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Totenflut

Titel: Totenflut
Autoren: Bent Ohle
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bläulich hervor. Man konnte sie pulsieren sehen. Axel hob das Skalpell.
    Â»Der ideale Ort, um zu verbluten, findest du nicht?«, sagte Axel. Seine Hand näherte sich Schröders schutzlosem Hals. Die glänzende Klinge wollte sich gerade auf die aufgewölbte Ader legen, als Schröder im Wasser seine Waffe zu fassen bekam. Blitzschnell schoss sein Arm aus dem Wasser, drückte Axel den Lauf auf die Brust, und er zog den Abzug. Axel wurde nach hinten geschleudert und fiel rücklings ins Wasser. Leblos blieb er im Wasser liegen. Das Skalpell löste sich aus seinen Fingern und versank. Die Strömung nahm Axels Körper mit sich. Schröder zielte noch immer auf ihn. Er wartete und wartete, doch Axel regte sich nicht mehr. Er trieb davon wie ein Stück Holz. Schröder senkte seinen Arm und lehnte sich erschöpft gegen die Wand. Es war vorbei.
    Die Kälte machte die Schmerzen nur noch schlimmer. Schröder zitterte am ganzen Körper. Kraftlos zog er sein Handy aus der Tasche. Es funktionierte noch. Trotz der Nässe. Er wählte Wegeners Nummer. Es tutete. Einmal, zweimal. Dann hörte Schröder, wie sich etwas im Wasser aufbäumte. Wie ein Krokodil, das aus dem Fluss schoss, um seine Beute anzugreifen, zu packen und mit sich in die Tiefe zu ziehen. Schröder riss seine Waffe hoch, noch bevor er Axel sehen konnte. Doch Axel war schneller. Er griff nach dem Lauf der Waffe und schlug mit der anderen Hand in Schröders Gesicht. Er fiel auf die Knie und war ihm jetzt ganz nah. Seine Augen waren weit aufgerissen, jeglicher Verstand war aus ihnen gewichen. Es waren die Augen eines Irren, die Augen eines verrohten menschlichen Geistes. Und kaum hatte Schröder diesen Gedanken beendet und dabei mit aller Kraft versucht, sich gegen den Angreifer zu wehren, versuchte dieser ihn auch schon zu beißen. Er bleckte seine Zähne wie ein wildes Tier, sein Kopf schnellte vor, und seine Kiefer schlugen zusammen. Ihre Hände rangen um die Waffe. Wieder schoss Axels Kopf vor. Er wollte ihn in die Gurgel beißen. Ein tödlicher Biss, wie von einem Wolf. Schröder zuckte zurück, und Axel verpasste seinen Hals nur knapp. Schröder konnte Axels Kraft nicht länger Stand halten. Seine Arme wurden schwächer, seine Muskeln versagten. Er spürte, wie ihm die Waffe entglitt. Jetzt war es aus. Jetzt würde er sterben. Es gab nichts mehr, das er Axel hätte entgegensetzen können. Schröders Körper war zu schwach. Er gab auf und ergab sich seinem Schicksal. Sie hatten gekämpft, und nun würde der Unterlegene den Todesstoß bekommen. Schröder atmete aus und entspannte sich. Axel schleuderte die Waffe mit einer wuchtigen Armbewegung nach hinten. Er kniete sich über ihn. Seine Hände wurden zu Klauen, sein Gesicht zu einer Fratze des Bösen. Er fletschte seine Zähne, packte Schröder am Haarschopf und an der Brust und riss seinen Kopf nach hinten. Er wollte ihm die Kehle herausbeißen. Er wollte das Leben aus ihm herausbeißen. Er wollte es fühlen zwischen seinen Zähnen, auf seiner Zunge und dann ausspucken. Es würde wunderbar schmecken.
    Â»Axel!« Ein kläglicher Schrei hallte durch den Tunnel. Keiner von ihnen hatte bemerkt, dass sie nicht mehr allein waren. Sie hatten die Schritte nicht gehört, die Lichtkegel der Taschenlampen nicht gesehen. Axel sah auf. Vier Männer der Einsatzpolizei standen im Tunnel und zielten mit Gewehren auf ihn. Vier Laserpointer ihrer Zielfernrohre trafen sich in einem Punkt auf Axels Brust. Hinter den Männern waren Wegener, Keller und Trostmann zu erkennen, doch die Stimme, die Axel gehört hatte, gehörte einem anderen.
    Â»Nicht schießen, bitte!« Da war sie wieder, diese Stimme, die Axel ganz tief in seinem dunklen Herzen gespeichert hatte. Er erkannte sie sofort, und sein Herz schlug augenblicklich schneller. Sein Vater tauchte hinter den Männern auf. Er ging an Wegener vorbei und kam durch die Barriere der vier Polizisten auf sie zu. Schröder blickte nur auf Axel. Wenn er überleben wollte, durfte er ihn nicht aus den Augen verlieren. Axel war wie erstarrt.
    Schröder sah einen Tropfen, der sich aus einer zitternden Haarsträhne an Axels Kopf löste.
    Â»Axel! Axel, mein Junge!«, sagte der Vater. Diese Worte waren wie ein Zauberwort, eine Zauberformel, die Axel plötzlich verwandelte. Er wurde wieder zum Kind. Seine Gesichtszüge verjüngten sich, der
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