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Patricia - Der Kuss des Vampirs

Patricia - Der Kuss des Vampirs

Titel: Patricia - Der Kuss des Vampirs
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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dachte, meine Liebe, Sie hätten vielleicht gerne ein Tässchen Tee.« Mrs. Simmons war die Einzige, die nichts gegen Pats Anwesenheit im Schloss zu haben schien. Ihr Mann, der Butler, war höflich, aber es lag in seinem Benehmen ihr gegenüber immer eine gewisse unausgesprochene Indignation, als würde er es als völlig unpassend für sie erachten, sich in hier aufzuhalten. Seine Frau dagegen freute sich sichtlich über die weibliche Gesellschaft in diesem großen, aber einsamen Schloss, von dessen etwa fünfzig Räumen nur ganz wenige bewohnt waren. Außer den Simmons zählten lediglich ein betagtes, fast taubes Zimmermädchen, das an drei Tagen in der Woche vom Dorf heraufkam, ein schielender Stallbursche und ein wortkarger Kutscher zu dem schmächtigen Haushalt. Aber diese anderen drückten sich, wenn sie Pat begegneten, immer gleich scheu zur Seite und antworteten nur schüchtern auf ihren Gruß.
    Pat widmete sich, nachdem Mrs. Simmons wieder gegangen war, abermals dem Studium dieses faszinierenden Bildes, als sie plötzlich ein kalter Luftzug traf. Sie sah sich unbehaglich um und zog ihr Schultertuch etwas enger um sich. Seltsam, wie unheimlich ihr diese Bibliothek in manchen Momenten erschien. Es war nicht das erste Mal, dass unvermittelt ein kalter Hauch durchzog, obwohl draußen die Sonne schien und alle Fenster fest verschlossen waren. Und außerdem hatte sie, wie schon so oft, die unangenehme Empfindung, von jemandem heimlich beobachtet zu werden. Dabei war das lächerlich. Die hohen Fenster, die fast die ganze linke Seite der Bibliothek einnahmen, lagen so hoch über dem Park, dass niemand davor stehen und hereinsehen konnte. Pat stand oft dort und blickte hinaus, denn sie waren die wenigen in diesem Schloss, die nicht aus kleinen, in Blei gefassten Scheiben bestanden, sondern die Sonne ebenso ungeteilt herein ließen, wie sie den Blick auf die vor dem Schloss liegenden Wiesen und den angrenzenden Wald freigaben.
    Die seltsamen Worte ihres Reisegefährten kamen ihr wieder in den Sinn. William Pentwell, ein Gentleman, der wie ein rettender Engel erschienen war, als die Postkutsche etwa eine Wegstunde vor Dunster in den Graben gerutscht war. Der Fahrer hatte einem anderen Wagen ausweichen müssen, dessen Kutscher wie ein Besessener die Peitsche geschwungen hatte, die Pferde waren im Galopp an ihnen vorbeigezogen und sie selbst waren mit einem gebrochenen Rad im Graben gelandet. Es war schon dunkel gewesen, Pat und die anderen Fahrgäste waren hungernd und ungemütlich in dem feuchten Gras neben dem Fahrweg gesessen und hatten darauf gewartet, dass Hilfe kam. Und sie war auch gekommen, nämlich in der Person von Mr. Pentwell, einem offensichtlich wohlhabenden Gentleman, der von London unterwegs nach Dunster war. Er hatte Pat und zwei andere Frauen mitgenommen und sie zum besten Gasthof der Stadt gebracht. Die beiden anderen hatten bald Gelegenheit gehabt, den Weg nach Minehead, ihrem Ziel, fortzusetzen, Pat hatte aber auf die Kutsche von Lord Churtham gewartet. Diese traf allerdings erst im Laufe des nächsten Tages ein, da Pat trotz des Unfalls früher in Dunster angekommen war, als sie gedacht hatte.
    Pentwell hatte sich als wahrer Kavalier und liebenswürdiger Gesellschafter entpuppt. Er hatte sogar ein Extrazimmer gemietet, wo Pat sich aufhalten konnte, ohne bei den etwas derben Gästen in der Wirtsstube sitzen zu müssen, und er hatte ihr am Abend bei einem erfreulich wohlschmeckenden Dinner Gesellschaft geleistet. Es war das erste gute Essen gewesen, seit sie von Brighton aufgebrochen war. Obwohl ihr Gastgeber über eine gewisse Indisposition klagte, die es ihm unmöglich machte mit ihr zu speisen, hatte Pat herzhaft zugegriffen und es sich schmecken lassen.
    An diesem Abend waren sie auch auf das Ziel ihrer Reise zu sprechen gekommen und Pat war nicht entgangen, dass Pentwell sichtlich zusammengezuckt war, als sie Lord Churtham und Barlem Castle erwähnt hatte. Er hatte sich schnell wieder gefangen, sie aber von Zeit zu Zeit mit seltsam besorgten Blicken gemustert und ihr dann beim Abschied wärmstens ans Herz gelegt, nur ja recht vorsichtig zu sein. Pat hatte sich damals gewundert, diese Warnung jedoch mehr als Ausdruck der Höflichkeit dieses äußerst zuvorkommenden Gentlemans angesehen und sich nicht weiter den Kopf darüber zerbrochen.
    Barlem Castle hatte aber tatsächlich etwas Unheimliches an sich. Was natürlich an den alten Mauern liegen konnte, dem Krachen im wurmstichigen Gebälk und den
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