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Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer

Titel: Reiterhof Birkenhain 05 - Strumnacht am Meer
Autoren: Margot Berger
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hatten sie und die anderen Mädchen den ganzen Stall in Schuss gehalten. Mit Füttern, Ausmisten und allem Drum und Dran. Schließlich ritten sie alle seit Jahren injensens Reitschule und kannten sich aus.
    Als Dank wollte Kai Jensen mit seinen Helfern Reiterferien an der Nordsee machen. Auf dem Ponyhof Harms in Westerdeich.
    Jule rieb sich das schmerzende Knie.
    »Typisch«, sagte Luisa kopfschüttelnd, während die drei durch die Bahnhofshalle nach draußen gingen. Das heißt, Conny und Luisa gingen. Jule humpelte.
    Auf dem gepflasterten Platz vor dem gelben Gebäude fuhr ein blauer VW Passat vor. Die Tür wurde aufgestoßen. Ein wettergebräunter, dunkelhaariger Mann in verwaschener Jeansjacke stieg aus.
    »Moin, moin«, rief er den Mädchen zu und winkte. »Ich bin Henning Harms.«
    Die Mädchen kicherten. Moin, moin. Wie sich das anhörte! Herr Harms lachte mit, wobei sich sein Mund von einem Ohr bis zum anderen verzog. »Seid ihr die Hamburger Deems?« Er warf einen Blick auf Jules Bein. »Warum lahmst du? Aus dem Zug gesprungen?«
    Jule sah ihn schief von der Seite an. Hatte er sie beobachtet? Oder sprang er etwa auch aus Zügen und knallte gegen Wartehäuschen? Wohl kaum. Immerhin - er war um die vierzig, so alt wie ihr Reitlehrer Jensen. Unwahrscheinlich, dass alte Leute sich mit Kunstsprüngen auskannten.
    »Hm«, brummte Jule und warf ihre rote Mähne zurück. Nach der wenig aufschlussreichen Antwort fragte Henning Harms nicht weiter nach. Die Mädchen wechselten einen raschen Blick, als sie in seinen Wagen stiegen. Der Mann war zu gebrauchen! Endlich mal ein Erwachsener, der einen nicht wegen jeder Kleinigkeit ausquetschte wie eine Zitrone.
    Nach vier oder fünf Minuten Fahrzeit tauchte das ersehnte Ortsschild »Westerdeich« auf.
    »Das ist unser Deich«, erklärte Herr Harms und deutete auf den sanft ansteigenden Graswall, der sich an der Straße entlangzog. Luisa lehnte sich über den Fahrersitz nach vorn. »Liegt Ihr Reiterhof direkt am Deich?«, wollte sie wissen.
    »Direkt.«
    »Ist das nicht gefährlich? Ich meine, bei einer Sturmflut?« »Nein, eigentlich nicht. Der Deich ist 8,50 Meter hoch. Dahinter liegen noch 300 Meter Wiesen, zur Sicherheit.« Herr Harms bog vor einem Mirabellenbaum in seine Hofeinfahrt ein. »Am Ende der Wiesen steht noch ein zweiter Deich, dann kommt erst die Nordsee.« Er stellte den Motor ab und drehte sich um. »So, meine Damen, da sind wir. Willkommen auf dem Reiterhof Harms.« Aus dem Haus drang das Schrillen der Telefonklingel. »Oh, dieses schreckliche Telefon. Bleibt noch eine Minute hier, ich laufe schnell ins Büro.«
    Die Mädchen warteten aber keine einzige Sekunde. Konnte man vielleicht ruhig im Auto sitzen, wenn ein paar Meter weiter ein original Nordsee-Deich lockte? »Nichts wie hin«, sagte Jule. Obwohl sie ein Bein nachzog, war sie vor den anderen am Fuß des Deichs. Gemeinsam ging es acht Meter fünfzig den Hang hinauf. Dann standen sie auf der Deichkrone. Sofort fasste der Seewind in die Haare und zerzauste sie nach allen Regeln der Kunst.
    »Mann, ist das stark hier.«
    Conny schloss die Augen und atmete tief ein. »Und wie gut das riecht! Nach Salzwasser und Seetang und Gras und ... ach, einfach nach Sommerferien.«
    Auf den Wiesen hinterm Deich grasten blonde, gelockte Schafe und zottelige Hochland-Rinder. In einiger Entfernung erkannte man den zweiten Deich, den Hauptdeich. Sogar das Donnern der Brandung war zu hören. Conny spürte einen übermächtigen Drang, sich in das kurze Gras zu werfen und den Hang hinunterrollen zu lassen. Nein, das waren Vorschul-Vergnügungen. Und sie war zwölf. Seufzend widerstand sie der Versuchung.
    Gut so, denn sie hätte sich unsterblich blamiert. Als sie vom Deich zum Haus zurückgingen, standen zwei Mädchen da, die sie die ganze Zeit beobachtet hatten. 13 mochten sie sein. Sie trugen ihre braunen Haare kinnlang und glichen sich wie ein Ei dem anderen. Herr Harms kam aus dem Büro zurück und legte den Mädchen je einen Arm um die Schultern.
    »Meine Töchter«, stellte er vor. »Rike und Rita.« »Zwillinge«, entfuhr es Jule. »Na super.«
    Zwillinge! Am besten fuhr sie gleich wieder ab! Mit Mädchen im Doppelpack hatte sie zu Hause schlechte Erfahrungen gemacht. Auf dem Reiterhof Birkenhain ritten die Gerlach-Zwillinge, Jules »Lieblingsfeinde«. Die konnten einem den letzten Nerv rauben, deswegen trugen sie den passenden Spitznamen »Nervis«. Aber vielleicht waren die Harms-Töchter doch nur normale
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