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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition)
Autoren: Todd Ritter
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Sarah-Donnelly-Stiftung, oder?», fragte Kat.
    Nick zuckte mit den Schultern. «Nun ja, immerhin haben wir einigen Leuten geholfen, und darauf kommt’s an. Und du bist noch am Leben. Wenn das kein Erfolg ist ...»
    «Ja, ich lebe – ohne dass du mich hast retten müssen. Wie gesagt, ich kann selbst auf mich aufpassen.»
    «Vielleicht das nächste Mal», erwiderte Nick.
    Kat lag auf der Zunge zu sagen, dass es kein nächstes Mal geben würde und sie seiner Stiftung nicht mehr zur Verfügung stünde. Aber es wäre, wie sie wusste, gelogen. Sie würde immer wieder einspringen, wenn Nick sie brauchte, und umgekehrt konnte sie sich stets auf seine Hilfe verlassen.
    «Schon Pläne fürs Wochenende?», fragte sie. «Gräbst du wieder einen neuen ungelösten Fall aus?»
    «Tatsächlich habe ich mir das Wochenende frei gehalten», antwortete Nick. «Ich bin verabredet und muss mich auch gleich auf den Weg machen.»
    Kat gab sich verwundert. «Soll das heißen, die Verbrecherjagd muss warten, weil du ein Date hast?»
    «Wer spricht denn von einem Date?», entgegnete Nick. «Ich treffe mich nur –»
    «Mach mir nichts vor, du hast ein Date. Ich wünsche dir viel Erfolg. Vielleicht wär’s besser, du duschst vorher. Mit Verlaub, du riechst wie ein kalter Aschenbecher.»
    «Danke, sehr aufmerksam von dir.»
    Nick öffnete die Tür und warf einen Blick in den Gang hinaus. Als er sich noch einmal umdrehte, sah Kat ein durchtriebenes Schmunzeln auf seinem Gesicht.
    «Übrigens», sagte er. «Vielleicht wär’s auch für dich mal wieder an der Zeit, auf andere Gedanken zu kommen.»
    Ehe Kat fragen konnte, wie er das meinte, war er verschwunden. Die Nachfrage erübrigte sich jedoch, als wenige Sekunden später Eric mit einem großen Blumenstrauß in der Hand das Krankenzimmer betrat.
    «Tut mir leid, dass ich nicht früher kommen konnte», sagte er und legte den Strauß neben sie aufs Bett. «Im Unterschied zu dir musste ich ziemlich lange warten, bis man mich endlich untersucht hat. Für nichts und wieder nichts. Immerhin habe ich ein paar bunte Broschüren von Entzugskliniken für meinen Vater gefunden. Er weiß, dass er ein Problem hat, und ist bereit, sich helfen zu lassen.»
    «Wie geht’s ihm?»
    «Ich fürchte, er steht noch unter Schock.»
    «Und du?»
    Eric seufzte. «Abgesehen davon, dass ich endlich meinem vermissten Bruder wieder begegnet bin, der mich dann ein zweites Mal umzubringen versucht hat – abgesehen davon geht’s mir großartig.»
    «Ja, das steckt man nicht so leicht weg», meinte Kat.
    «Wir werden’s schaffen. Ich habe beschlossen, noch eine Weile zu bleiben, wenigstens so lange, bis es meinem Dad besser geht und er sich in seinem alten Haus eingerichtet hat.»
    Das zu hören überraschte Kat. Sie hatte angenommen, Eric würde Perry Hollow so schnell wie möglich hinter sich lassen. «Willst du das Haus denn nicht verkaufen?»
    «Nein», antwortete Eric. «Dad braucht ein Zuhause. Und ich muss ihm jetzt wieder auf die Beine helfen.»
    Er nestelte an den Blumenstielen herum. «Außerdem würde ich dich nach deiner Entlassung gern zum Essen einladen. Nichts Großes, aber –»
    Kat ahnte, worauf er hinauswollte. Sie musste ihn bremsen, so leid es ihr auch tat.
    «Das ist nicht drin», sagte sie. «Jedenfalls vorläufig nicht.»
    Ihm einen Korb zu geben fiel ihr schwer. Sie mochte Eric, war gern mit ihm zusammen. Sie konnte sich auch durchaus vorstellen, dass es zwischen ihnen wieder so sein würde wie damals zu Highschool-Zeiten. Aber genau darin lag das Problem. Sie waren nicht mehr in der Highschool. Sie waren älter und vielleicht auch ein bisschen klüger geworden, hatten ihre Pflichten und Verbindlichkeiten. Außerdem fehlte ihr die Zeit für eine Beziehung. Sie hatte ja nicht einmal genug Zeit für James, der für sie doch immer an erster Stelle stand.
    Sie schaute zum Sessel in der Ecke. James hatte die Augen geschlossen und schien zu schlafen. Er sah so friedlich aus, so unschuldig. Kat konnte immer noch kaum glauben, dass er einem anderen etwas zuleide tun konnte, geschweige denn einem Klassenkameraden.
    Doch genau das hatte er getan. Wegen eines lächerlichen Schulbrotes. Damit würde sich Kat nun befassen müssen. Sie musste ihm viel mehr Aufmerksamkeit widmen, ihm zuhören und helfen, dass ein verantwortungsvoller junger Mann aus ihm wurde. Wenn ihr das nicht gelänge, würde er ihr womöglich entgleiten und ein Verhalten entwickeln, für das Charlie Olmstead ein abschreckendes Beispiel
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