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Patricia - Der Kuss des Vampirs

Patricia - Der Kuss des Vampirs

Titel: Patricia - Der Kuss des Vampirs
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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Barlem Castle
     
    Ein fiktives Schloss in Exmoor, in der Grafschaft Devon
     
    Mitte des 19. Jahrhunderts
     
    Es war nicht das erste Mal, dass Pat in der Nacht aufwachte. Aber es war nicht das Gewitter gewesen, das sie geweckt hatte, sondern diese unheimlichen Geräusche, die sie jedes Mal veranlassten, etwas mehr in die Polster zu kriechen und die Decke so weit hinaufzuziehen, dass gerade noch ihre Nasenspitze hervorschaute.
    Da! Das war ganz deutlich ein Frauenlachen, sehr tief und erotisch. Einige Türen schlugen, ein Poltern, ein Blitz zuckte auf, sodass das Zimmer trotz der dichten Vorhänge taghell erleuchtet war. Ein Aufschrei, der halb vom unmittelbar darauffolgenden Donner erstickt wurde. Pat verkroch sich noch tiefer, als vom Wald her das schaurige Heulen eines Hundes ertönte. Oder war es gar ein Wolf? Gab es hier überhaupt Wölfe? Sie bemerkte, wie ihre Fingerspitzen vor Aufregung kalt wurden, legte die Arme schützend um den Körper und schob die Hände unter die Achselhöhlen. Die Kerze, die sie am Abend hatte brennen lassen, weil sie es nicht ertrug, in diesem unheimlichen Schloss im Dunkeln zu liegen, war schon fast völlig heruntergebrannt. Als längere Zeit alles still war, kroch sie so leise wie möglich aus dem Bett, schlich auf Zehenspitzen hinüber zum Tisch, holte eine neue Kerze und zündete sie an.
    Sie hielt inne, als das Frauenlachen näher kam. Jemand ging am Gang vorbei. Die gurrende Frauenstimme sagte etwas und eine andere, männliche, antwortete. Pat lauschte dem Klang dieser zweiten Stimme unwillkürlich nach. Sie war sehr angenehm, volltönend und dunkel, auch wenn ihr Besitzer sich einer Sprache bediente, die ihr fremd war. Wieder ein Blitz und fast gleichzeitig ein Donner, der das ganze Schloss erbeben ließ. Der Wind heulte um das Haus und der Regen prasselte gegen die Fensterscheiben, als würde jemand ganze Fässer vom Himmel schütten. Sie hörte das ängstliche Wiehern eines Pferdes und schlich zum Fenster, um vorsichtig die Vorhänge zur Seite zu schieben und hinauszuspähen. Blitze durchzuckten die Nacht, erhellten die Wiese vor dem Schloss und die dunklen Bäume des kleinen Parks, der das Anwesen vom Moor trennte, dennoch konnte sie nicht sehen, was unten vor dem Eingangstor vor sich ging. Kurz darauf vernahm sie wieder dieses Frauenlachen und dann Peitschenknallen. Abermals ein Wiehern und dann der Klang einer anfahrenden Kutsche. Trotz des Regens konnte sie den dunklen Schatten erkennen, der sich langsam durch den regennassen und lehmigen Weg vorwärtsbewegte. Plötzlich zuckte ein Blitz auf, die Kutsche war taghell beleuchtet, Pat sah ganz deutlich vier schwarze Pferde, das nassglänzende Dach, den bedauernswerten Lakaien hinten am Wagen. Noch ein Aufblitzen, ein ohrenbetäubender Donner und die Kutsche war verschwunden.
    Pat starrte verblüfft hinaus in die Dunkelheit, drückte sich fast die Nase am Fenster platt, aber da war nichts mehr. Sie öffnete, ungeachtet des hereinpeitschenden Regens, das Fenster und lehnte sich hinaus. Das ging ja wohl nicht mit rechten Dingen zu! Eine Kutsche konnte sich doch nicht einfach so in Luft auflösen! Sie spürte, wie der Wind an ihrem offenen Haar zerrte, es weit hinausflattern ließ. Wieder ein Blitz. Die Kutsche war zwar fort, aber dort unten, auf der Wiese vor dem Schloss, stand jemand im strömenden Regen. Der Sturm riss an seinem Mantel, peitschte den Regen auf ihn herab, er rührte sich jedoch nicht, sondern stand nur ruhig da. Es ging etwas Unwirkliches von ihm aus und Pat lehnte sich, obwohl ihr Haar und ihr Gesicht schon ganz nass waren, noch ein wenig weiter hinaus, um ihn besser sehen zu können. Da plötzlich wandte er sich um und trotz der Entfernung und der Dunkelheit hätte Pat schwören können, dass er sie ansah. Sie starrte hinunter, fasziniert von dieser unwirklichen Gestalt, die so gleichgültig Wind und Wetter trotzte. Im selben Moment zuckte es vom Himmel, ein gewaltiger Donner folgte, der die Mauern erschütterte. Pat schloss geblendet die Augen und als sie sie wieder öffnete, war der Mann fort. Ebenso verschwunden wie die Kutsche.
    Der Regen wurde noch heftiger und Pat schloss hastig die Fensterflügel und zog die Vorhänge zu. Ihr Haar, ihr Gesicht und ihre Arme waren tropfnass. Sie wollte nach einem Handtuch greifen um sich trockenzureiben, blieb jedoch wie angewurzelt mitten im Zimmer stehen, als Schritte erklangen. Energische, feste, die unmöglich von dem stets gemessen dahinschreitenden Butler
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