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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition)
Autoren: Todd Ritter
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langsam und zog jedes Wort in die Länge. «Hier in dieser Stadt. Ich denke jeden Tag daran, dass es vielleicht weniger Opfer gegeben hätte, wenn wir mit einem Kollegen mehr auf der Straße gewesen wären.»
    «Nach dem, was geschehen ist, sollten Sie froh sein, überhaupt noch einen Job zu haben.»
    Kat schnellte von ihrem Sessel hoch und baute sich unmittelbar vor Burt auf. Dass er einen Kopf größer war als sie, kümmerte sie nicht, ebenso wenig wie der Umstand, dass er als Bürgermeister zusammen mit dem Stadtrat ihr Vorgesetzter war. Unterstellte er ihr doch tatsächlich, dass sie nicht genug getan hatte, um ihre Mitbürger vor diesem Meister Tod zu schützen! Das konnte sie nicht auf sich sitzenlassen.
    «Ich mag Sie nicht, Burt», sagte sie, die Wangen heiß vor Wut. «Sie mögen mich auch nicht. Das ist gut so. Wir schenken uns nichts. Aber wenn Sie noch einmal an meinem Einsatz für diese Stadt zweifeln, dann, ich schwör’s bei Gott, –»
    Kat wusste nicht, wie sie ihre Drohung fortsetzen sollte. Zahllose Möglichkeiten schwirrten ihr durch den Kopf, jede riskanter als die vorauf gedachte. Auf der Zunge lagen ihr schließlich die Worte «reiße ich Ihnen den Leberfleck vom Kinn».
    Zum Glück kam sie nicht dazu, den Satz zu vollenden, denn gerade rechtzeitig klingelte ihr Handy, und ihre Wut fiel in sich zusammen.
    Sie hielt inne, holte tief Luft und ließ das Handy klingeln. Als sie von Burt Hammond abrückte, wurde ihr bewusst, wie weit er ihre eins dreiundfünfzig überragte.
    «Sie sollten jetzt gehen», sagte sie.
    Burt nickte. «Gute Idee. Setzen wir unser Gespräch später fort. Hoffentlich haben Sie sich dann besser im Griff.»
    Er ließ Kat mit ihrem hämmernden Herzen und dem klingelnden Handy allein zurück. Mit einem gekrächzten «Hallo» nahm sie den Anruf entgegen.
    «Ich bin in der Stadt.»
    Der Anrufer war Nick Donnelly. Sich mit einem anständigen Gruß zu melden schien ihm nicht gegeben zu sein. Er hatte als Lieutenant der State Police die Ermittlungen im Fall «Meister Tod» geleitet und war nach einer Attacke auf einen Angestellten des Landeskrankenhauses vom Dienst suspendiert worden. Kat, die für solche Übergriffe eigentlich kein Verständnis hatte, war ihm dafür dankbar, denn er hatte ihr so das Leben gerettet.
    «In welcher Stadt?», fragte sie.
    «In deiner. Ich treffe mich hier mit einem Mandanten.»
    Nach seinem Rauswurf hatte er eine gemeinnützige Stiftung gegründet, die sich mit ungelösten Kriminalfällen befasste. Seine Mandanten waren zumeist Angehörige von Verbrechensopfern, die hartnäckig nach Antworten auf Fragen suchten, die offiziell zu den Akten gelegt worden waren. Wenn Nick jetzt in Perry Hollow einen Mandanten treffen wollte, hatte sich das Verbrechen, um das es ging, offenbar hier ereignet.
    Kat wusste aber von keinem ungelösten Fall in Perry Hollow, dieser winzigen Stadt im Südosten Pennsylvanias, umgeben von Bergen und Wäldern. Vor den Morden von Meister Tod hatte es so gut wie überhaupt keine Verbrechen gegeben. Kat wäre mehr als überrascht, wenn im Keller des Reviers tatsächlich die Akten eines ungelösten Falles verstaubten.
    «Wer ist dieser Mandant?»
    Nick tat geheimnisvoll. «Das sage ich dir unter vier Augen. Wir könnten uns in einer Viertelstunde in Big Joe’s treffen.»
    «Nur, wenn du mir sagst, wer dich engagiert hat.»
    «Ich verrate dir sogar, um wen es geht.»
    «Schön. Spuck’s aus.»
    «Charles Olmstead.»
    Als sie den Namen hörte, schnappte Kat unwillkürlich nach Luft. Und wie sie Nick kannte, hatte der ihren Schrecken mitbekommen. Egal. Ihre Gedanken waren schon woanders, nämlich bei der Frage, wer sich für den Olmstead-Fall interessieren mochte. Und was würde Nicks Engagement für sie bedeuten?

2
    Das Wetter schlug um. Nick spürte es im rechten Knie, als er auf Big Joe’s zuging, ein Klopfen im Gelenk, das von Titanstiften und Stützen aus Polyurethan zusammengehalten wurde. Nach der OP hatte er gescherzt, dass ihm zum Sechs-Millionen-Dollar-Mann nur noch ein paar Bolzen fehlten. In Wirklichkeit aber war er jetzt eine wandelnde Wetterfahne, die ein Tiefdruckgebiet aus sechs Meilen Entfernung anzuzeigen vermochte.
    Der Sturm, den er an diesem Morgen voraussah, war nicht von Pappe. Nick hatte zwar keine Ahnung, aus welcher Richtung er kommen oder wann er Perry Hollow erreichen würde. Doch daran, dass ein Sturm im Anzug war, ließ der quälende Schmerz keinen Zweifel. Sein Knie log nicht.
    Leider brachte seine
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