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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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North Carolina hatte es lange nächtliche Telefongespräche gegeben. In letzter Zeit waren diese Anrufe jedoch immer seltener geworden.
    Na und? Du bist doch jeden Monat in Montreal.
    Stimmt. Aber bei meinem letzten Aufenthalt hier war Ryan kaum verfügbar gewesen. Zu viel Arbeit, behauptete er. Ich wunderte mich.
    Ich war so glücklich gewesen. Hatte ich etwas verpasst oder gewisse Signale falsch interpretiert? Distanzierte sich Ryan von mir?
    Bildete ich mir nur etwas ein und schmachtete wie die Heldin in einem Groschenroman?
    Zur Ablenkung schaltete ich das Radio ein.
    Daniel Belanger sang: » Sèche tes pleurs. «
    »Trockne deine Tränen.«
    Ein guter Rat, Daniel.
    Der Schnee fiel jetzt immer dichter. Ich schaltete die Scheibenwischer ein und konzentrierte mich aufs Fahren.
     
    Ob wir bei ihm essen oder bei mir, normalerweise ist es Ryan, der kocht. Heute Abend wollte ich das übernehmen.
    Als ich um sechs zu Hause war, nahm ich mir zuerst einige Minuten Zeit, um Birdie von meinem Tag zu erzählen, und griff dann nach dem Ordner, in dem ich die aus der Gazette ausgeschnittenen Rezepte aufbewahre.
    Nach fünf Minuten hatte ich meinen Favoriten. Gegrillte Hähnchenbrust mit Melonensauce. Wilder Reis. Tortilla und Rucola-Salat.
    Die Liste der Zutaten war relativ kurz. Das konnte doch nicht so schwer sein.
    Ich zog meinen Parka an und ging zum Le Faubourg Ste. Catherine.
    Geflügel, Obst und Gemüse, Reis. Kein Problem.
    Haben Sie schon mal versucht, im Dezember in der Arktis eine Crenshaw-Melone zu bekommen?
    Eine Unterhaltung mit dem Lagerjungen löste das Problem. Ich nahm stattdessen eine Warzenmelone.
    Um Viertel nach sieben marinierte die Soße, der Reis kochte, die Hähnchenbrüste lagen im Ofen, und der Salat war angemacht. Sinatra säuselte auf einer CD, und ich roch nach Chanel No. 5.
    Ich war bereit. Bauchkneifend enge weihnachtsrote Jeans. Die Haare hinter die Ohren gesteckt und am Hinterkopf zerstrubbelt à la Meg Ryan. Locker-fransiger Pony. Orchideen- und Lavendeltöne auf den Lidern. Katys Idee. Haselnussbraune Augen und lavendelfarbener Lidschatten. Wunderbar!
    Um halb acht kam Ryan mit einem Sechserpack Moosehead, einem Baguette und einer kleinen weißen Schachtel aus einer Konditorei. Sein Gesicht war von der Kälte gerötet, auf Haaren und Schultern glitzerte frischer Schnee.
    Er beugte sich vor, küsste mich auf den Mund und nahm mich dann in die Arme.
    »Du siehst gut aus«, sagte er und drückte mich an sich. Ich roch Irish Spring und Aftershave vermischt mit Leder.
    »Danke.«
    Ryan ließ mich los, zog seine Bomberjacke aus und warf sie aufs Sofa.
    Birdie sprang auf den Teppich und schoss den Gang hinunter.
    »’tschuldigung. Hab den kleinen Kerl nicht gesehen.«
    »Er wird’s überleben.«
    »Du siehst wirklich gut aus.« Ryan strich mir mit den Fingerknöcheln über die Wange. Mein Magen hüpfte.
    »Bist selber auch nicht schlecht, Detective.«
    Das stimmt. Ryan ist groß und drahtig, hat sandfarbene Haare und unmöglich blaue Augen. An diesem Abend trug er Jeans und einen Galway-Pullover.
    Ich stamme von Generationen irischer Farmer und Fischer ab. Müssen also die Gene sein. Bei blauen Augen und Zopfmuster bin ich verloren.
    »Was ist in der Schachtel?«
    »Überraschung für die Köchin.«
    Ryan zog ein Bier aus der Plastikhalterung und stellte den Rest in den Kühlschrank.
    »Irgendwas riecht gut.« Er hob den Deckel von der Saucenschüssel.
    »Melonensauce. Crenshaws sind im Dezember kaum zu kriegen.« Ich beließ es dabei.
    »Willste ’n Bier oder ’nen Cocktail, Schätzchen?« Ryan zog die Brauen hoch und schnippte eine imaginäre Zigarre.
    »Wie üblich.«
    Ich sah nach dem Reis. Ryan holte ein Diet Coke aus dem Kühlschrank. Seine Mundwinkel zuckten, als er mir die Dose gab.
    »Wer ruft häufiger an?«
    »Wie bitte?« Ich hatte keine Ahnung, was er meinte.
    »Agenten oder Talentscouts?«
    Meine Hand erstarrte mitten in der Bewegung. Ich wusste, was jetzt kam.
    »Wo?«
    » Le Journal de Montréal. «
    »Heute?«
    Ryan nickte. »Über dem Falz.«
    »Titelseite?« Ich war empört.
    »Vierzehn. Farbfoto. Der Blickwinkel dürfte dir gefallen.«
    »Bilder?«
    Ich erinnerte mich. Ein dürrer schwarzer Mann in einem knielangen Pullover. Eine Falltür. Eine Kamera.
    Der kleine Scheißer in der Pizzabude hatte seine Schnappschüsse verkauft.
    Wenn ich an einem Fall arbeitete, weigere ich mich strikt, mit der Presse zu reden. Viele Journalisten halten mich für unhöflich. Andere haben
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