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Totenflut

Titel: Totenflut
Autoren: Bent Ohle
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der Kehle und drückte ihm den Lauf seiner Waffe an die Schläfe.
    Â»Wo ist sie?«
    Axel hielt immer noch seine Augen geschlossen, auch sein Lächeln, dieses verfluchte Lächeln wollte nicht aus seinem Gesicht verschwinden. Schröder wollte ihn schlagen, wollte ihm wehtun, ihn quälen. Er wollte, dass er endlich leiden musste. Da fiel sein Blick auf den Boden hinter Axel. Die prasselnden Regentropfen hatten es unmöglich gemacht ins Wasser zu schauen. Doch jetzt erkannte Schröder eine Stelle im Boden, die anders auf den Regen reagierte. Er stieß Axel beiseite und sah das Gitter. Der Kerker stand komplett unter Wasser, wie der Rest des Hofes auch. Schröder fiel schreiend auf die Knie, packte die Gitterstäbe und riss daran. Nichts bewegte sich. Er wühlte mit seinen Händen im Wasser herum und suchte nach dem Schloss. Endlich bekam er es zu fassen, entriegelte es und warf mit aller Kraft das Eisengitter auf. Im Wasser blähte sich ein Stück Stoff auf, auf dem die Regentropfen hohl zerplatzten. Schröder griff mit beiden Armen ins Wasser und spürte Elins kalten Körper. Er zog sie heraus. Leblos lag sie in seinen Armen. Das Leben war aus ihr gewichen, Schröder fühlte es deutlich. Panisch robbte er zurück und legte Elin auf den Rücken. Sie atmete nicht mehr, und er konnte keinen Puls fühlen. Sie war ihm entglitten. Er hätte auf sie aufpassen müssen, doch er war zu spät gekommen. Er wollte ihren Tod nicht akzeptieren, alles in ihm bäumte sich dagegen auf. Er musste sie beatmen. So lange, bis Hilfe kam.
    In diesem Moment sprang die eiserne Tür auf, und ein Einsatzkommando stürmte den Hof. Schwarze, maskierte Männer schwärmten aus, sicherten mit Gewehren das Gelände und das Dach. Der Hof füllte sich mit Menschen. Nur einer fehlte. Axel Brender. Er war spurlos verschwunden.
    Â»Einen Krankenwagen! Einen Krankenwagen!«, schrie Schröder. Wegener, Keller und Trostmann betraten den Hof. Entsetzt sahen sie, was passiert war. Ein Notarzt und zwei Sanitäter stürmten an ihnen vorbei.
    Â»Sie ist ertrunken!«, rief Schröder ihnen entgegen. Die Männer knieten nieder und begannen Elin zu reanimieren. Schröder stand auf und trat zurück. Ein Sanitäter beatmete sie mit einem Blasebalg. Der andere führte die Herzdruckmassage durch, während der Arzt einen Zugang für eine Infusion legte. Elin lag einfach nur da. Der Regen fiel auf ihre weiße Haut. Schröder nahm das alles wie in Zeitlupe wahr. Der Ton war abgestellt. Nur ein leichtes Rauschen füllte seine Ohren, wie wenn man an einer Muschel lauschte. Um ihn herum bewegte sich alles in Hektik. Wegener schrie Anweisungen heraus, und die Einsatzkräfte durchsuchten alles nach Axel Brender. Sie fanden ihn nicht.
    Schröder beobachtete das Wasser im Hof. Die Wassermassen schoben sich auf ihn zu. Er stand wie in einer Strömung, einem Fluss. Er drehte sich um. Das Wasser lief auf eine Stelle zu und wirbelte sich um sie herum. Dort war ein Gully im Boden. Schwarz schimmerte er durch das Wasser. Schröder spürte, wie das Wasser an seinen Beinen zog, wie es ihn auf die Öffnung im Boden lenken wollte. Und er begriff, dass das Wasser ihn zu Axel führen würde. Das Wasser ging mit ihm. Es ließ ihn nicht mehr los.
    Kapitel 40
    Der Schmerz kam zurück. Reißend, mahlend, quetschend. Schröder hatte den Gullydeckel gegen den Sog des Wassers angehoben. Sein Rücken schrie auf und zwang ihn in die Knie. Doch Schröders Bewusstsein war nur auf eine Tatsache konzentriert. Er musste Axel Brender finden. Er musste hinter ihm her. So nah wie jetzt würde er ihm nie wieder kommen. Wenn er jetzt nicht dranblieb, wäre alles verloren. Mit letzter Kraft schob er das eiserne Gitter beiseite und blickte hinunter in den schwarzen Tunnel, in den sich die Wassermassen ergossen. Rostige Eisensprossen führten in die Kanalisation, und Schröder stieg hinab. Hinab in eine unterirdische Welt, hinab in die Dunkelheit, wo der Mörder auf ihn wartete.
    Seine Füße tauchten in schmutziges, stinkendes Wasser. Wie ein Wasserfall prasselte der Regen auf seinen Kopf und seinen Körper, sodass er völlig durchnässt war, als er unten ankam. Ein dunkler, schwarz und feucht schimmernder Tunnel erstreckte sich hier. Ratten liefen herum und schwammen im Wasser. Es roch nach Exkrementen und Schimmel. Schröder entschied sich nach links zu laufen,
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