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Patricia - Der Kuss des Vampirs

Patricia - Der Kuss des Vampirs

Titel: Patricia - Der Kuss des Vampirs
Autoren: Der Kuss des Vampirs
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stammen konnten, und zu Pats Entsetzen genau vor ihrer Tür verharrten. Sie hatte nicht den geringsten Zweifel, dass es der unheimliche Mann war, den sie soeben vor dem Schloss gesehen hatte.
    Erst jetzt fiel ihr auf, wie still es plötzlich war. Der Regen schien mit dem letzten Donnerschlag aufgehört zu haben und es herrschte eine fast tödliche Ruhe, die ihr bis in die Haarspitzen ging. Sie lauschte mit angehaltenem Atem, trotz des vorgeschobenen Riegels voller Furcht, dieser unheimliche nächtliche Spaziergänger könnte auf die Idee kommen, sie noch besuchen zu wollen.  Offenbar stand dieser andere aber vor der Tür und lauschte ebenso hinein wie sie hinaus - ein Umstand, der sie nicht eben beruhigen konnte.
    Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, in der Pat zitternd und schnatternd vor Kälte dastand, bis sich die Schritte wieder entfernten. Dann hastete sie zu ihrem Bett, sprang hinein und versteckte sich unter der Decke.
     

     
    Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne und Pat, die ihrer Arbeit in der Bibliothek von Barlem Castle nachging, gewann fast den Eindruck, als wäre dieses nächtliche Erlebnis nur einem Albtraum entsprungen. Ihre Angst war einfach unsinnig gewesen. Es war vollkommen unmöglich, dass eine Kutsche oder ein Mensch sich von einem Moment auf den anderen in Luft auflösen konnte. Alles nur Hirngespinste, die an einem so wunderbaren Tag nicht lange überleben konnten. Und sie hatte ohnehin Wichtigeres zu tun als darüber nachzudenken.
    Sie saß an einem dunklen, glänzend polierten Tisch, inmitten von Bücherwänden die an drei Seiten bis zur Decke der Bibliothek hinauf reichten, wobei die oberen Reihen nur mit der Leiter erreichbar waren. Vor und neben sich hatte sie mehrere Stapel von Büchern, über die sie nicht einmal mehr stehend hinwegblicken konnte, sowie mehrere Bogen Papier, ein Tintenfass und Federn, von denen man einigen bereits den recht energischen Gebrauch ansah. Sie hatte eines der Bücher aufgeschlagen und folgte mit dem Zeigefinger den Eintragungen, während sie mit kratzender Feder der schon recht umfangreichen Liste den Titel des Buches, den Autor, das Erscheinungsjahr und einige Bemerkungen zum Inhalt hinzufügte. Seit fast zwei Wochen machte sie das nun schon. Und zwar seit dem Tag, an dem sie in Dunster in Lord Churthams altmodisches, dafür aber sehr bequemes Gefährt gestiegen und damit drei Stunden lang über schlechte Wege geschaukelt war, ehe sie einen ersten Blick auf dieses alte Schloss hatte werfen können.
    Barlem Castle befand sich in der Grafschaft Devon, im Westen Englands, und lag, wie der freundliche Wirt in Dunster sie informiert hatte, etwa auf dem halben Weg zwischen der Hafenstadt Minehead und Exford. Das Anwesen befand sich in einem dichten Wald, den sie hier nicht vermutet hätte. Sie hatte sich unter dem Gebiet von »Exmoor« eine einsame, wenn auch durchaus reizvolle Gegend vorgestellt, die im Norden an das Meer grenzte und in der sich unheimliche Moorgebiete mit weiten, sanft gewellten Hügeln und leuchtend gelben Ginsterflächen abwechselten. Ihre Erwartungen hatten sie auch nicht getäuscht, aber gegen Ende der Reise waren sie längere Zeit neben einem Fluss steil bergauf durch eine dicht bewaldete Schlucht gefahren, an deren Ende endlich Barlem Castle gelegen war. Das Schloss war vielmehr eine alte Burg aus dem vierzehnten Jahrhundert, die später umgebaut worden war, und bestand aus einem gedrungenen, drei Stockwerke hohen Mittelteil, das beidseitig von runden Wehrtürmen flankiert war.  Einer davon war schon halb verfallen und konnte deshalb nicht mehr betreten werden. Der Hausherr lebte in dem zweiten, offenbar in besserem Zustand erhaltenen Turm und sie selbst war im ersten Stock des Haupttraktes untergebracht, in einem freundlichen, hell getäfelten Zimmer mit zierlichen Möbeln. Dem, soweit sie das beurteilen konnte, einzigen gemütlichen Raum in diesem zugigen Gemäuer. Alles was sie sonst von dem Schloss und dessen Eigentümer wusste war, dass sich dieses Anwesen schon seit über fünf Jahrhunderten im Besitz der Earls of Barlem befand, es jedoch viele Jahre leergestanden hatte, bis der jetzige Herr im Jahre 1802, also vor etwa fünfzig Jahren, zurückgekehrt war, um das Schloss und die dazugehörigen Ländereien zu beanspruchen.
    Pat schlug das Buch zu, legte es auf den Stapel zu ihrer Rechten und nahm ein anderes. Während sie es öffnete und begann, Titel und Autor abzuschreiben, lächelte sie zufrieden bei dem Gedanken, dass
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