? Eventuell für die stürmischen Verhältnisse, die angeblich dort oben herrschen sollen? 1000m geht’s heute hoch und bis Puente la Reina sind es insgesamt etwa 23 km. Da es heute morgen um 6 Uhr Frühstück in der Herberge gab, starte ich entsprechend früh und laufe um 7 Uhr morgens bereits durch die Altstadt Pamplonas. Dem Müll nach zu urteilen war hier gestern Nacht die Hölle los, wovon wir braven Pilger jedoch nichts mitbekommen haben. Umso schöner sind nun die vollkommen leeren Straßen. Es geht am Rathaus vorbei und durch ein paar Gassen, bis ich die Stadt verlasse.
    Ein Thermometer, an dem ich vorbei komme, zeigt bereits 21 °C an. Für die frühe Stunde eine stattliche Temperatur, denke ich mir und wage es nicht, bereits an die Mittagszeit zu denken. Wie auch die letzten Tage geht’s hinter Pamplona wieder durch Wiesen und Weizenfelder und als neues Element kommen ab heute noch die Olivenbäume hinzu. Es geht zügig voran. Ich merke gar nicht, wie schnell die Zeit vergeht, als ich auch schon am Perdónkamm ankomme und somit bereits die Hälfte der Strecke hinter mir habe. Mein Büchlein hat nicht zu viel versprochen. Als ich oben zwischen den Windrädern auf dem Kamm stehe, scheint mir dieser Platz durchaus die richtige Wahl zur Erzeugung von Windenergie zu sein. Es bläst wirklich ordentlich und ich brauche mir keine Gedanken zu machen, wie ich mein vom Aufstieg durchgeschwitztes T-Shirt trocknen kann. Auf dem Weg nach oben holt mich ein Amerikaner aus Kalifornien ein und beginnt direkt mit einem Gespräch. Der nette sympathische Kerl namens Ithan, hatte ein Stipendium bekommen und 2 Jahre in Stuttgart gelebt. Nun vor seiner Rückreise in die USA möchte er den Jakobsweg nach Santiago de Compostela laufen. Sein Deutsch ist einwandfrei mit lediglich winzigem Akzent. Er spricht mich direkt auf Deutsch an und erneut frage ich mich, ob es an meiner Größe, sowie Haar- und Augenfarbe liegt, dass ich so leicht zuzuordnen bin? Wir laufen noch ein ganzes Stückchen zusammen weiter, bevor wir uns trennen, uns dann aber in Obanos, dem letzten Dorf vor Puente la Reina, zufällig wieder begegnen. Ich habe solch einen Juckreiz unter meinen Kniebandagen, dass ich die Dinger ablegen muss.
    Da die Hitze wie die letzten Tage schon wieder unerträglich ist, gönne ich mir eine Pause im Schatten der neugotischen Kirche des Dorfes. Unter meinen Bandagen hat meine Haut nicht nur zu jucken begonnen. Als ich sie ablege, sehe ich eine riesige, allergische Hautreaktion. Zuerst führe ich diese auf das Material der Bandagen zurück, stelle dann jedoch fest, dass ich an den Schultern sowie an der Hüfte, wo die Gurte des Rucksackes lang führen, ebenfalls leichten Ausschlag habe. Ich schwitze einfach zu viel und der Schweiß unter den Stellen, die eng an meiner Haut anliegen, verursacht dann diesen Hautausschlag. Ein paar neue Blasen an den Füßen habe ich auch, aber komischer Weise nehme ich diese schon gar nicht mehr wahr. Direkt vor mir befindet sich ein Wasserspender. Da nicht nur mein Hautausschlag eine Dusche vertragen könnte, sondern auch ich es in dieser Affenhitze nicht mehr aushalte, setze ich mich einfach mit Boxershorts mitten auf der Plaza im Schneidersitz darunter und lasse das kalte Wasser auf mich einprasseln. Ein absolut wohltuendes Gefühl.
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