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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen
Autoren: Steve Mosby
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jemand anderem gehört haben könnte, und so würde es ja auch bald sein.
    Wie gesagt, ich hatte nicht sehr gründlich nachgedacht über alles, was passiert war, aber das hieß nicht, dass mir während der Arbeit nicht einiges eingefallen war. Ich hatte viel über die Fehler nachgegrübelt, die ich gemacht hatte, kam aber eigentlich nur zu einer einzigen wirklichen Schlussfolgerung, dem gleichen Gedanken, den ich vor Eddies Haus auf der Campdown Road hatte. Man kann sich seine Fehler verzeihen, wenn man nicht Bescheid weiß. Die einzigen Fehler, die man zu verantworten hat, sind die, bei denen man schon vorher wusste, dass man sich für das Falsche entschieden hat.
    Ich schloss die Tür zum zweiten Schlafzimmer des Hauses.
    Als ich wieder den Flur entlangging, fuhr ich mit dem Finger an den Kanten der Kartons entlang, die an der Wand aufgestapelt waren. Sie konnten erst einmal hier stehen bleiben. Ich würde mit dem Auspacken warten, bis das Haus ganz fertig war.
     
    Zehn Minuten später fuhr ich langsam die Umgehungsstraße entlang.
    Das Wetter war gut. Ein blassblauer Himmel erstreckte sich vor mir, und ein paar Wolken hingen unbeweglich am Horizont. Draußen war es so kalt, dass der Atem weiß in der Luft schwebte, aber die Sonne kam doch irgendwie durch, und wenn der Wind sich legte, war es warm. Alles sah kristallklar aus, von den Ecken der Gebäude bis zum Glänzen der Fensterscheiben, und der regionale Wetterbericht sagte voraus, es könne später in manchen Gegenden schneien.
    Aber der Verkehr war schlimm. Ich legte etwas von Nine Inch Nails in den CD -Player und kroch langsam die Straße entlang, bis ich an der Autobahnauffahrt vorbei war.
    Kurz nach drei hielt ich vor Toris Wohnung an, parkte den Wagen und stieg aus. Sie war eine Woche zuvor aus der Klinik in Staunton entlassen worden, aber ich hatte sie noch nicht besucht.
    Irgendwie machte mich die Begegnung mit ihr nervös. Bei dem für uns offensichtlichsten Gesprächsthema ging es um etwas, das wir beide nicht besprechen wollten, aber andererseits wäre es merkwürdig, es überhaupt nicht zu erwähnen. Wir konnten ja nicht nur einfach Tee trinken und so tun, als sei nichts geschehen.
    Kaum hatte ich angeklopft, öffnete sie die Tür. Ich hatte den Besuch nicht mit ihr verabredet, war einfach auf gut Glück gekommen, und sie sah zunächst überrascht aus. Dann lächelte sie breit und umarmte mich.
    »Hi.«
    Ich schloss die Augen und strich ihr über den Rücken.
    »Achtung mit dem Arm«, sagte sie.
    »Oh, tut mir leid.«
    »Nein, so ist es in Ordnung.«
    Einen Moment später lösten wir uns voneinander.
    »Wie ist es dir denn ergangen?«, fragte sie.
    »Mir? Alles in Ordnung. Ich hab mir deinetwegen Sorgen gemacht. Wie geht’s dir?«
    »Mir geht’s gut.«
    Sie stellte Wasser auf, und ich folgte ihr ins Wohnzimmer, wo sie es sich auf dem Sofa gemütlich machte.
    »Es ist gut, wieder zu Hause zu sein«, sagte sie.
    »Schön, dich wieder hierzuhaben. Ich hab dich zweimal in Staunton besucht.«
    »Ich erinnere mich.«
    Ich setzte mich neben sie. Sie wandte sich mir zu, schlug die Beine unter und stützte sich mit dem Ellbogen auf der Rückenlehne des Sofas ab.
    »Wie geht’s Rob?«, sagte sie.
    »Gesund und munter. Noch genauso nervig wie immer.«
    Ich hatte am Abend zuvor mit ihm gesprochen. Wir hatten die Arbeit an der Zeitschrift unterbrechen müssen, während er im Krankenhaus war, und jetzt, wo er wiederhergestellt war, wollte er unbedingt weitermachen. Ich hatte noch keine Entscheidung getroffen, ob wir das tun würden oder nicht. Wir hatten einen tollen Knüller über Thom Stanley, größer als erwartet, aber ich war nicht sicher, dass es günstig war, ihn zu bringen. Zunächst einmal hatte der
Skeptic
einen Brief von Stanleys Anwälten erhalten, in dem erklärt wurde, jeder Hinweis, dass ihr Klient etwas über die Morde gewusst haben könnte, würde uns in eine gefährliche Lage bringen.
    Die Drohung beunruhigte mich nicht besonders, da ich unsere Unterhaltung auf Band hatte. Aber trotzdem war ich nicht sicher, ob ich mich noch einmal in diese Lage begeben wollte. Beim Ausräumen des Hauses war mir klargeworden, dass ich darüber nachdenken musste, wo ich im Leben stand und ob ich nicht vielleicht bald neue Ziele ansteuern wollte. Und ich fand, nach allem, was passiert war, war das wahrscheinlich so.
    »Choc?«, sagte ich. »Was macht er?«
    »Ich hab ihn nicht gesehen.«
    »Aha.«
    Wir sprachen eine Weile über das, was geschehen war, ohne die
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