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Tote Stimmen

Tote Stimmen

Titel: Tote Stimmen
Autoren: Steve Mosby
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war so klein. Ihre Augen waren fest geschlossen, und sie zuckte, als er ihr sanft die Haarsträhnen aus dem Gesicht strich.
    Er würde sie an einen Baum binden. Irgendwo, wo sie nie gefunden würde.
    »Er hat dich sterben lassen«, sagte Eddie zu ihr, und an wen das gerichtet war, wusste er auch nicht, es war ihm auch gleichgültig.
    Es war gleich. Alle waren gleich.
    Und dann hörte er etwas.
    Eddie schaute sich zu dem Waldweg um.
    Vier Männer kamen durch den Regen auf ihn zu. Alle waren schwarz und drei davon wirklich sehr groß. Der vierte, Charlie Drake, ging etwas voraus und hielt eine Pistole. Als sie näher kamen, hob Drake die Hand und richtete die Waffe auf Eddie.
    »Dachte ich doch, ich hätte da beim Haus dein Auto erkannt.«
    Eddie stand schnell auf und ging rückwärts auf die Böschung zu, aber er rutschte aus und fiel hin, landete auf der Seite, die Hand im kalten Schlamm gespreizt. Der Schmerz schoss in seinen Arm hoch.
    »Gut von mir, oder?«, sagte Drake.
    Er kontrollierte etwas an der Pistole und sah dann wieder auf.
    »Aber nicht gut für dich.«
    Statt direkt bis zu ihm hinzugehen, blieb Drake neben Tori stehen und kauerte sich neben ihr hin. Er legte ihr leicht die Hand auf die Schulter, neigte den Kopf und flüsterte ihr etwas zu, das Eddie nicht hören konnte. Dann stand er wieder auf und warf einem von seiner Gang einen Blick zu. Die drei Männer bückten sich, um ihr zu helfen, während Drake dorthin ging, wo Eddie lag.
    »Steh auf.«
    Er tat es.
    Drake stellte sich seitlich von ihm, und Eddie sah jetzt, dass Tori wieder auf den Beinen war und sich an einen der Männer lehnte, während ein anderer den Strick an ihren Handgelenken mit einem Messer durchschnitt.
    Dann spürte er, wie ihm die Pistole gegen die Schläfe gedrückt wurde.
    Er würde sterben, wurde ihm klar. Hier und jetzt, wo er mitten im Regen im Dreck stand. Das Überraschendste war, dass er einerseits darüber Erleichterung verspürte. Er hätte am liebsten »danke« gesagt.
    Drake sagte: »Sieh nicht her, Schätzchen.«
    Und bevor er noch etwas denken konnte, war Eddie weg.

37
    Sonntag, 4. September
    E s war kurz nach zehn Uhr morgens, und die Detectives Sam Currie und Dan Bright standen an einer Böschung in der Nähe von Brimham Woods. Beide schwiegen. Es hatte die ganze Nacht weitergeregnet. Die Leiche von John Edward Carroll lag vor ihnen. Sie hatte seit dem letzten Nachmittag im Freien gelegen.
    Gelbes Absperrband war über den Weg hinter den Detectives gespannt, um zu retten, was vom Tatort noch übrig war. Die Spurensicherung hatte über den Überresten ein kleines weißes Zelt aufgestellt, aber die Leiche war dennoch zu sehen.
    Eddie glich einem toten Fisch im Schlamm. Seine Haut war ganz weiß, die weit aufgerissenen Augen starrten ins Leere, und der Schuss, der hinter ihnen eingedrungen war, hatte sie hervorquellen lassen, so dass sie ungeheuer groß wirkten. Seine Unterlippe stand vor. Aber das meiste Blut war weggewaschen, und die Teile des Schädels und der Gehirnmasse, die sich in der Umgebung verteilt hatten, sahen wie vom Regen gebleichter Abfall aus.
    Swann kam herüber und blieb neben ihm stehen.
    »Kaugummi?«, sagte er und bot einen an.
    »Danke.«
    »Dan?«
    Bright nahm auch einen, aber er sagte nichts. Er schien von der Leiche fasziniert.
    »Ich habe gerade mit Rawnsmouth telefoniert«, sagte Swann. »Sie haben einen Typen namens Jeremy Sumpter festgenommen. Er ist derjenige, der sich dort in John Carrolls Wohnung aufhält.«
    »Was hatte er vorzubringen?«
    »Nichts – ganze fünf Minuten lang. Dann fing er an zu schwitzen, wenn du weißt, was ich meine. Er sagte, er sei ein Kumpel von Eddie und kampiere dort schon ewig lange. Eddie hätte vor zwei Jahren angefangen, öfter hier hochzukommen. Er hätte immer weniger Zeit in Rawnsmouth verbracht.«
    »Vor zwei Jahren«, sagte Currie. »Genau nachdem damals sein Vater entlassen wurde.«
    »Vielleicht wollte er in der Nähe seiner Schwester sein. Offenbar fuhr sie manchmal auch dort runter. Der letzte Besuch liegt zwei Wochen zurück, aber da war sie allein. Am Donnerstag, dem elften August.«
    »Ganz genau.«
    »Ein besonderer Tag für Jeremy. Sie gab ihm Geld.«
    Currie dachte darüber nach.
    »Lass mich raten. Damit er so tat, als sei er ihr Bruder, falls jemand anrief?«
    Swann nickte. »Was er übrigens auch tat, als du mit ihm telefoniert hast. Jeremy schämt sich entsprechend dafür.«
    »Jeremy wird sich noch gehörig dafür schämen.«
    Das
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