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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition)
Autoren: Todd Ritter
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musste laut lachen, während Lou einen anzüglichen Pfiff ausstieß, der ihn wieder erröten ließ. Er winkte matt und verließ das Revier.
    «Das ist, was ich meine», sagte Lou. «Du brauchst einen Mann wie Carl.»
    «Was ich wirklich brauche, ist ein anständiger Toaster und ein Gutschein für Big Joe’s .»
    Mit ihrem bitteren Kaffee und dem verkohlten Bagel ging Kat auf ihr Büro zu. Sie war gerade zwei Schritte weit gekommen, als ein weiterer Mann das Revier betrat.
    «Chief Campbell. Sie wollte ich sprechen.»
    Es war wieder nicht der Märchenprinz, sondern, ganz im Gegenteil, Burt Hammond, der Bürgermeister der Stadt, etwas über eins achtzig groß und gut in Form, so wie man es mit Anfang sechzig sein konnte. Ein schmieriger Typ, was vielleicht an seinen allzu weißen Grinsezähnen oder der tönenden Gesichtscreme lag, die ihn wie ein glasierter Schinken aussehen ließ. Oder daran, dass er Vertreter für Rasenmäher war und zufällig am Wahltag mit besonders günstigen Angeboten auftrumpfen konnte. Tatsächlich hatte er einen erdrutschartigen Wahlsieg errungen.
    Kat hatte nicht die Zeit, sich länger mit ihm zu befassen, was ihr gelegen kam, denn sie mochte ihn nicht besonders. Aus der Gerüchteküche – in der Lou van Sickle die Chefmütze trug – war ihr zugetragen worden, dass diese Abneigung auf Gegenseitigkeit beruhte. Und wenn es sich nicht vermeiden ließ, dass sie miteinander zu tun hatten, waren ihre Gespräche zwar höflich, aber kurz gefasst.
    Burt setzte wieder dieses zwanghafte Grinsen auf, unter dem alle Politiker zu leiden schienen, und sagte: «Entschuldigen Sie die Störung, aber wäre es möglich, dass wir uns unter vier Augen unterhalten?»
    «Klar.» Kat führte ihn in ihr Büro und setzte sich hinter den Schreibtisch. «Was kann ich für Sie tun, Burt?»
    Der Bürgermeister blieb stehen. Er hielt die Hände hinter dem Rücken verschränkt und den Kopf leicht nach vorn gebeugt. Von ihrem Platz aus blickte Kat geradewegs auf seinen Leberfleck am Kinn, für den er schon vor seiner Wahl zum Bürgermeister allseits bekannt gewesen war. Er hatte die Größe und Form einer Zehn-Cent-Münze und war weder besonders dunkel noch unansehnlich. Aber wenn man ihn einmal ins Auge fasste, konnte man den Blick nicht mehr abwenden. Der Fleck war für Burt eine Art besonderes Merkmal, ein Markenzeichen, das er in Werbekampagnen für seine Rasenmäher tatsächlich gezielt eingesetzt hatte. Man munkelte sogar, dass er den eigentlichen Leberfleck vor Jahren habe entfernen lassen und dass das, was man sah, nur aufgemalt sei – zum Zweck der Wiedererkennung.
    «Wir schlagen uns mit Zahlen herum und versuchen, den Haushaltsplan für das kommende Jahr aufzustellen», begann er. «Sie wissen sicher, wie das ist.»
    Kat wusste nur, was es bedeutete, Mittel für zusätzliches Personal, bessere Ausrüstung oder neue Streifenwagen aufzutreiben. Die meisten Anträge wurden mit der Begründung abgelehnt, dass das Geld zu knapp sei und alle Abteilungen sparen müssten. Allenfalls wurden kleinere Anschaffungen genehmigt, und so durften Kat und Carl jetzt aus einem neuen Wasserspender trinken, mussten sich aber mit ihren acht Jahre alten Crown Vics noch mindestens zwölf Monate zufriedengeben.
    «Sie haben», fuhr Burt fort, «neue Streifenwagen beantragt.»
    «Neue Dodge Chargers», präzisierte Kat.
    Die besten Fahrzeuge ihrer Art. Den Kollegen in der Nachbargemeinde Mercerville standen sie schon seit zwei Jahren zur Verfügung. Schnittig, sicher und schnell. Bis zu den Vorfällen im letzten Jahr hatte Kat auf solche Eigenschaften nicht besonders viel Wert gelegt.
    «Ich muss Sie enttäuschen», sagte Burt. «Dafür fehlen uns die Mittel. Wir können auch keine weitere Stelle finanzieren, obwohl Sie zugegebenermaßen viele gute Argumente für einen weiteren Officer anführen.»
    «Ich brauche einen, unbedingt.»
    Burt hörte nicht auf zu lächeln. Leichen grinsten echter, fand Kat, die ihm dieses Lächeln am liebsten mit dem Handrücken aus dem Gesicht gewischt hätte.
    «Ich tue nur meinen Job», entgegnete er.
    «Und ich tue meinen. Ich sehe zu, dass meine Abteilung effizient arbeiten kann.»
    «Es geht nicht nur um Ihre Abteilung. Wir alle müssen Opfer hinnehmen.»
    Kat verdrehte die Augen. «Opfer? Unterhalten Sie sich mal mit den Familien derer, die im vergangenen Jahr gestorben sind. Erzählen Sie denen was von Opfern, Burt.»
    «Ich weiß, wie schlimm ...»
    «Wir hatten einen Serienmörder.» Kat sprach
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