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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby
Autoren: Andrea Brown
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einen harten Tag haben, wenn meine Rechnung aufging.
    Als sie endlich das Licht ausknipste, fing ich an zu suchen. Catwoman hätte von mir lernen können, so leise und katzengleich glitt ich durch den dunklen Raum. Wenn man sich einmal an den Job gewöhnt hatte, machte er sogar Spaß. Die Schreibtischoberfläche war bis auf den Computer, drei Gläser und eine Flasche Cola völlig leer. An diesem Tisch wurde anscheinend nicht viel gearbeitet. Vorsichtig zog ich die Schubladen nacheinander auf. In der obersten Schublade waren Disketten. Die würden sie nicht mehr brauchen. Kurz entschlossen schraubte ich die Colaflasche auf und schüttete das klebrige Zeug über die Disketten.
    Die Papiere in der Schublade darunter verschonte ich. In den restlichen Schubladen war ebenfalls Papierkram, aber keine Spur von dem Geld. Die unterste Schublade war ganz leer, bis auf eine zusammengeknüllte Aldi-Tüte.
    Ich war ratlos. Wo sollte ich weitersuchen?
    Außer dem Schreibtisch war das Büro praktisch unmöbliert. An der Wand stand ein Regal mit CDs und einer Anlage, aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie das Geld dort versteckt hatten. Das wäre höchst auffällig gewesen, denn das Regal war aus Plexiglas, und ich konnte auf einen Blick sehen, daß nur CDs darauf standen, es sei denn, sie hatten die Anlage aufgeschraubt und das Geld darin versteckt. Aber wieviel Scheine passen in einen C D-Player ?
    Ich hatte keine Ahnung, wonach ich genau suchte. Vorausgesetzt, es war Bargeld, dann mußte es ein Haufen |256| Scheine sein. Wo zum Teufel versteckte man so viel Papier?
    Auf einmal hörte ich vor dem Fenster Schritte.
    Ich duckte mich blitzschnell unter den Schreibtisch und hielt den Atem an.
    Männerstimmen unterhielten sich. War das Ike, der dieselbe Idee hatte wie ich und mit einem Kumpel zurückgekommen war, um das Geld zu holen? Ich war fast zufrieden, weil Sascha und Doro ihre Aktionen anscheinend auch nicht besser planten als ich meine, doch dann kam es mir siedendheiß, daß ich verloren war, wenn Ike mich entdeckte. Er war bestimmt kein Typ, der lange herumfackeln würde, immerhin trug er seine Waffe nicht umsonst.
    Als ich hörte, daß die Stimmen sich auf deutsch unterhielten, war mir augenblicklich wohler. Deutschsprachige Einbrecher schienen mir weniger gefährlich als ein Dealer, der nicht mehr sagen würde als ›Hi‹, bevor er einen erschoß.
    Dann hörte ich Walkie-talkies.
    Entwarnung. Es waren nur Dick und Doof auf ihrem Kontrollgang durch das Gelände.
    Wenn sie mich entdeckten, würde ich spontan in Tränen ausbrechen und ihnen mein verwundetes Herz ausschütten. Der Vater meines Kindes, mein zukünftiger Mann, betrog mich mit seiner Chefin. Ich wollte ihn in der Arbeit überraschen und habe die beiden in flagranti erwischt. Sie haben es auf dem Schreibtisch getrieben, während ich darunter saß. Das Ganze hat mich total geschockt, deshalb sitze ich immer noch unter dem Tisch, und jetzt muß ich nach Hause und die Telefonseelsorge anrufen. Dick und Doof würden, weil sie selbst verheiratet waren und Affären hatten, vor lauter schlechtem Gewissen Verständnis zeigen.
    Doch im Moment sah es nicht so aus, als würden sie |257| mich entdecken. Sie standen unter dem Fenster und spielten mit ihren Walkie-talkies. Mir blieb nichts anderes übrig, als herumzusitzen und darauf zu warten, daß ihnen langweilig wurde. Mein Blick wanderte durch den Raum. Er sah so aus, als könnte er einen neuen Anstrich gebrauchen. Rund um den Airconditioningschacht war die gelbe Farbe abgeblättert, und man konnte erkennen, daß die Wände früher mal türkis und davor, vermutlich in ihrem Leben als Büro eines Knödelvorarbeiters, grau gestrichen waren. Kein Wunder, daß in diesem Gebäude keine Knödel mehr hergestellt wurden, denn selbst dem motiviertesten Vorarbeiter vergeht die Lust an seinem Job, wenn er acht Stunden lang graue Wände anstarren muß.
    Plötzlich wußte ich, wo das Geld war.
    Es konnte nur in der Airconditioning sein. Das war das einzig sichere Versteck.
    Der Schacht war an der Wand über dem Fenster. Davor war ein Gitter aus Metall.
    Mein Herz raste, während ich darauf wartete, daß Dick und Doof woanders weiterspielten.
    Kaum hatten sie sich getrollt, stand ich auf und schob den Schreibtischstuhl vor das Fenster. Jetzt durften Dick und Doof nicht zurückkommen.
    Das Gitter ließ sich leicht entfernen, es machte nur ein leises metallenes Geräusch. Als ich meine Hand in den Lüftungsschacht steckte, fiel mir
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