Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen
Autoren: Steve Mosby

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    Eddie saß unter den Bäumen, über ihm kamen die Sterne heraus, und er hatte ein heulendes Gelächter in die Nacht hinausgesandt. Trotz oder vielleicht wegen der Qualen fühlte er sich wie ein Mensch der Urzeit. Stark. Sie hatten keine Ahnung, was sie da getan hatten, vor allem Dave Lewis. Eddie konnte nicht vergessen, wie Lewis ihn angesehen hatte, bevor er ihm den Schlag versetzte, als sei er so etwas verflucht Besonderes, eine Art ritterlicher Beschützer, der gekommen war, um die Lage zu retten. Niemand sollte ihn mit diesem Blick ansehen. Jetzt nicht mehr.
    Es hatte eine Zeit gegeben, als er viele solche Blicke auf sich zog, er sah überhaupt nur noch Gesichter mit diesem Ausdruck, und nachdem sein Vater aus dem Gefängnis gekommen war, wurde es noch schlimmer. Von der Zeit an spürte er überall, wohin er auch ging, wie die Blicke auf ihm ruhten. Die Leute beglotzten ihn, klagten ihn an, und das Bewusstsein, dass sie viel besser seien als er, stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Das hatte sich geändert, nachdem er Vicky Klein kennengelernt hatte. Er hatte bei einer Open Mic Night Gitarre gespielt, und sie war allein gekommen; ein kleines, trauriges Mädchen am hinteren Ende des Raums. Sie war dankbar gewesen, als er später mit ihr sprach, und warum sollte sie das nicht sein? Er hatte alles über ihre Freunde erfahren, die keine Zeit hatten. Er hatte sie sich vorgestellt, und sogar ohne sie zu kennen, hatte er gespürt, wie ihre Blicke auf ihm lasteten, obwohl sie auch nicht besser waren als er. Später hatten diese Leute sehr genau erfahren, wie überlegen sie ihm waren. Genau wie Sharon Goodalls Freunde und die von Alison Wilcox das gelernt hatten.
    Wie er da im Wald saß, hatte er seine Hände in sein Hemd gewickelt und gedacht:
Ich weiß alles über euch
. Er hatte in der Zeit, als er mit Tori zusammen war, zwei von Lewis’ früheren Freundinnen kennengelernt und erinnerte sich an ihre Namen. Und Tori natürlich auch.
    Das wird dir noch leidtun.
    Ich werd dir zeigen, wie viel besser du bist als ich.
    Später, als er seine Hände auf Marys Wände drückte, als er auf Türen und jede andere Fläche, die er fand, blutrote Vögel malte, lachte er immer noch, während sie weinte, sich die Haare raufte und keine Luft zu bekommen schien.
    Die Tage danach waren undeutlich und verschwommen. Eddie wusste, dass er in einem Bett in ihrer Wohnung lag und sie ihm irgendwelche Tabletten gab und die Stirn abtupfte.
    Er hatte Erinnerungen daran, dass sie mehrmals seine Hände verband und Salbe draufstrich, die auf den Wunden brannte. Er wollte wissen, ob er durch seine Hände hindurchsehen könne, aber sie ließ es ihn nicht ausprobieren. Er lachte noch viel mehr, und erst als er an Dave Lewis dachte, hörte er auf.
    In manchen der ziemlich frühen Erinnerungen weinte Mary nicht mehr. Aber später tat sie das wieder. Zuerst ergab das keinen Sinn, aber schließlich entdeckte er den Grund: Es war, weil sie sein Auto geholt hatte, das sie verstecken wollte. Dabei hatte sie dann wohl die Pappschachtel mit seiner Sammlung gefunden und begriffen, was er getan hatte.
    Aber seine Schwester hatte ihn weiterhin gepflegt und für ihn gesorgt und weinte dabei leise vor sich hin, als sei er selbst eine Wunde für sie, die sie heilen musste.

    »Komm da raus«, sagte Eddie.
    Das konnte sie natürlich nicht, was ihn freute, obwohl er zugleich Widerwillen gegen sich selbst fühlte.
    »Ich sagte,
komm raus
.«
    Sie schrie trotz des Knebels, als er sie an den Haaren packte und versuchte, den Schmerz in seinen Händen zu ignorieren. Aber das ging nicht, deshalb fasste er sie an der Bluse und schob sie über die hintere Wand des Kofferraums, so dass ihr Haar auf den Boden hing. Dann hob er ihre Beine hoch, und sie stürzte vorwärts in den Schlamm, landete auf der Schulter, und ihre Beine klatschten einen Moment später auf den nassen Boden. Sie lag da und weinte.
    Der Regen prasselte nun auf beide hernieder, und er dachte:
Du hast sie sterben lassen.
    Er wusste nicht, ob das an ihn oder an Dave Lewis oder an alle Menschen auf der Welt gerichtet war. Es spielte keine Rolle mehr. Jeder einzelne Gedanke fachte das Feuer des Hasses in ihm noch mehr an.
    Eddie kauerte über ihr und stieß sie an der Schulter an, um sie auf den Rücken zu drehen. Es war schwierig mit ihren hinter dem Rücken zusammengebundenen Händen, aber er schaffte es. Dann setzte er sich rittlings auf ihren Bauch, und die Knie drückten gegen ihre Schultern. Sie

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