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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition)
Autoren: Todd Ritter
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ausgeschlossen, dass Charlie, wenn er abdrückte, sein Ziel verfehlte. Eric konnte allenfalls darauf hoffen, nicht lange leiden zu müssen.
    Eric flehte: «Bitte. Wenn du mich umbringen musst, lass sie vorher gehen.»
    Noch während er dies sagte, drang ein dumpfes Dröhnen durch den Wald. Es kam vom Ende der Sackgasse. Motorgeräusche. Eric erkannte sie wieder. Sein Vater näherte sich mit seinem Lastwagen.
    Eric nutzte den Moment der Ablenkung und fiel über Charlie her. Der ließ vor Schreck die Waffe fallen, als sie gemeinsam auf den Steg stürzten. Auf Charlie liegend, spürte Eric, wie sich die gesamte Brücke zuerst nach links, dann nach rechts neigte und ihn und Charlie hin und her rutschen ließ.
    Einer der Pfeiler brach. Eric hörte ihn bersten, so laut, dass alles andere übertönt wurde. Der Lastwagen. Der Wasserfall. Kats Keuchen, als sie versuchte, sich aus der Bruchstelle zu befreien.
    Und wie befürchtet, stürzte die Brücke in sich zusammen.

37
    Nick hielt sich am Armaturenbrett fest, als der Lastwagen nach links in die Sackgasse einschwenkte. Viel zu schnell und so ruckartig, dass der Wagen umzukippen drohte. Nick spürte, wie die Räder auf der linken Seite von der Fahrbahn abhoben. Doch dann fielen sie wieder zurück. Ken trat aufs Gaspedal und jagte sein Gefährt durch die Sackgasse.
    Durchs Fenster sah Nick Kens altes Haus vorbeihuschen. Vor dem Haus von Glenn Stewart erkannte er James an der Seite eines Mannes, dem ein Auge fehlte.
    Der Mann deutete mit ausgestrecktem Arm auf das Ende der Sackgasse. Ken nickte ihm zu und hielt Kurs.
    «Aufgepasst!», sagte er.
    Nick rutschte tiefer in seinen Sitz und hielt beide Arme schützend vors Gesicht, als er den Waldrand auf sich zufliegen sah. Nur der Pfad, der zur Brücke führte, bot eine schmale Lücke. Und genau darauf steuerte Ken zu.
    Der Satz über den Rinnstein katapultierte Nick in die Höhe, und nur der Gurt verhinderte, dass er mit dem Kopf ans Kabinendach prallte. Von rechts und links klatschten Zweige auf die Windschutzscheibe ein. Einer – so dick wie ein Baseballschläger – ließ das Glas platzen, das anschließend aussah wie ein aus Eis gewebtes Spinnennetz. Rechts riss ein Baum den Seitenspiegel ab und ratschte an der Tür entlang.
    Als sich das Wäldchen lichtete, trat Ken mit Wucht auf die Bremse. Der Laster rammte einen Baum, dann noch einen und kam schließlich vor der Brücke zum Stehen.
    Doch die Brücke gab es nicht mehr, wie Nick bemerkte.
    Was von ihr übrig geblieben war, stürzte gerade in den Fluss. Er sah, wie sich Kat, auf allen vieren kauernd, an einem Teil des Stegs festzuklammern versuchte, der schon in den Fluten steckte. Hinter ihr lagen Eric und Charlie Olmstead auf den Brettern.
    Charlie schaffte es, aufzustehen und irgendwie das Gleichgewicht zu halten. Eric versuchte, sich an seinem Bruder aufzurichten, wurde aber von ihm zurückgestoßen und rollte über den Rand ins Wasser.
    «Eric! Nein!»
    Ken löste den Sicherheitsgurt, stieß die Tür auf und sprang nach draußen. Nick folgte ihm, so schnell er konnte. Ken rannte auf das Ufer zu, entschlossen, sich in die Fluten zu stürzen.
    Ein anderer kam ihm zuvor.
    Glenn Stewart hatte die Abkürzung durch den Wald genommen und rief: «Ich hole ihn da raus. Bilden Sie eine Kette, an der wir uns festhalten können.»
    Sekunden später war er im Wasser.

    Im Fluss sah Eric sein Ende gekommen. Er kämpfte gegen die Strömung an und versuchte, an die Oberfläche zu gelangen, doch das Wasser war stärker. Auf den Grund gedrückt, wurde er durch das felsige Flussbett geschleift und durch ein Dickicht aus geborstenen Planken und Pfeilern gewirbelt.
    Ein Aufprall im Rücken raubte ihm den Rest an Atemluft und ließ ihn unwillkürlich den Mund aufreißen, der sich sofort mit Wasser füllte. Ihm war, als würde seine Brust von zwei Händen auseinandergerissen, so stark war der Druck in den Lungen.
    Ich sterbe , glaubte er ohne jeden Zweifel. Wenn nicht ertrinkend, so durch den Sturz von den Klippen, was der schnellere und vielleicht weniger qualvolle Tod sein würde.
    Plötzlich spürte er etwas rechts neben sich ins Wasser eintauchen. Oder war es auf der linken Seite? Er hatte die Orientierung längst verloren, wusste auch nicht, was es sein mochte. Als er die Augen öffnete, sah er nur das Flussbett und treibende Trümmer. Dann ein Gesicht.
    Das Gesicht von Glenn Stewart. Er kam auf ihn zu.
    Sein Nachbar streckte beide Arme aus und packte ihn beim Kragen. In die Höhe
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