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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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hatten, hatte sie angedeutet, dass die Zeiten in Charlottesville nicht gerade rosig seien. Würde meine Tochter ihr Abschlussjahr an der Universität beenden, oder würde sie an Weihnachten verkünden, dass sie die UVA ohne Diplom verlassen wolle?
    Was würde ich heute beim Abendessen erfahren? War meine Liebe, die ich mir erst vor wenigen Monaten eingestanden hatte, kurz davor, in sich selbst zusammenzufallen? War es überhaupt Liebe?
    An der de la Gauchetière fuhr ich durch das Drachentor hindurch nach Chinatown hinein. Die Läden schlossen eben, die letzten Fußgänger eilten mit hochgezogenen Schultern und vermummten Gesichtern nach Hause.
    An Sonntagen verströmt Chinatown eine Basar-Atmosphäre. Restaurants bieten Dim Sum an, und bei mildem Wetter stellen die Lebensmittelhändler draußen ihre Stände voller exotischer Produkte auf, eingelegte Eier, getrockneten Fisch, chinesische Kräuter. An Feiertagen gibt es Drachentänze, Kampfsport-Demonstrationen, Feuerwerke. Die Montage jedoch gehören den Alltagsgeschäften.
    Meine Gedanken kehrten zu meiner Tochter zurück. Katy liebt dieses Viertel. Immer wenn sie nach Montreal kommt, ist ein Ausflug nach Chinatown das absolute Muss.
    Bevor ich links in den René-Lévesque einbog, schaute ich kurz quer über die Kreuzung und den Boulevard St. Laurent hoch. Wie die Rue Notre-Dame war auch die Hauptstraße weihnachtlich herausgeputzt.
    Der St. Lawrence Boulevard. Die Hauptstraße. Vor hundert Jahren eine wichtige Handelsarterie und ein Zwischenstopp für viele Immigrantengruppen. Iren. Portugiesen. Italiener. Juden. Gleichgültig aus welchem Land sie stammten oder zu welcher ethnischen Gruppe sie gehörten, die meisten Neuankömmlinge verbrachten einige Zeit auf den Straßen und Avenues um den St. Laurent herum.
    Als ich vor der Ampel an der Peel warten musste, lief ein – Mann durchs Licht meiner Scheinwerfer, eine große Gestalt, das Gesicht gerötet, die Haare sandfarben und vom Wind verstrubbelt.
    Ein mentaler Querschläger.
    Andrew Ryan, Lieutenant-détective, Section de Crimes contre la Personne, Sûreté du Québec. Mein erstes romantisches Abenteuer nach dem Zusammenbruch meiner zwanzigjährigen Ehe.
    Mein Partner in der kürzesten Liebesaffäre der Geschichte?
    Meine Finger trommelten noch schneller.
    Da Ryan im Morddezernat arbeitet und ich im Leichenschauhaus, kreuzen sich unsere beruflichen Wege häufig. Ich identifiziere die Opfer, Ryan schnappt sich die Übeltäter. Seit zehn Jahren ermitteln wir gemeinsam gegen Vergewaltiger, Sektenanhänger, Biker, Psychopathen und Leute, die eine tiefe Abneigung gegen ihre Lebensgefährten hegen.
    Im Lauf der Jahre hatte ich Geschichten über Ryans Vergangenheit gehört. Die wilde Jugend. Der Seitenwechsel zu den guten Jungs. Ryans Aufstieg innerhalb der Provinzpolizei.
    Ich hatte auch Geschichten über Ryans Gegenwart gehört. Das Thema war immer dasselbe. Der Kerl war ein Spieler.
    Oft zeigte er großes Interesse daran, mit mir zu spielen.
    Ich habe eine eiserne Grundregel: Keine Liebeleien am Arbeitsplatz.
    Aber Ryans Denken läuft dem meinen oft zuwider. Und er liebt Herausforderungen.
    Er blieb beharrlich, und ich standhaft. Treibende Kraft. Und ein Objekt, das Widerstand bietet. Ich lebte seit zwei Jahren getrennt und wusste, dass ich zu meinem Gatten Pete nicht wieder zurückkehren würde. Ich mochte Ryan. Er war intelligent, einfühlsam und verdammt sexy.
    Vier Monate zuvor. Guatemala. Für uns beide eine emotional sehr belastende Zeit. Ich beschloss, mir die Sache noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen.
    Ich lud Ryan nach North Carolina ein. Ich deckte mich mit Dessous ein. Und einem männermordenden schwarzen Kleid. Ich wagte den Sprung.
    Ryan und ich verbrachten eine Woche am Strand und sahen das Meer kaum. Oder das schwarze Kleid.
    Mein Bauch machte das, was er immer macht, wenn ich an Ryan denke. Und an diese Woche am Strand.
    Setz noch einen Punkt auf seine Positivliste. Der Kerl mag Kanadier sein, aber im Bett ist er Captain America.
    Seit August sind wir, wenn schon kein »Paar«, so doch zumindest ein »Thema«. Ein geheimes Thema. Wir haben es für uns behalten.
    Unsere gemeinsamen Zeiten waren die reinsten Klischee-Szenen aus romantischen Komödien. Hand in Hand spazieren gehen. Am offenen Kamin kuscheln. Schmusen auf Laub. Schmusen im Bett.
    Warum dann das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt?
    Als ich rechts in die Guy einbog, dachte ich über diese Frage nach.
    Nach Ryans Rückkehr aus
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