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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen
Autoren: Steve Mosby
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waren verkrampft, weil sie so lange auf engem Raum eingesperrt gewesen war. Wie hatte sie sich also so weit von dort entfernen können? Das zweite war eher etwas, das mit Gespür zu tun hatte. Je nachdem, wie man es betrachtete, war ihre Unfähigkeit, sich an die Tat und den Schauplatz zu erinnern, bis der Regen den Boden ausgewaschen hatte und sich nichts mehr daran ablesen ließ, entweder ein großer Zufall oder unglaublich zweckdienlich.
    »Aber sie lebt«, sagte Lewis.
    »Ja.«
    Dies war jedoch keine Frage gewesen, eher eine Bestätigung.
    Lewis blickte auf die Anstrengungen und Schrecken der letzten zwei Tage zurück und versuchte sich zu überzeugen, dass sie nicht vergebens gewesen waren.
    All dies, aber zumindest ist sie am Leben.
    »Ich wusste nicht, ob er sie gehen lassen würde oder nicht.«
    »Na ja … dazu kommen wir noch.«
    Er fuhr sich übers Gesicht. »Und was ist mit Rob?«
    »Er liegt auf der Intensivstation, aber sein Zustand ist stabil. Ihr Anruf hat ihm wahrscheinlich das Leben gerettet.« Currie schob ein Foto über den Tisch. Sie hatten ein Standfoto vom Material der Überwachungskamera gemacht. »Kennen Sie diese beiden Personen?«
    Lewis berührte es leicht und zog es näher zu sich heran.
    »Eddie Berries«, sagte er. »Und Sarah Crowther.«
    »John Edward Carroll«, sagte Currie. »Sarah ist seine Schwester. Ihr wirklicher Name war Mary Carroll.«
    Lewis nickte vor sich hin. »Im Internet kann man sich seine Identität aussuchen.«
    »Was?«
    »Nichts. Warum hat sie das getan? Sich erstochen?«
    Currie dachte an das Buch – Anastasia, die auf ihre Rettung wartete, ein Messer über ihrem Herzen gezückt. Weil sie allein nicht weitermachen konnte. Weil sie völlig abhängig war davon, dass der Mann kam, um sie zu retten. Das Einzige, was sie als Kind geliebt hatte. Und ihr Vater hatte ihr mit seiner Quälerei dies zusammen mit jeder Hoffnung ausgetrieben.
    Warum hatte sich Mary erstochen? Genau würden sie es wahrscheinlich nie wissen, aber Currie vermutete, der Grund war, dass in ihren Augen Frank Carroll recht behalten hatte. Es war niemand gekommen, zumindest nicht, bis es zu spät war. Sie hatte Carroll allein gegenübertreten müssen, und etwas in ihrem Inneren war zerbrochen und zugrunde gegangen, als er sie berührte. In diesem Moment verlor sie alles, nichts blieb ihr.
    Aber davon sagte Currie nichts. Die Wahrheit war, dass »Warum« ihm nicht einmal mehr wie eine Frage vorkam. Eher wie eine Last, die es zu tragen galt.
    »Nach dem, was wir erfahren haben«, sagte er, »glauben wir, dass Eddie der Mann ist, der für die Morde an den Mädchen verantwortlich ist. Seine Schwester hat es herausbekommen und zu verhindern versucht, dass er gefasst wurde. Das ist der Grund, weshalb sie etwas mit Ihnen anfing. Er hatte vorher schon drei Mädchen umgebracht, bevor er sein Augenmerk auf Sie richtete. Die einzige wirkliche Frage, die wir noch haben, ist also: Warum wollte Eddie Sie ins Visier nehmen?«
    Currie hielt kurz inne.
    »Aber ich glaube, wir kennen die Antwort darauf schon, oder?«
    Lewis sah zu ihm auf.
    »Ich weiß nicht.«
    »Sie sind kein guter Schauspieler, Dave.«
    »Ich habe Eddie zweimal getroffen. Hab ihn nicht besonders gemocht. Aber ich kann mir nicht vorstellen, warum er … das tun wollte.«
    »Sie lügen. Sie haben Charlie Drake und Alex Cardall im Krankenhaus in Staunton getroffen und sind mitgefahren. Eddie hasste Sie wegen der Dinge, die Sie ihm an dem Tag damals angetan haben. Er wollte Ihnen eine Lektion erteilen.«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf, wirkte aber nicht, als sei er sicher.
    »Warum wollen Sie keine Verantwortung übernehmen, Dave?«
    Lewis sagte nichts, sondern schaute nur auf den Tisch hinab. Aber er war mit sich im Widerstreit, kämpfte gegen etwas an. Er überdachte, was er getan hatte, und machte sich die Bedeutung klar. Currie konnte fast zusehen, wie er begriff und wie sich die Puzzlestücke zusammenfügten. Alles, was Lewis passiert war, war seine eigene Schuld. Alles entwickelte sich aus dem, was er getan hatte. Es gab kein Entrinnen. Und eine Sekunde später sah Currie, dass der Mann innerlich zusammenklappte.
    Du musst Druck ausüben.
    »Sie können nicht zurücknehmen, was Sie getan haben«, sagte er so sanft wie möglich. »Aber Sie können es jetzt besser machen, oder? Andernfalls werden Sie diese Geschichte den Rest Ihres Lebens mit sich herumschleppen. Das möchten Sie doch nicht, oder?«
    »Ich habe die beiden damals an dem Tag in
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