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Totenhauch

Totenhauch

Titel: Totenhauch
Autoren: Amanda Stevens
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auf die Füße treten. Um es mal so auszudrücken.« Dieses Mal sah ich ein schwaches Lächeln.
    »Und das ist alles?«
    »Das ist alles.« Er blickte über das Wasser. »Sobald sich der Nebel lichtet, könnte es wieder regnen. Wir müssen diese Sache erledigen.«
    Diese Sache erledigen.
    Wie unheilvoll das klang.
    »Wie gesagt, wir werden Sie bezahlen.«
    »Das ist es nicht.« Die Vorstellung, nach Einbruch der Dunkelheit nach Oak Grove hinauszufahren, behagte mir zwar nicht, doch mir fiel auch keine Ausrede ein, wie ich mich hätte weigern können. Von meiner Bürgerpflicht einmal ganz abgesehen, saß Camille Ashby derzeit an meinem Geldhahn. Es war in meinem Interesse, sie weiterhin bei Laune zu halten. »Ich bin für den Anlass wohl kaum richtig angezogen, aber wenn Sie meinen, dass ich Ihnen irgendwie behilflich sein könnte   …«
    »Ja, das meine ich. Holen wir die Fotos, und dann machen wir uns auf den Weg nach Oak Grove.« Er fasste mich am Ellbogen, als wolle er mich antreiben, bevor ich meine Meinung noch einmal ändern konnte.
    Seine Berührung war seltsamerweise unwiderstehlich. Sie zog mich an und stieß mich zugleich ab, und während ich den Arm wegzog, erinnerte ich mich an die dritte Regel meines Vatersund begann sie mir lautlos immer wieder vorzubeten wie ein Mantra:
    Halte dich fern von Menschen, die von Geistern heimgesucht werden.
    Halte dich fern von Menschen, die von Geistern heimgesucht werden.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich lieber selber fahren.«
    Er sah mich von der Seite an, während wir weiter die Promenade entlanggingen. »Wie Sie wollen. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen.«
    Schweigend gingen wir durch den Nebel, und die Lichter der Villen an der East Bay beleuchteten sanft das Geisterkind, das zwischen uns schwebte. Ich achtete darauf, es nicht zu berühren. Achtete darauf, nicht nach unten zu schauen, als ich spürte, wie seine eisige Hand mein Bein berührte.
    Die Frau folgte uns. Ich fand es seltsam, dass das kleine Mädchen der dominantere Teil der beiden zu sein schien, und ich fragte mich wieder, in was für einer Beziehung die beiden wohl zu Devlin standen.
    Wie lange suchten sie ihn schon heim? Hatte er überhaupt eine Ahnung, dass sie da waren? Hatte er schon kalte Berührungen erlebt, Stromstöße, unerklärliche Geräusche in der Nacht?
    Spürte er, dass ihm seine ganze Lebensenergie langsam ausgesaugt wurde?
    Die feine Körperwärme, die er abstrahlte, musste unwiderstehlich sein für seine Geister. Selbst ich war dagegen nicht völlig gefeit.
    Als wir in das trübe Licht einer Straßenlaterne traten, wagte ich noch einen verstohlenen Blick. Die Beleuchtung schien die Geister zu verschrecken, und als sie davonschwebten, bekam ich ganz flüchtig etwas   – nur einen winzigen Rest, nicht mehr   – von dem kraftvollen Mann zu sehen, der John Devlin einmal gewesen war.
    Er legte den Kopf schräg, ohne darauf zu achten, dass ich ihnmusterte oder dass die Geister ihm folgten. Zuerst dachte ich, er würde auf das Heulen des Nebelhorns in der Ferne horchen, aber dann wurde mir bewusst, dass das Geräusch, dem seine Aufmerksamkeit galt, näher war. Die Alarmanlage eines Autos.
    »Wo steht Ihr Wagen?«, fragte er.
    »Da   … drüben.« Ich wies in die Richtung, aus der das Schrillen des Alarms kam.
    Wir eilten über den im Nebel liegenden Parkplatz, und nachdem wir um einige nebeneinander geparkte Fahrzeuge herumgegangen waren, blickte ich angstvoll die Reihe entlang und erblickte meinen silberfarbenen SUV unter der Laterne, unter der ich ihn abgestellt hatte. Die Hecktür stand einen Spalt offen, und zerbrochenes Glas glitzerte auf dem nassen Asphalt.
    »Das ist meiner!« Ich lief darauf zu.
    Er packte mich am Arm und hielt mich zurück. »Warten Sie einen Moment   …«
    Ein paar Wagenreihen weiter heulte ein Motor auf.
    »Bleiben Sie hier stehen!«, sagte er. »Und fassen Sie nichts an.«
    Ich sah ihm nach, wie er sich zwischen den feucht glitzernden Wagenreihen hindurchschlängelte, und drehte mich erst wieder um, als ich ihn aus den Augen verloren hatte und der Klang seiner Schritte verhallt war. Dann lief ich die paar Meter zu der offen stehenden Hecktür meines Geländewagens und spähte ins Innere. Gott sei Dank hatte ich meinen Laptop und meine Kamera zu Hause gelassen, und mein Telefon und mein Portemonnaie hatte ich bei mir. Das Einzige, was zu fehlen schien, war mein Aktenkoffer.
    Der Motorenlärm wurde lauter, und ich ließ gerade den Blick
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