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Totenblick: Thriller (German Edition)

Totenblick: Thriller (German Edition)

Titel: Totenblick: Thriller (German Edition)
Autoren: Markus Heitz
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wen war er denn wütend?
    Auf sie?
    Der Mörder fluchte laut, sein Finger legte sich auf den Auslöser und drückte ihn – da knallte es mehrmals.
    Ein Strahl leuchtete den Mann an, tauchte seine Schläfe und sein kurzes silberschwarzes Haar in grelles Licht und schien ihn zu Boden zu schleudern. Er schrie und verschwand in der Dunkelheit; ebenso gut hätte er in einen Abgrund fallen können.
    Dolores sah ihn nicht mehr.
    Die Schiene rutschte von ihrer Schulter und fiel ihr in den Schoß, die Feder entspannte sich und schnellte nach vorne.
    Ein glühender Schmerz drosch ihr in den Bauch und blieb, verging nicht mehr. Etwas Warmes lief über ihre Oberschenkel.
    Dolores blieb dennoch ruhig. Die verabreichten Beruhigungs- und Schmerzmittel wirkten wahre Wunder. Sie schrie nicht einmal, sondern wunderte sich nur, wie anders sich Schmerzen anfühlen konnten und dass sie Farben vor ihren Augen entstehen ließen.
    Sie hörte mehrere Schritte.
    Noch mehr Licht fiel in den Raum, der sich als riesige Halle entpuppte. Der Mörder wurde nun sichtbar, lag am Boden und blutete aus der Seite. Die Pistole in seiner Hand spuckte in rascher Reihenfolge Kugeln gegen die Eindringlinge.
    Aufschreie und Flüche erklangen von ihrem Vater und einem anderen Mann. Das Feuer des Mörders wurde erwidert, das Krachen der Treibladungen schallte in Dolores’ Ohren; es roch intensiv nach verbranntem Pulver oder mit was immer die Geschosse beschleunigt wurden.
    Der Mörder wurde mehrmals getroffen, wie sie sah, und warf die Pistole weg. »Ich ergebe mich«, wimmerte er blutüberströmt. »Ich gebe auf! Nicht mehr schießen!«
    Dolores sah zuerst ihren Vater in den Lichtkegeln, die Waffe auf den liegenden Mann gerichtet; dann entdeckte er sie und starrte sie an. Entsetzen stand auf seinem Gesicht, Angst, Sorge.
    Sie schaute nach unten, wo die Klinge komplett in ihren Unterbauch eingedrungen war. Das Blut lief aus dem Schnitt, und allmählich wurde ihr kalt.
    »Papa«, sagte sie und vergaß ihre weiteren Worte. Ihr Kopf war plötzlich leer, und sie blickte zu ihm. Vielleicht fiel ihm ein, was sie hatte sagen wollen.
    Sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, den sie niemals zuvor bei ihm bemerkt hatte. Nicht einmal in den letzten zwanzig Jahren. Hass. Abgrundtiefer Hass.
    »Löwenstein, nein!«, rief eine Stimme von außen.
    Sie verfolgte, wie ihr Vater die Mündung seiner Halbautomatik auf den Mörder richtete und mehrmals abdrückte, während er selbst einknickte und gegen den Küchenschrank fiel.
    Dabei wurde die Welt für Dolores dunkler und blendete sich langsam aus …
    ***
    Leipzig, Zentrum, 2. Januar
    »Wie kann man so viele Schüsse überleben?«
    »Indem man groß wie ein Baum und Personal Trainer ist?«, gab Lackmann zurück, ohne zu wissen, wer die Frage gestellt hatte. Er sah von seinem Schreibtisch auf. »Korff? Was machen Sie denn hier?«
    »Mich erkundigen, in welchem Krankenhaus ich Herrn Löwenstein besuchen kann. Da man mir telefonisch keine Auskunft geben wollte, kam ich einfach vorbei und habe gehofft, Sie anzutreffen.« Der sympathische Bestatter machte einen Schritt nach vorne. »Sie wissen, dass man sich auf mich verlassen kann und ich diskret bin. Mir liegt etwas an Herrn Löwenstein.«
    Lackmann bot ihm mit einer Handbewegung einen Stuhl an. »Sicher. Daran zweifle ich nicht, aber momentan ist Ruhe das Beste für ihn. Seine Lebensgefährtin kümmert sich sehr gut um ihn.« Er machte ein halb belustigtes Gesicht. »Nehmen Sie das nicht persönlich, aber einen Bestatter neben sich am Krankenbett zu sehen, das … ist vielleicht die falsche Botschaft.«
    Korff lachte. »Nur wenn man abergläubisch ist. Den Eindruck machte Herr Löwenstein nicht auf mich, aber ich verstehe Ihre Vorbehalte, Herr Lackmann. Dann seien Sie doch so nett und geben seiner Lebensgefährtin meine Nummer, damit sie mich wissen lässt, wie die Entscheidung ausgefallen ist.« Er sah beiläufig über den Schreibtisch. »Leipzig ist ziemlich erleichtert, dass der Terror ein Ende hat.«
    »Das sind wir alle. Es gab genug Opfer.« Der Kommissar schob ihm die Aufnahme der selbstgebauten Köpfungsvorrichtung hinüber. »Was sagen Sie dazu? Das hat er sich angefertigt, um die Menschen blitzschnell und ohne Kraftaufwand enthaupten zu können.«
    Korff warf nur einen kurzen Blick darauf. »Eine Feder in einer Führungsschiene mit einer seitlich montierten, schrägen Schneide. Dass er raffiniert ist, wussten wir alle.«
    »Seine Raffiniertheit bringt ihm nichts mehr.
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