Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum

Titel: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum
Autoren: Jean Felix M. Lützenrath
Vom Netzwerk:
ein Stück Brot dazu und einen Bonbon hinterher, wodurch sich mein Zuckerspiegel umgehend wieder auf Normalwert einpendelt, so dass ich ungeschoren Zubiri erreiche. Ich habe den Stopp genutzt, um einen Blick in meinen Reiseführer zu werfen und dabei entdeckt, dass kurz hinter Zubiri ein Fluss fließt. Ohne lange zu überlegen, ist mir sofort klar: dort werde ich heute nächtigen und vorher noch ein ausgedehntes Bad nehmen. Ich lasse Zubiri also direkt hinter mir liegen und finde auch prompt wenige Minuten später außerhalb des Dorfes meinen ersehnten Zeltplatz direkt am Fluss, ein wenig ab vom Weg im schönen Grünen. Genau so habe ich es mir für heute gewünscht!

12.06.09, Freitag — Zubiri nach Pamplona

    Das gestrige Bad im kalten Flusswasser war eine absolute Wohltat. Beim Aufwachen fühle ich mich frisch und munter. Ein Blick aus meinem Zelt verrät mir, dass Pamplona auf mich wartet, also raus aus den Federn. Ungünstiger Weise habe ich meine Klamotten gestern nach dem Waschen draußen über den Zaun gehängt und muss nun zu meinem Entsetzen feststellen, dass zwar nach wie vor alles sauber ist, aber von trocken kann nicht die Rede sein. So ein Mist! Eigentlich sollten diese nassen Fetzen dort am Kuhzaun meine heutige Bekleidung sein. Da ich sowieso noch alles packen muss, hänge ich die Sachen etwas weiter in die ersten Sonnenstrahlen in der Hoffnung, dass diese eventuell einigermaßen trocken sind, bevor ich aufbrechen werde. Ich beginne routinemäßig, meinen Schlafsack, Zelt und Isomatte zusammen zu packen, meine Kniebandagen anzulegen und meine Wasserflasche noch eben im Fluss zu füllen, nachdem ich diese bereits 2x geleert habe. Um Gewicht zu sparen, habe ich nur eine kleine 0,5l Flasche dabei, was aber meistens vollkommen ausreicht, da in der Regel alle 5 km eine Wasserquelle auftaucht. Keine Ahnung, wieso ich heute morgen so einen Durst habe und direkt mal einen Liter in mich hineinlaufen lasse, bevor ich auch nur einen Schritt getan habe. Eventuell hängt das mit den in Tomaten-Mozzarella-Soße eingelegten salzigen Heringen zusammen, die ich gestern Abend mit etwas Brot und Oliven verzehrt habe. War ein köstliches Abendmahl, jedoch mit unangenehmen Folgen, denn der Geruch der leeren Heringsdose steigt mir schon den ganzen Morgen in die Nase und bisher habe ich noch keine Lösung zur fachgerechten Entsorgung gefunden. Da meine Klamotten unterdessen weitgehend getrocknet sind, ziehe ich flink Socken, T-Shirt und Hose an und mache mich auf den Weg, mit meinen Stöcken in der linken und der stinkenden Heringsdose in der rechten Hand. Es geht kurz ein Stück zurück über die Wiese, welche mein Domizil für die letzte Nacht war, bis ich wieder vorm eigentlichen Weg stehe. Was mich gestern Abend und nun auch heute Morgen unglaublich fasziniert, wieso, weiß ich nicht, denn eigentlich ist es nichts, was einem den Atem rauben könnte, ist die simple Lösung des Eigentümers, ein Tor in seinen Stacheldrahtzaun zu integrieren: Statt kompliziert eines einzubauen, steckte dieser einfach zwei Pfosten aneinander, die unten und oben mit einem simplen Draht zusammengehalten wurden. Zum Öffnen der Pforte hebt man nun einfach den Draht oben etwas an, schiebt die Pfosten auseinander und schon ist der Durchgang geschaffen. Ehrlich gesagt habe ich diese Lösung fortan an jeder Weide gesehen, aber dennoch war dies für mich die Attraktion des Tages. War vielleicht auch einfach zu viel Sonne gestern auf meinem Schädel...
    Es geht wie durchs Hobbitland über Wiesen und an ein paar kleinen Häuschen vorbei, bis ich auf eine riesige Magnesitfabrik stoße. Mein erster Gedanke: „Ein Glück, dass ich mein Bad flussaufwärts genommen habe und meine Haut sich noch nicht grün gefärbt hat.“ Wie ein dickes Furunkel steht dieses Objekt direkt in der Landschaft und zwingt die Pilger, ein gutes Stück am und sogar auf ihrem Gelände zu laufen. Glücklicherweise ist dies nicht von allzu langer Dauer und das Gelände verschwindet bald hinter mir. Was jedoch noch immer nicht verschwunden ist, ist die leere stinkende Heringsdose in meiner rechten Hand. Weit und breit kein Mülleimer in Sicht und so wie es ausschaut, werde ich das blöde Ding wohl noch bis Santiago tragen müssen. Würde nicht die ganze Zeit der Fluss immer wieder mal parallel zu mir verlaufen, würde ich den sonderbaren Geruch wohl noch viel stärker wahrnehmen, so kann ich mein Gehirn einfach täuschen und das volle Flair der Natur genießen.
    Es lasst sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher