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Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer

Titel: Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer
Autoren: Margot Berger
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Raum. »Alles in die Reitstiefel.« Schläfrig und steif tappten die Mädchen zum Stiefelraum. »Wir dürfen ja doch nicht mit nach draußen«, maulte Anna gähnend, während sie auf einem Bein hüpfend den linken Stiefel anzog.
    »Falschmeldung, Anna«, sagte Antje Harms. »Heute brauchen wir jeden Einzelnen von euch.«
    Die Nachricht wirkte wie ein XXL-Muntermacher. Unter lautem Gelächter ging es hinaus.
    Was für ein Tag!
    Ein mäßiger Wind war alles, was von dem Orkan übrig geblieben war. Die Luft roch intensiv nach Nordsee und Salz und Frische. Am Himmel trillerten Feldlerchen und von der Weide hörte man das zufriedene Schnauben der Pferde. Nichts wies darauf hin, dass die Tiere von den Naturgewalten in Panik versetzt worden waren.
    Wären da nicht die abgerissenen Äste auf dem Hof gewesen - man hätte die Sturmnacht für einen Traum halten können.
    Noch war der Himmel über dem Meer nicht blank gefegt, noch sah man die Sonne nicht. Wolkenungetüme plusterten sich auf. Gedämpftes Licht drang hindurch und ließ sie blau und gelb und orange schimmern.
    »Wie auf dem Bild in Ihrem Wohnzimmer«, sagte Luisa andächtig zu Frau Harms.
    »Du hast Recht. Der Maler kommt aus dieser Gegend«, sagte sie lächelnd. »Nolde. Emil Nolde.«
    Luisa hätte gern noch mehr über den Maler erfahren, aber in dem Moment kam Henning Harms mit Kai Jensen vom Weizenfeld zurück.
    Schlechte Nachrichten. Das Korn war zerstört, der gesamte Rest, den sie gestern beim Dreschen nicht mehr geschafft hatten. Der Sturm hatte die Ähren gegeneinander geschlagen und die Weizenkörner herausgewirbelt. »Das Feld sitzt voller Lerchen und Spatzen. Für die ist das natürlich ein Schlaraffenland.«
    Typisch Henning Harms. An jedem schlechten Ereignis entdeckte er auch die guten Seiten. An seiner verlorenen Ernte - und sogar an den ausgebüxten Pferden.
    »Das ist doch ein klasse Abschluss für euren letzten Ferientag«, fand er, »so ein gemeinsames Ponyfangen.« »Darf ich auch mitspielen?«, fragte Kai Jensen hoffnungsvoll.
    »Leider nur in einer Nebenrolle«, erwiderte Henning Harms. »Denk an dein genageltes Bein.«
    Man musste damit rechnen, dass die Ponys nicht gesittet bis zum Stall geführt werden konnten.
    »Die werden buckeln und wie verrückt die Böschung herunterstürmen«, prophezeite Herr Harms. »Und darum brauchen wir unten ein weit verzweigtes HelferNetz.«
    Vier Teams wurden eingeteilt. Nummer eins und zwei -geleitet von Astrid und Franzi - stellten sich quer auf die Deichstraße. Team drei, das von Kai Jensen, sicherte den Weg vom Parkplatz zum Stall. Das vierte, mit Benita und Teresa als Chefs, verteilte sich entlang dem Weidezaun. Es konnte losgehen.
    Die ganze Familie Harms kam mit, außerdem Conny, Jule und Luisa. Zwei Bewacher pro Pferd. Was gestern nur mit großer Mühe zu schaffen war, der Aufstieg zur Deichkrone, war heute eine Angelegenheit von zwei Minuten.
    Es war ein Kinderspiel, die vier Ausreißer von der Wiese mitzunehmen.
    Den Ponys war nicht anzumerken, dass sie zwölf Stunden im Orkan verbracht hatten.
    Nur ihre Augen leuchteten, als ob sie die Wahnsinnsnacht genossen hätten. Die von Kalle blitzten besonders unternehmungslustig. Darum bekam er auf dem Weg zurück die strengste Aufsicht - Antje und Henning Harms.
    Zunächst schien es, als ob das ganze Kopfzerbrechen um das »Wildpferd« überflüssig gewesen war. Kalle ließ sich nämlich problemlos durch das kurze Gras führen.
    Es sah ganz danach aus, als ob das angekündigte, spannende Ponyfangen eine große Enttäuschung werden würde. Jedenfalls aus Sicht des Helferteams am Deich. Aber dann drehte sich das Blatt doch noch. Nur einen Moment lang ließen Kalles Bewacher das Pferd aus den Augen. Höchstens zwei Sekunden.
    Genug für Kalle. Sofort setzte er sein gefürchtetes Kampfbuckeln ein. Und weg war er ...
    Das Pferd preschte den Deich hinauf, auf der anderen Seite hinunter, fast auf dem Schweif rutschend. Mühelos durchbrach Kalle die menschlichen Absperrungen, sprang über den weißen Zaun am Parkplatz und tobte hinters Haus. In einem Höllentempo galoppierte er auf Team drei zu.
    »Mach die Tür auf!«, schrie Kai Jensen Jasmin zu, die direkt neben dem Eingang vom Stall stand.
    Ohne nachzudenken, warf Jasmin sich todesmutig gegen den schweren Eisenriegel. Gerade noch rechtzeitig. Kaum drückte sie die letzten Zentimeter zur Seite, da tauchte das Pony auf.
    Total verblüfft, dass der Weg plötzlich weiterging, rannte Kalle tatsächlich auf die
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