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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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werden wir von Pathologen zu Fällen hinzugezogen. Unser Fachwissen ist gefragt, wenn eine normale Autopsie, die sich auf die Organe und das Bindegewebe konzentriert, entweder nicht möglich oder sehr eingeschränkt ist und die Knochen untersucht werden müssen, um Antworten auf grundlegende Fragen zu erhalten.«
    »Was für Arten von Fragen?«
    »Die Fragen betreffen meistens die Identität des Opfers, die Todesart und postmortale Verstümmelungen oder Schädigungen.«
    »Wie können Sie bei Fragen der Identität helfen?«
    »Durch die Untersuchung des Skeletts kann ich ein biologisches Profil erstellen, das Daten über das Alter, das Geschlecht, die Rasse und die Größe des Verstorbenen enthält. In bestimmten Fällen kann ich anatomische Merkpunkte, die ich an einer unbekannten Person feststelle, mit ähnlichen Merkpunkten vergleichen, die auf prämortalen Röntgenaufnahmen einer bekannten Person zu sehen sind.«
    »Werden die meisten Identifikationen denn nicht mit Hilfe von Fingerabdrücken, Zahnstatus oder DNS erreicht?«
    »Ja. Aber um medizinische oder dentale Informationen verwenden zu können, ist es zuerst nötig, den Kreis der in Frage kommenden Personen so weit wie möglich einzuschränken. Mit einem anthropologischen Profil kann ein Ermittlungsbeamter Vermisstenlisten durchgehen, Namen herausfiltern und sich dann deren individuelle Unterlagen beschaffen, um sie mit den Daten der geborgenen Überreste zu vergleichen. Oft liefern wir die erste Stufe der Analyse völlig unbekannter Überreste.«
    »Wie können Sie bei Fragen bezüglich der Todesart helfen?«
    »Durch die Analyse von Bruchmustern kann ein forensischer Anthropologe Ereignisse rekonstruieren, die zu diesen speziellen Verletzungen geführt haben.«
    »Welche Arten von Verletzungen untersuchen Sie normalerweise, Dr. Brennan?«
    »Verletzungen durch Schüsse. Scharfe Gegenstände. Stumpfe Gegenstände. Strangulation. Aber lassen Sie mich noch einmal darauf hinweisen, dass solche Untersuchungen nur in Fällen angefordert werden, in denen die Leiche so beschädigt ist, dass diese Fragen mit der Untersuchung von Bindegewebe und Organen alleine nicht zu beantworten sind.«
    »Was meinen Sie mit beschädigt?«
    »Eine Leiche, die verwest, verbrannt, mumifiziert oder skelettiert …«
    »Verstümmelt ist?«
    »Ja.«
    »Vielen Dank.«
    Die Jury war sichtlich munterer geworden. Drei Geschworene starrten mich mit weit aufgerissenen Augen an. Eine Frau in der hinteren Reihe hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Wurden Sie schon früher von den Gerichten der Provinz Quebec als Expertengutachterin zugelassen?«
    »Ja. Schon viele Male.«
    »Euer Ehren, wir bieten Dr. Temperance Brennan als Expertengutachterin im Bereich der forensischen Anthropologie auf.«
    Die Verteidigung erhob keinen Einspruch.
    Wir hatten es geschafft.
    Gegen Mitte des Nachmittags war Cloutier mit mir fertig. Als der Verteidiger sich erhob, spürte ich, wie mein Magen sich zusammenzog.
    Jetzt kommt’s dicke, dachte ich. Tatsachenverdrehungen, Skepsis, generelle Widerlichkeit.
    Pétits Anwalt ging methodisch vor und blieb immer höflich.
    Und war um fünf fertig.
    Wie sich zeigen sollte, war sein Kreuzverhör nichts im Vergleich zu der Widerlichkeit, die ich bei der Beschäftigung mit den Knochen aus dem Pizzakeller noch erleben sollte.

3
    Es war dunkel, als ich das Gerichtsgebäude verließ. Weiße Lämpchen funkelten in den Bäumen an der Rue Notre-Dame. Eine Kalesche rumpelte vorbei, die Pferde trugen rote Ohrschützer mit Troddeln und einen Fichtenzweig. Flocken trieben im Licht der falschen Gaslaternen.
    Bonne fête! Weihnachten in Quebec.
    Auf den Straßen fuhren die Autos wieder Stoßstange an Stoßstange. Ich fädelte mich in den Verkehr ein und schlich auf dem St. Laurent nach Norden, während das Adrenalin des Auftritts vor Gericht noch immer durch meine Adern rauschte.
    Ich trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. Meine Gedanken sprangen von einem Thema zum nächsten. Meine Aussage. Die Skelette aus dem Pizzakeller. Meine Tochter. Der Abend, der vor mir lag.
    Hätte ich den Geschworenen noch mehr sagen können? Hätten meine Erklärungen deutlicher sein können? Hatten sie mich verstanden? Würden sie den schuldigen Mistkerl verurteilen?
    Was würde ich morgen im Labor herausfinden? Würden sich die Skelette als das erweisen, was ich stark befürchtete? Würde Claudel so unausstehlich sein wie immer?
    Was machte Katy so unglücklich? Als wir das letzte Mal telefoniert
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