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Goldaktien

Goldaktien

Titel: Goldaktien
Autoren: A. A. Fair
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1

    Bertha Cool seufzte tief, als sie sich auf dem Klappstuhl niederließ, der ihrer Körperfülle nur spärlich Platz bieten konnte, in dem tristen Dunkel, das außerhalb des beleuchteten mittleren Teils der leeren Sporthalle herrschte, glitzerten ihre Brillanten wie Meeresgischt im Sonnenschein.
    Der Japaner, nur mit einem Lendentuch und einer hellen Jacke aus grobem Leinen bekleidet, stand mit gespreizten Beinen vor mir und musterte mich wie einen Rekruten. Sein Gesicht blieb dabei ganz ausdruckslos.
    »Nehmen Sie ihn tüchtig 'ran, Hashita«, sagte Bertha.
    Nur wir drei waren in der Sporthalle, die die Größe einer Feldscheune hatte. Der Japaner, der von muskulöser Gestalt war, lächelte mich nun ein wenig an, so daß seine zwei blanken Zahnreihen sichtbar wurden. Das Licht der langen, trogähnlich über der Sprungmatte herunterhängenden Lampe bestrahlte mich erbarmungslos.
    Zu Bertha gewandt, sagte er: »Erste Lektion bittä. Nicht zu aufgeregt. Jiu-Jitsu ist wie Hebel, bittä«, erklärte er in schneller, monotoner Sprache, »die Kraft, zu bewegen ihn, gibt der andere, Sie nur können ändern die Richtung davon.«
    Ich nickte zustimmend.
    Hashita griff unter sein Lendentuch und holte einen Revolver mit kurzem Lauf hervor, dessen Nickelüberzug am Griff zum Teil abgeblättert und dessen Lauf schon verrostet war. Hashita öffnete die Trommel, um mir zu zeigen, daß die Waffe nicht geladen war.
    »Entschuldigen bittä«, sagte er. »Ehrenwerter Schüler nimmt Revolver, hält in rechte Hand, hebt hoch und drückt Abzug. Schnell bittä.«
    Ich nahm die Waffe.
    »Schnell bittä«, wiederholte Hashita.
    Er stieß geschmeidig einen Arm vor und drückte meine Hand verächtlich nach unten. »Nicht so langsam, bittä. Müssen tun, als daß ich bin sehr böser Mann. Heben Revolver, drücken sehr schnell Abzug, bevor ich bewege.«
    Hashita stand als breites Ziel vor mir. Ich spürte, wie der Hahn des Revolvers bei meinem ruckartigen Anschlag zurückschnappte.
    Plötzlich war Hashita nicht mehr zu sehen, er hatte sich in einen fliehenden Schatten aufgelöst. Ich versuchte ihm mit der Waffe zu folgen, aber ebensogut hätte ich das an einem Blitz probieren können.
    Dicke, bräunliche Finger umschlangen mein Handgelenk. Hashita befand sich nicht mehr vor mir, sondern unter meinem Arm, den Rücken zu mir gewandt. Mein Arm lag über seiner Schulter. Er riß mein rechtes Handgelenk nach unten, seine Schulter stieß in meine Achselhöhe, und ich spürte, wie meine Füße den Boden verließen. Die grelle Lampe und die Sprungmatte drehten sich vor meinen Augen, während ich für einige Sekunden in der Luft zu schweben schien, bis die gepolsterte Matte wieder auf mich zukam. Von dem Aufprall wurde mir beinah übel.
    Ich versuchte aufzustehen, doch mein Körper wollte mir nicht gehorchen. In meinem Magen rumorte es. Hashita bückte sich, faßte mich an Handgelenk und Ellbogen und stellte mich in Sekundenschnelle auf die Füße. Seine Zähne blinkten, denn er grinste breit. Der Revolver lag hinter ihm.
    »Sähr einfach«, sagte er.
    Bertha Cools Brillanten blitzten hin und her, als sie ihre Hände beifallklatschend betätigte.
    Ich hörte Schritte auf dem hölzernen Fußboden des Turnsaals.
    Hashita sagte: »Entschuldigen bittä«, reckte sich und kniff seine Schlitzaugen zusammen, um unter dem grellen Licht den aus dem Halbdunkel ankommenden zu erkennen.
    Der Fremde, ein untersetzter Mann in den Vierzigern mit braunen Augen und Brille, eine Zigarre rauchend, kam näher. Sein Anzug war geschickt so geschneidert, daß die Brust recht breit wirkte und sein Bauchansatz möglichst verschwand.
    »Sind Sie der Ringkampflehrer?« fragte er.
    Hashita ließ seine Zähne blinken und lief ihm entgegen.
    »Mein Name ist Ashbury — Henry C. Ashbury. Frank Hamilton meinte, ich sollte Sie mal aufsuchen. Werde warten, bis Sie mit Ihrem Unterricht fertig sind.«
    Hashita legte seine sehnigen Finger um Ashburys Hand. »Sehr großes Vergnüge«, sagte er, indem er zischend den Atem einsog. »Will der ehrenwerte Gentleman bittä sich platzen?«
    Mit den schnellen Bewegungen einer Katze ergriff er einen der hölzernen Klappstühle und stellte ihn neben Berthas Stuhl. »Warten ein Viertelstunde?« fragte er. »Entschuldigen, aber ich haben Schüler bei Lektion.«
    »Schon gut, werde warten«, sagte Ashbury.
    Hashita entschuldigte sich mit einer lächelnden Verbeugung bei Bertha Cool, mit einer weiteren bei mir und mit der dritten abermals bei Ashbury.
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