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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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strukturierte Sitzbezüge auf langen, an den Boden geschraubten Bänken. Die einzigen Farbakzente befanden sich in der Saalmitte, innerhalb der Schranken, die die Zuschauer von den offiziellen Prozessbeteiligten trennten. Die roten, gelben und braunen Bezüge der Sessel der Anwälte. Das Blau, Rot und Weiß der Quebecer und der kanadischen Flagge.
    Ungefähr ein Dutzend Leute saß auf den Zuschauerbänken. Augen folgten mir, als ich den Mittelgang entlangging und im Zeugenstand Platz nahm. Der Richter saß ein Stückchen links vor mir, die Jury mir direkt gegenüber. Monsieur Pétit war rechts von mir.
    Ich habe schon oft vor Gericht ausgesagt. Ich habe mich Männern und Frauen gegenübergesehen, denen monströse Verbrechen vorgeworfen wurden. Mord. Vergewaltigung. Folter. Zerstückelung. Und bis jetzt war ich immer ein bisschen enttäuscht von den Angeklagten.
    Auch dieser war keine Ausnahme. Rejean Pétit sah gewöhnlich aus. Er wirkte beinahe schüchtern. Der Mann hätte mein Onkel Frank sein können.
    Der Gerichtsdiener nahm mir den Eid ab. Cloutier erhob sich und fing an, mich vom Tisch der Staatsanwaltschaft aus zu befragen.
    »Bitte nennen Sie Ihren vollen Namen.«
    »Temperance Deasee Brennan.«
    Wir sprachen in Mikrofone, die von der Decke hingen, und unsere Stimmen waren die einzigen Geräusche im Saal.
    »Was sind Sie von Beruf?«
    »Ich bin forensische Anthropologin.«
    »Wie lange üben Sie diesen Beruf schon aus?«
    »Ungefähr zwanzig Jahre.«
    »Wo üben Sie diesen Beruf aus?«
    »Ich bin ordentliche Professorin an der University of North Carolina in Charlotte. Ich bin forensische Anthropologin der Provinz Quebec beim Laboratoire de Sciences Judiciaires et de Médecine Légale in Montreal und des Staates North Carolina beim Office of the Chief Medical Examiner in Chapel Hill.«
    »Sie sind amerikanische Staatsbürgerin?«
    »Ja. Ich habe eine kanadische Arbeitserlaubnis. Ich pendle zwischen Montreal und Charlotte.«
    »Wie kommt es, dass eine Amerikanerin als forensische Anthropologin für eine kanadische Provinz arbeitet?«
    »Es gibt keinen kanadischen Staatsbürger, der in diesem Bereich eine staatliche Zulassung besitzt und fließend Französisch spricht.«
    »Zur Frage der staatlichen Zulassung kommen wir noch. Bitte sagen Sie uns, was Sie als berufliche Qualifikationen vorweisen können.«
    »Ich besitze einen Bachelor of Arts in Anthropologie der American University in Washington, D. C. Ich besitze einen MA und einen Doktortitel in Biologischer Anthropologie der Northwestern University in Evanston, Illinois.«
    Nun folgte eine endlose Reihe von Fragen über mein Aufbaustudium, die Themen meiner Diplom- und Doktorarbeiten, meine Forschungen, meine Stipendien, meine Veröffentlichungen. Wo? Wann? Mit wem? In welchen Fachzeitschriften? Ich dachte, sie würde mich noch nach der Farbe meines Slips am Tag meiner Promotion fragen.
    »Haben Sie irgendwelche Bücher veröffentlicht, Dr. Brennan?«
    Ich zählte sie auf.
    »Gehören Sie irgendwelchen Berufsverbänden an?«
    Ich zählte sie auf.
    »Haben Sie in diesen Verbänden irgendwelche Ämter bekleidet?«
    Ich zählte sie auf.
    »Besitzen Sie Zulassungen von irgendwelchen Regulierungsbehörden?«
    »Ich besitze die Zulassung des American Board of Forensic Anthropologists.«
    »Bitte erklären Sie dem Gericht, was das bedeutet.«
    Ich erläuterte den Prozess der Bewerbung, der Prüfung, der Begutachtung durch die Ethikkommission und erklärte die Bedeutung von Zulassungsbehörden für die Feststellung der Kompetenz derjenigen, die sich als Experten anbieten.
    »Gibt es, neben den Gerichtsmedizinischen Instituten in Quebec und North Carolina, noch andere Kontexte, in denen Sie Ihren Beruf ausüben?«
    »Ich habe für die Vereinten Nationen gearbeitet, für das United States Military Central Identification Laboratory in Honolulu, Hawaii, als Ausbilderin in der FBI Academy in Quantico, Virginia, und als Ausbilderin in der Royal Canadian Mounted Police Training Academy in Ottawa, Ontario. Ich bin Mitglied des United States National Disaster Mortuary Response Team. Gelegentlich berate ich auch private Klienten.«
    Die Jury saß bewegungslos da, war entweder fasziniert oder komatös. Pétits Anwalt machte sich keine Notizen.
    »Bitte erklären Sie uns, Dr. Brennan: Was macht ein forensischer Anthropologe?«
    Ich sprach direkt zur Jury.
    »Forensische Anthropologen sind Spezialisten für das menschliche Skelett. Für gewöhnlich, allerdings nicht immer,
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