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Traeume im Mondschein

Traeume im Mondschein

Titel: Traeume im Mondschein
Autoren: Sandra Marton
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flüsterte sie ungläubig. „Die letzte Nacht hat etwas bedeutet.“
    „Das ist allerdings wahr, meine süße Julia. Ich sagte dir, dass du mich anflehen würdest, dich zu lieben.“ Mit funkelnden Augen zog er sie an sich. „Und das hast du.“
    „Nein!“, flüsterte sie und versuchte, das Schluchzen zu unterdrücken. „Ich würde alles tun, um die gestrige Nacht ungeschehen zu machen.“
    „Ja, darauf wette ich“, raunte er bitter.
    Bevor sie ihn aufhalten konnte, eroberte er ihren Mund mit einem harten Kuss. Paige schrie auf, versuchte sich aus seiner unbarmherzigen Umarmung zu lösen, doch es war zwecklos. Schließlich stieß er sie angewidert von sich. Schwer atmend standen sie sich gegenüber.
    „Verschwinde aus meinem Haus.“
    Ihre Hände bebten, als sie ihren Regenmantel eng um ihren Körper schlang. „Du wirst dein Geld zurückbekommen, Quinn. Jeden verdammten Penny, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.“
    Er lachte. „Vergiss es. Nicht jeder Mann darf zehntausend Dollar bezahlen für eine Nacht mit einer …“
    Paige flüchtete, bevor er den Satz beenden konnte.
    Kalt und dunkel lagen die Straßen Londons vor ihr. Der Nebel lag schwer über der Stadt. Von einem bitteren Zorn getrieben, eilte Paige in die Richtung des einzigen Hotels, das sie kannte. Das Claridge’s lag unweit von Quinns Haus in Mayfair. Sie zögerte, bevor sie die elegante Lobby betrat. Der Portier sah ihr skeptisch entgegen.
    „Ich bin Mrs. Quinn Fowler.“ Diese Worte wirkten wie eine Zauberformel. Paige wurde in eine Suite geführt, wo sie ein Korb mit Früchten und eine Kanne Tee erwarteten. Ihre regennasse Kleidung und ihre Schuhe verschwanden in der Reinigung. Am nächsten Morgen wurde alles trocken und gesäubert aufs Zimmer geliefert. Der Hoteldirektor persönlich brachte ihr ihre Habseligkeiten.
    Vorwurfsvoll streckte er Paige den Rubinring entgegen. Dieser Anblick riss die Mauer der Wut ein, die sie um sich herum errichtet hatte. Ihr Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen. Sie musste sich überwinden, nicht sofort nach dem Schmuckstück zu greifen.
    „Danke“, erwiderte sie kühl. „Wenn Sie ihn bitte auf den Tisch legen? Und meine Rechnung, bitte. Ich reise ab.“
    Der Betrag der Rechnung ließ sie erbleichen. Glücklicherweise reichte das Geld auf ihrem Konto gerade noch, um ein Flugticket nach New York zu bezahlen.
    Doch in der Schlange vor dem British-Airways-Schalter wich sie plötzlich verwirrt zurück. Bevor ihr bewusst wurde, was sie tat, folgte sie den Schildern zur Londoner U-Bahn, die sie zurück in die Stadt brachte.
    Es war völlig sinnlos, in England zu bleiben. Aber es gab so viele Erinnerungen, die sie nicht aufgeben wollte. Nicht aufgeben konnte . Sie konnte London nicht verlassen.
    Paige sandte ihrer Mutter ein Telegramm, um zu verhindern, dass diese bei Quinn anrief. Gleichzeitig wollte sie aber nicht anrufen, da sie befürchtete, Janet würde ihr anhören, dass etwas nicht stimmte. Sie war noch nicht so weit, über das Geschehene zu sprechen. Und noch weniger war sie bereit, zu erklären, warum sie nicht nach Hause kam.
    Abends hatte sie dann ein Dach über dem Kopf gefunden. Es war nichts Besonderes, nur ein winziges Mansardenzimmer in einer Nebenstraße im Viertel Earls Court.
    Das Zimmer war dunkel und roch modrig, aber es war billig und sauber.
    Tage und Wochen zogen ins Land. Die Weihnachtszeit stand vor der Tür, und trotz ihrer Verzweiflung bemerkte Paige die Heiterkeit und die Aufregung, die sich über London legte. In solchen Momenten wurde es besonders schwierig, denn ihr eigener Schmerz schien sich noch zu verstärken. In einer bitterkalten Nacht im Januar klopfte ihre Vermieterin an die Tür.
    „Ich dachte, Sie brauchen vielleicht noch ein paar Decken“, erklärte sie. „Und außerdem habe ich hier noch einen alten Wasserkocher, wenn Sie ihn gebrauchen können.“ Beide wussten, dass der letzte Halbsatz nur der Höflichkeit entsprang, denn Paige konnte alles gebrauchen. Auch wenn sie überall sparte, schwanden ihre finanziellen Mittel mit unglaublicher Geschwindigkeit dahin.
    Mittlerweile machte sie sich wirkliche Sorgen. Ihre Situation verschlechterte sich zunehmend, und sie wurde immer ver zweifelter. Immer wieder hörte Paige eine kleine Stimme, die ihr zusetzte: Was machst du hier?
    Erst wusste sie keine Antwort darauf. Die Erinnerungen an längst vergangene Zeiten hatten sie hier festgehalten, doch nun verloren sie allmählich an Intensität.
    Wieso gehst du nicht
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