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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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von der Polizei redet zweimal am Tag mit mir und bringt mich zu dir ins Krankenhaus, wann immer ich will.« Sie beugte sich vor und stützte sich mit den Ellenbogen auf mein Bett. »Aber du hast immer geschlafen.«
    »Ich werde mich bessern.«
    Katy lächelte nervös. »Dad ruft mich täglich an und erkundigt sich nach dir.«
    Schuld- und Verlustgefühle mischten sich in den Cocktail meiner Emotionen. »Sag ihm, daß es mir gut geht.«
    Die Schwester betrat leise den Raum und stellte sich neben Katy. Sie verstand den Hinweis und sagte: »Ich komme morgen wieder.«
     
    Am nächsten Morgen bekam ich von Ryan und Claudel weitere Informationen über Fortier.
    »Er ist schon wegen mehrerer Sexualdelikte vorbestraft. Sein Register reicht zurück bis ins Jahr 1979, als er ein Mädchen eineinhalb Tage lang eingesperrt hat. Er war damals fünfzehn, aber es kam nie zu einer Anklage. Seine Großmutter hat das verhindert. Danach hat er des öfteren Frauen verfolgt und sich genaue Aufzeichnungen über ihre Aktivitäten gemacht. 1988 wurde er dann wegen Körperverletzung festgenommen.«
    »Er hat die Großmutter zusammengeschlagen.«
    Wieder erntete ich einen von diesen typischen Claudel-Blicken. Ich sah ihn an und bemerkte, daß seine Seidenkrawatte denselben altrosa Farbton hatte wie sein Hemd.
    »Oui. Ein vom Gericht in Auftrag gegebenes psychiatrisches Gutachten beschrieb ihn damals als paranoid und zwanghaft.« Claudel wandte sich an Ryan. »Wissen Sie, was der Seelenklempner noch geschrieben hat? Fortier habe enorme Wut und ein hohes Gewaltpotential in sich aufgestaut, das sich besonders gegen Frauen richte.«
    »Und was ist passiert? Er wurde sechs Monate in eine Klinik eingewiesen und dann wieder laufengelassen. Typisch.«
    Diesmal sah Claudel mich direkt an, bevor er sich mit den Fingern den Nasenrücken rieb und fortfuhr.
    »Wenn man die Entführung des Mädchens und den tätlichen Angriff auf seine Großmutter mal außer acht läßt, hat Fortier bisher nichts getan, was über minder schwere Sexualvergehen hinausgeht. Aber als er Grace Damas ermordete, merkte er, daß ihm das einen unglaublichen Kick gab. Er wollte mehr, und hat deshalb kurz nach dem Mord seinen ersten Unterschlupf gemietet – der in der Rue Berger war nur der letzte von einer ganzen Reihe.«
    »Offenbar konnte er sein neues Hobby nicht mit der treuen Ehegattin teilen«, meinte Ryan.
    »Wo hat er denn das Geld für die Miete hergehabt, wenn er doch immer nur Halbtagsjobs hatte?«
    »Seine Frau arbeitet. Vermutlich hat er ihr das Geld unter irgendeinem Vorwand aus den Rippen geleiert. Vielleicht hatte er aber noch ein zweites Hobby, von dem wir bisher noch nichts wissen. Aber das werden wir schon noch herauskriegen«, antwortete Ryan.
    »Ein Jahr nach dem Mord an Grace Damas fing er damit an, Frauen systematisch nachzustellen«, fuhr Claudel im neutralen Ton eines Berichterstatters fort. »Sie hatten übrigens recht mit Ihren Metrostationen. Der Kerl hat ein Faible für die Zahl sechs, und so stieg er in Berri-UQAM in die U-Bahn, fuhr sechs Stationen und folgte dann einer Frau, die in sein Schema paßte. So traf er an der Station Georges-Vanier auf Francine Morisette-Champoux und verfolgte sie bis nach Hause. Nachdem er ihr mehrere Wochen nachgeschlichen war, schlug er zu.«
    Ich dachte an das, was mir Monsieur Morisette-Champoux über seine Frau erzählt hatte und spürte, wie eine heiße Wut in mir aufstieg. Sie hatte sich in ihrem Haus sicher fühlen wollen, ein Wunsch, den ich gut nachempfinden konnte. Claudel sprach weiter.
    »Mit der Zeit fand er dieses freie Hinterherschleichen zu riskant. Er suchte sich etwas, bei dem er die Dinge besser unter Kontrolle hatte, und verfiel auf die Zu-Verkaufen-Schilder an den Häusern. Vermutlich kam ihm die Idee beim Mord an Morisette-Champoux, denn da stand ja so ein Schild vor dem Haus.«
    »Und wie war das mit Trottier?« fragte ich und spürte, wie mir langsam wieder schlecht wurde.
    »Ja, Trottier. Die hat er sich auf einer Fahrt mit der Grünen Linie ausgeguckt, als sie an der Haltestelle Atwater ausstieg. Er folgte ihr, bis auch sie in ein Haus ging, vor dem ein Zu-Verkaufen-Schild stand. Es bezog sich auf die Eigentumswohnung ihres Vaters. Fortier beobachtete das Haus mehrere Tage lang und sah Chantale kommen und gehen. Er sagt, er habe das Wappen von Sacré Coeur auf ihrer Schuluniform entdeckt und sei ihr daraufhin ein paarmal bis zur Schule gefolgt. Und dann hat er ihr eine Falle gestellt.«
    »Denn
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