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Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)

Titel: Inside Steuerfahndung: Ein Steuerfahnder verrät erstmals die Methoden und Geheimnisse der Behörde (German Edition)
Autoren: Frank Wehrheim , Michael Gösele
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Veranlagung – Die Steuermoral eines Volkes
    »Steuern sind Geldleistungen, die nicht eine Gegenleistung für eine besondere Leistung darstellen und von einem öffentlich-rechtlichen Gemeinwesen zur Erzielung von Einnahmen allen auferlegt werden, bei denen der Tatbestand zutrifft, an den das Gesetz die Leistungspflicht knüpft; die Erzielung von Einnahmen kann Nebenzweck sein.«
    Das besagt § 3 der Abgabenordnung (AO).
    Eine Geschichte, die mich und meine Kollegen in der Fahndungsstelle des Finanzamtes Frankfurt am Main V bei der Jagd nach Steuersündern immer wieder inspirierte, war, dass am Ende selbst ein Al Capone wegen Steuerhinterziehung belangt werden konnte. 200 000 Dollar Hinterziehung wurden ihm zur Last gelegt – neben einer Geldstrafe bekam er dafür elf Jahre Gefängnis in Alcatraz. Seine Spezialitäten wie Raub, Erpressung oder gar Mord waren ihm nicht zum Verhängnis geworden. Er, einer der größten Gangster des vergangenen Jahrhunderts, der im Übrigen mit seinen Waschsalons auch als Erfinder der »Geldwäsche« gilt, scheiterte schließlich am Finanzamt. Die akribische und hartnäckige Arbeit einiger unbestechlicher Steuerfahnder brachten den gefürchteten Mafiaboss zu Fall.
    Natürlich mag man sich fragen, aus welchen Gründen ein Bürger rund die Hälfte seines Arbeitslohnes an ein diffuses Konstrukt wie den Staat abführen muss. Was überhaupt ist dieser Staat? In den Augen vieler Deutschen ist er nicht viel mehr als eine perfide Geldverschwendungsmaschinerie. Hochbezahlte Politiker, mit denen man in aller Regel unzufrieden ist, weil sie nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind – oder auf den ihrer Spendenklientel. Faule Beamte, die für ihren geruhsamen Job am Ende ihres Arbeitslebens eine dicke Pension kassieren, für die sie nie einen Cent einbezahlt haben. Dazu kommen sinnlose Subventionen, Milliardensummen für eine Armee, die keiner braucht, Sozialleistungen für Arbeitsunwillige, protzige öffentliche Gebäude, Entwicklungshilfe, die totalitären Staaten die Rüstungskassen füllt, und Milliardenhilfen für das Versagen unseres Bankensystems.
    Und dafür soll man nun sein hart erarbeitetes Geld verschenken? Geld, das mit etwas Menschenverstand betrachtet einem selbst gehört und das man eigentlich auch gut brauchen könnte, um in einem politischen System, das seine Bürger aufzufressen droht, adäquat über die Runden zu kommen. Wofür also Steuern zahlen und vor allem, warum derart viel? Diese Fragen beschäftigen einen Großteil unserer Gesellschaft. Und so mag es nicht verwundern, dass die meisten Menschen fortwährend Überlegungen anstellen, wie sie Steuern »sparen« können. Ein Unrechtsbewusstsein ist in diesen Fällen nur selten zu erkennen. Wer Steuern hinterzieht, weiß eines ganz genau: Er tut dies nicht alleine. Ob nun berühmte Tennisspieler, Schauspieler, führende Politiker wie Minister oder Kanzler oder gar ein Kaiser Steuern hinterziehen, man befindet sich stets in allerbester Gesellschaft. Und nicht nur dies: Der Nachbar tut es, der Unternehmer, der Handwerker im Dorf sowieso, der Gastwirt, der Zahnarzt und der Stadtrat – alle.
    Steuerhinterziehung ist gesellschaftsfähig. Zum Leidwesen vieler verstößt sie zwar gegen das Gesetz, aber wem tut man denn wirklich weh? Die paar Euro, die man pro Jahr spart, können doch einem potenten Staat wie der Bundesrepublik nicht schaden! Das bisschen Schwarzarbeit, die kleine Nebeneinkunft, das unbedeutende Auslandskonto, die unauffällige Stiftung in Liechtenstein. Muss das ein Staat wie Deutschland nicht verkraften können? Ein Gebilde, das so ungeheuerlich viel Geld verschwendet und sich auch noch für Unsummen von Steuergeldern die natürlichen Feinde eines jeden Bürgers leistet – die Finanzbeamten. Diese Armee humor- und freudloser Spielverderber. Diese konformistischen Erbsenzähler, die Tag für Tag nichts anderes tun, als der hart arbeitenden Bevölkerung ihren persönlichen Besitz zu entreißen und sich zu allem Überfluss auch noch als Dienstleister bezeichnen.
    So kann man das natürlich sehen. Ich selbst wurde in den vergangenen Jahrzehnten häufig gefragt, wie ich diesen moralisch zweifelhaften Beruf, der in der Öffentlichkeit ein miserables Ansehen genießt, überhaupt ausüben könne. Dabei fiel mir dann immer wieder ein, wie ungern ich eigentlich Gummistiefel trage. Und genau diese würde ich wohl brauchen, wenn unser Land nicht über eine gut funktionierende Kanalisation verfügen würde. Und ich musste an
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