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Traeum weiter Baby

Traeum weiter Baby

Titel: Traeum weiter Baby
Autoren: Andrea Brown
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Dein Geld ist weg, du verlierst den Club, und jetzt bist du vielleicht auch noch krank…«
    Ich weiß nicht, ob sie das noch gehört hat, denn jetzt tutete es in der Leitung. Doro hatte den Hörer aufgeknallt.
    Ich war so nervös, daß ich Paula noch mal anrufen mußte.
    »Es läuft doch alles ganz prima«, sagte sie zufrieden.
    Ich war mir da nicht so sicher.
    »Am besten finde ich die spontane Infektionskrankheit«, kicherte Paula, »sehr gut! Und jetzt mach einfach weiter im Text.«
    Ich fand die Einlage weniger witzig, immerhin hatte ich bis heute morgen noch einen Funken Hoffnung gehabt, daß Sascha nicht mit Doro geschlafen hatte.
    »Wenigstens diese Illusion hätte mir bleiben können«, jammerte ich.
    Aber Paula war anderer Meinung.
    »Je weniger Illusionen um so besser«, behauptete sie.
    Wir redeten noch eine Weile, um mich abzulenken, und dann war sie gerade dabei, mich mit ein paar ermutigenden Sprüchen mental auf das vorzubereiten, was hoffentlich der Endspurt sein würde, als ich hörte, wie der Turbo in den Hof einfuhr. Eine Minute später knallte die Wohnungstür ins Schloß. Ich ging mit dem Hörer am Ohr in den Flur, um zu sehen, in welcher Verfassung Sascha war.
    Er sah ziemlich blaß aus.
    »Ich muß jetzt Schluß machen«, sagte ich zu Paula so, daß Sascha es hören konnte, »wir gehen jetzt den Kinderwagen für Moritz kaufen.«
    |268| Ich legte auf. Sascha seufzte.
    »Vergiß den Kinderwagen«, sagte er, »ich hab jetzt keine Zeit, mit dir shoppen zu gehen.«
    »Schade. Warum denn nicht?«
    »Ich hab einen Ärger am Hals, das kannst du dir nicht vorstellen.«
    »Was ist passiert?«
    »Doro hat mich beklaut. Die dumme Schlampe hat mir das Fell über die Ohren gezogen. Ich bin ruiniert.«
    »Wie, beklaut?«
    »Das ist zu kompliziert zu erklären.«
    »Verstehe. Doro hat übrigens vorhin angerufen.«
    »Was? Wann? Was wollte sie?«
    »Ich soll dir etwas ausrichten. Sie hat etwas in deinem Auto versteckt. Als eine Art Sicherheit. Verstehst du das?«
    Sascha wurde noch eine Schattierung bleicher und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Da er jetzt sowieso saß, setzte ich jetzt zum Finale an.
    »Sie hat geglaubt, du hättest sie beklaut. Und sie sagt, wenn du ihr das Geld nicht sofort wiedergibst, ruft sie die Polizei. Sie sagt, du hast sie beklaut! Sag mal, was ist denn da los?«
    Sascha sprang von seinem Stuhl auf.
    »Nichts da«, zischte er, »die Schlampe kriegt mich nicht dran.«
    Er rannte nach draußen und ließ die Türe krachend hinter sich ins Schloß fallen.
    Ich ging auf den Balkon und wartete, was passieren würde.
    Sascha tauchte im Hof auf. Er riß die Autotür auf und fing in einer rasenden Geschwindigkeit an, den Turbo in seine Einzelteile zu zerlegen. Die Fußmatten und Türverkleidungen flogen raus, dann diverse Plastikteile und zum Schluß der C D-Player . Als er immer noch nichts gefunden hatte, schraubte er die Radkappen ab.
    |269| Ich genoß das Schauspiel von meinem Logenplatz aus und kam mir dabei vor wie einer der beiden Alten in der Muppetshow. Die hätten ihm jetzt bestimmt Tips gegeben, wie er sein Herzstück am effektivsten zu Kleinholz verarbeiten könnte.
    »Sascha, was tust du da? Nicht deinen geliebten Turbo…«, rief ich scheinheilig in die Arena.
    »Wirf mir ein Messer runter«, schrie Sascha zurück.
    Ich ging in die Küche, suchte das große Brotmesser und warf es in den Hof, wo es klirrend auf dem Asphalt landete.
    Mit seiner Hilfe machte sich Sascha an die weitere Zerstörung seines geliebten Cabrios. Er leistete ganze Arbeit. Er schnitt die Sitze auf und versuchte sogar, die Reifen zu zerfetzen.
    »Ruf ’nen Abschleppdienst«, rief er mir nach getaner Arbeit zu, »das Auto wird verschrottet.«
    »Warum das denn?«
    »Frag nicht, sondern tu es. Bitte jetzt, Mel!«
    Ich nahm den Hörer mit auf den Balkon und rief den Abschleppdienst, während ich dabei zuguckte, wie Sascha in den Turbo beziehungsweise das, was von ihm übrig war, stieg und ihn mehrmals gegen die Wand setzte. Nach der Aktion sahen beide aus wie reif für den Schrott. Der Lärm hatte eine Nachbarin ans Fenster gelockt, die jetzt neugierig nach unten glotzte. Aber die Show war vorbei.
    Sascha kam schon wieder die Treppe hochgerannt und stürmte in sein Zimmer. Er nahm die Reisetasche, die noch von Venedig gepackt auf dem Sofa stand, und ging damit zur Tür.
    »Ich muß für eine Weile abhauen, Mel«, sagte er mit gehetzter Stimme, »falls die Polizei auftaucht, weißt du nicht, wo ich bin, o.
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