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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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genieße, ist das Klima von November bis Mai.
    Eins muss ich zugeben. Ich habe zu lange im Süden gelebt. Ich friere nicht gern. Ich habe keine Geduld mit Eis und Schnee. Behaltet eure Stiefel und euer Labello und die Eishotels. Was ich brauche, sind Shorts und Sandalen und Lichtschutzfaktor dreißig.
    Mein Kater, Birdie, teilt diese Meinung. Als ich mich aufsetzte, stand auch er auf, machte einen Buckel und vergrub sich dann wieder unter der Decke. Mit einem Lächeln sah ich, wie sein Körper sich zu einer dichten, runden Masse zusammenrollte. Birdie, mein einziger und treuer Zimmergenosse.
    »Ich kann dich gut verstehen, Bird«, sagte ich und schaltete den Radiowecker aus.
    Der Kater rollte sich noch enger zusammen.
    Ich schaute mir die Ziffern an. Halb sechs.
    Ich schaute zum Fenster. Pechschwarz.
    Ich rannte ins Bad.
    Zwanzig Minuten später saß ich am Küchentisch, die Kaffeetasse am Ellbogen, die Pétit-Akte vor mir.
    Marie-Reine Pétit war eine zweiundvierzig Jahre alte Mutter von drei Kindern, die in einer boulangerie als Brotverkäuferin arbeitete. Vor zwei Jahren war sie verschwunden. Vier Monate später fand man Marie-Reines verwesten Torso in einer Eishockey-Tasche in einem Lagerschuppen hinter dem Haus der Pétits. Marie-Reines Gliedmaßen und der Kopf waren in dazu passenden Gepäckstücken verstaut.
    Bei einer Durchsuchung wurden in Pétits Keller eine Laub-, eine Bügelsäge und ein Fuchsschwanz gefunden. Ich hatte die Sägespuren auf Marie-Reines Knochen untersucht, um festzustellen, ob eine Säge ähnlich einer der des Gatten diese Spuren verursacht hatte. Volltreffer bei der Bügelsäge. Rejean Pétit stand jetzt vor Gericht wegen des Mordes an seiner Gattin.
    Zwei Stunden und drei Kaffees später schob ich meine Fotos zusammen und las mir noch einmal die Vorladung durch.
     
    De comparaître personnellement devant la Cour du Québec,
chambre criminelle et pénale, au Palais de Justice de Montreal,
à 09:00 heures, le 3 décembre …
     
    O Mann. Ich werde persönlich zur Aussage vorgeladen. Das ist ungefähr so persönlich wie eine Vorladung zur Steuerprüfung. U.A.w.g. erübrigt sich.
    Ich notierte mir den Gerichtssaal.
    Dann zog ich Stiefel und Parka an, nahm Handschuhe, Mütze und Schal, schaltete die Alarmanlage ein und fuhr in die Garage hinunter. Birdie musste sich erst noch entrollen. Offensichtlich hatte meine Katze schon vor Morgengrauen ein Frühstück genossen.
    Mein alter Mazda sprang gleich beim ersten Mal an. Ein gutes Omen.
    Oben auf der Rampe der Tiefgarage bremste ich zu heftig und schlitterte quer auf die Straße wie ein Kind auf einer Wasserrutsche. Schlechtes Omen.
    Stoßzeit. Die Straßen waren verstopft, jedes Fahrzeug schleuderte Schneematsch hoch. Die frühmorgendliche Sonne machte Milchglas aus meiner mit Salz verkrusteten Windschutzscheibe. Obwohl ich immerzu spritzte und die Wischer betätigte, fuhr ich streckenweise blind. Schon nach wenigen Blocks bereute ich, dass ich kein Taxi genommen hatte.
    Im späten sechzehnten Jahrhundert lebte eine Gruppe Lawrence-Irokesen in einem Dorf, das sie Hochelaga nannten und das zwischen einem kleinen Berg und einem großen Strom, knapp unterhalb einer Reihe mächtiger Wasserfälle, lag. 1642 kamen dort französische Missionare und Abenteurer an und blieben auch. Die Franzosen nannten ihren Außenposten Ville-Marie.
    Im Lauf der Jahre kamen die Bewohner von Ville-Marie zu Wohlstand, sie bauten und pflasterten. Das Dorf nahm den Namen des Berges hinter ihm an, Mont Real. Der Fluss wurde St. Laurent getauft.
    Hallo, Europäer. Tschüs, einheimische Völker.
    Heute ist die Gegend des ehemaligen Hochelaga-Ville-Marie als Vieux-Montréal bekannt. Touristen lieben das Viertel.
    Das alte Montreal, das sich vom Fluss aus den Hügel hoch erstreckt, verströmt Heimeligkeit. Gaslaternen. Pferdekutschen. Straßenverkäufer und -cafés. Die soliden Steinhäuser, in denen einst die Kolonisten wohnten, die Pferdeställe, Werkstätten und Lagerhäuser sind heute Museen, Boutiquen, Galerien und Restaurants. Die Straßen sind schmal und gepflastert.
    Und bieten einem keine Möglichkeit zum Parken.
    Ich verfluchte mich noch einmal, weil ich kein Taxi genommen hatte, stellte mein Auto auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz ab und ging den Boulevard St. Laurent zum Palais de Justice hoch. Der Justizpalast, mit der Adresse 1 Rue Notre-Dame est, liegt am nördlichen Rand des historischen Viertels. Salz knirschte unter meinen Sohlen. Der Atem gefror
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