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Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer

Titel: Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer
Autoren: Margot Berger
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1. Kapitel
    Der Reiterhof-Test

    »Da, die Pferdekoppel! Wir müssen raus.« Wie elektrisiert sprang die zwölfjährige Cortny Clasen auf und drückte die Nase gegen die Scheibe ihres Abteils. Ruckelnd fuhr der Nahverkehrszug an der Weide mit braunen Holsteiner Pferden vorbei, bevor er an einem schmalen Bahnsteig zum Stehen kam. »Nun kommt doch endlich!« Ungeduldig stieß Conny ihre beiden Freundinnen Jule und Luisa an.
    »Quatsch«, stellte Jule fest, nachdem sie einen Blick auf die Bahnhofsuhr und das Stationsschild geworfen hatte. »Wir müssen nicht raus. Erstens kommen wir erst um 10.32 Uhr an, also in genau acht Minuten. Zweitens heißt diese Station Süderdeich und nicht Westerdeich. Und drittens hält der Zug überhaupt nicht in Westerdeich ...«
    »Genau. Wir werden doch in Büsum abgeholt«, ergänzte die schwarzhaarige Luisa.
    »Ach ja.« Erleichtert ließ Conny sich wieder auf den Sitz zurückplumpsen, sprang aber im nächsten Augenblick wieder hoch.
    »Aber trotzdem ...«
    Sie zog das Waggonfenster herunter und lehnte sich weit hinaus. »Du musst zugeben - das hätte genauso gut der Reiterhof Harms sein können.«
    Mit erhobenem Kopf schnupperte sie nach draußen. »Cool... es riecht schon nach Nordsee.«
    Langsam setzte sich der Zug eine Minute später erneut in Bewegung. Conny schob die Scheibe hoch. »Puh, ich bin total aufgeregt. Wie vor einer Klassenarbeit.«
    Die Abteiltür wurde schwungvoll zur Seite geschoben. »Noch jemand zugestiegen?«
    Der prüfende Blick des Schaffners wanderte über die lesenden Frauen auf den vorderen Plätzen zu den Mädchen auf der Bank dahinter. »Na ihr drei, ihr fahrt in die Reiterferien, stimmt 7 s?«
    Ein Hellseher bei der Deutschen Bahn AG?
    Nein. Das Hobby von Jule, Conny und Luisa war wirklich leicht zu erraten. Auf ihren T-Shirts prangten unübersehbar große Pferdeköpfe.
    Luisa fischte die Tickets aus ihrer Hosentasche und hielt sie dem Schaffner hin.
    Gleich bei der Abfahrt in Hamburg, um 8.10 Uhr, hatte sie ihren Freundinnen die Fahrkarten abgenommen. Aus Sicherheitsgründen.
    Ordnung war für Jule und Conny nämlich ein Fremdwort. Ihre Fahrscheine wären jetzt garantiert unauffindbar. Im Rucksack verkramt, zwischen Bananenschalen, Apfelresten und Leckerlis. Luisa zog die beiden gern damit auf, dass sie ihre Rucksäcke lieber »Mülleimer mit Schulterriemen« nennen sollten. Obwohl Luisa zwei Jahre jünger war als die anderen, war sie ihnen haushoch überlegen, wenn es um Ordnung und Pünktlichkeit ging.
    »Wie - nur Tageskarten?«, wunderte sich der Schaffner. »Das sind aber kurze Ferien.« Er stempelte die Fahrscheine ab.
    »Wir gucken uns den Reiterhof erst mal an«, erklärte Luisa. »Wenn er blöd ist, fahren wir nicht hin.«
    Der Uniformierte schmunzelte und gab Luisa die Fahrkarten zurück. »Soso. Ihr seid aber gründlich.« »Müssen wir doch! Wir nehmen nämlich unsere Schulpferde mit. Aus Hamburg. Und die brauchen ...« Conny zupfte Luisa am Ärmel. »Hör auf. Wenn du dem Mann unsere ganze Stallgeschichte erzählst, verpassen wir doch noch die richtige Station.«
    Sie zog ihren Rucksack beziehungsweise den Mülleimer mit Schulterriemen von der Gepäckablage herunter.
    Ein kurzes Rucken und der Zug stand.
    »Büsum. Hier ist Büsum«, schnarrte der Lautsprecher. »Dieser Zug endet hier. Bitte alles aussteigen. Reisende zum Nahverkehrszug nach Heide/Holstein ...«
    Conny und Luisa stiegen zuerst aus. Ganz normal über die Tritte am Waggon. Aber Jule war mal wieder außer Rand und Band. Mit einem rasanten Satz sprang sie aus dem Abteil auf den Bahnsteig. Ein cooler Sprung, zugegeben. Aber dann! Beim Aufkommen rutschte Jule auf dem feuchten Boden aus und konnte sich kaum halten.
    »Hilfe...«
    Halt suchend fuchtelte sie mit den Armen in der Luft. Glücklicherweise stoppte das Wartehäuschen ihren Sturz. Mit einer Hand griff Jule nach dem Stahlrahmen, prallte dabei aber mit dem rechten Knie dagegen. Immerhin - sie fiel nicht auf die Nase. Der Schaffner lehnte sich aus der Zugtür.
    »Hallo du! Nicht solche Scherze!«, rief er Jule zu. »Sonst liegst du im Krankenhaus, bevor du überhaupt ein Pferd gesehen hast.«
    Peinlich, dieser Anpfiff. Hoffentlich stand Herr Harms nicht auf dem Bahnsteig.
    Das fehlte noch, dass er gleich einen falschen Eindruck bekam. Im Grunde war Jule nicht leichtsinnig, sondern sehr umsichtig. Hatte sie das nicht kürzlich erst bewiesen? Als der Besitzer vom Reiterhof Birkenhain, Kai Jensen, wochenlang im Krankenhaus lag,
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