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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby
Autoren: Andrea Brown
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|247| hoben sie grüßend die Hand, dann unterhielten sie sich weiter.
    Der Turbo stand vor dem Club. Bingo.
    Ich zahlte. Dann atmete ich tief durch und stieg aus.
    Es roch nach Regen, und der Asphalt glitzerte naß.
    Der Club und die meisten anderen Läden auf dem Gelände haben sonntags Ruhetag, deshalb war es hier heute wie ausgestorben. Die Fabrikschlote ragten schwarz in den Nachthimmel, und die Eingänge zu den Amüsiertempeln waren dunkel und leer wie zahnlose Münder. Hinter jeder Ecke konnte jemand stehen und mich beobachten.
    Ich war ein Bond-Girl in eigener Mission.
    Die Tür zum Club war verschlossen.
    Ich zückte den Schlüssel und schob ihn vorsichtig ins Schloß. Bevor ich ihn umdrehte, atmete ich noch mal tief durch. Sauerstoff fördert die Gehirntätigkeit. Noch hatte ich die Chance umzukehren. Ich könnte einfach auf dem Absatz umdrehen und weglaufen. Von der nächsten Telefonzelle aus die Polizei anrufen, Sascha würde nie rausfinden, wer ihn verpetzt hatte. Aber ich hatte keine Übung im Petzen, weil mir schon als Kind eingebleut worden war, daß es widerlich ist, und jetzt war es zu spät, um damit anzufangen. Andererseits eignete ich mich auch nicht zur Gangsterbraut, das war mir auf der Zugfahrt klargeworden. Und die Hoffnung, daß Sascha, wenn der Deal einmal geklappt hatte, in der Zukunft damit aufhören würde, weil das Geld aus dem Deal für den Rest unseres Lebens reichen würde, war zu schön, um wahr zu sein. Sascha war nicht der Typ, der eine Party verließ, wenn es gerade am schönsten war. Er blieb immer bis zum bitteren Ende.
    Ich hatte also keine Wahl. Mit einer ruckartigen Bewegung drehte ich den Schlüssel um.
    Ab dann bewegte ich mich in Zeitlupe, als würde eine Katastrophe dadurch weniger verheerend, daß sie besonders langsam auf einen zurollt.
    |248| Ich weiß nicht, was ich erwartete, als ich die Klinke runterdrückte und die Tür nach innen schob. Ein rauschendes Fest, auf dem Sascha kleine Spiegel herumreichte, auf denen die Lines elegant nebst Cocktailtomaten und Krabbenschwänzchen drapiert waren? Eine Wand aus lodernden Flammen, die sich auf mich zubewegte?
    Aber drinnen war es ruhig. Der Club war leer. Unter der Bürotür gegenüber kam ein Spalt Licht hervor. Bis auf das laute Pochen meines Herzens war kein Laut zu hören. Ich drückte die Tür hinter mir zu und schloß sie leise von innen wieder ab.
    Sascha war also im Büro.
    Was machte er so lange da drinnen? In der Zwischenzeit hatte er das Koks bestimmt schon längst versteckt und konnte jede Sekunde herauskommen. Mein Herz raste.
    Was tue ich hier eigentlich?
    Ich schlich mich an der Wand entlang zur Bar, bis mir einfiel, daß das ein miserables Versteck war. In dem Fall, daß Sascha Durst bekam, war ich geliefert.
    Also drehte ich wieder um und schlich auf Zehenspitzen in Richtung Garderobe. Hinter dem Vorhang, wo sonst immer die Jacken hingen, fühlte ich mich sicher.
    Der Nachteil dieses Verstecks war, daß ich außer dem roten Samtstoff vor meiner Nase nichts sehen konnte. Der Stoff war voller Flecken. Er mußte dringend mal gewaschen werden, dachte ich, und nahm mir vor, Sascha darauf aufmerksam zu machen, bis mir einfiel, daß ich im Moment andere Sorgen hatte als die Sauberkeit von Vorhängen, auf die ich mich konzentrieren sollte. Ich hatte schließlich eine Mission.
    Ich wollte Sascha eine Lektion erteilen, die er nie vergessen sollte. Ihn in Grund und Boden stampfen, so daß er, wenn ich mit ihm fertig war, auf allen vieren in ein Erdloch kriechen würde. Im Detail sollte das wie folgt ablaufen: Sascha hatte das Koks vermutlich hier irgendwo versteckt. |249| Sobald er den Club verlassen hatte, wollte ich die Tütchen suchen. Dann würde ich das Koks in die Airconditioning schütten. Das war Paulas Idee gewesen. Ich war dafür gewesen, es in den Auspuff des Turbo zu stopfen, aber Paula meinte, wenn es durch die Aircon geblasen würde, würde es sich langsamer verteilen, und deshalb sei der Effekt besser. Das überzeugte mich. Wenn Sascha oder Doro morgen abend, bevor die Leute kamen, die Lüftung anschalteten, würde der Schnee in den Club geblasen werden. Weißer Puder wirbelt durch die Luft, rieselt friedlich wie frischer Schnee herunter und verteilt sich gleichmäßig über den Raum. Stille Nacht. Sascha würde ausflippen. Er würde sich auf den Boden werfen und das Zeug auflecken, um zu retten, was er konnte. Dann würde er heulend zusammenbrechen. Bei der Vorstellung ging mir das Herz auf. Das war
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