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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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Fortier nie gestohlene Gegenstände benützt. Vielleicht hat er ihre Geldkarte ja auch nur in den Automaten gesteckt, um nachträglich Macht über sie auszuüben.«
    »Vielleicht hatte er aber auch einen finanziellen Engpaß«, warf Claudel ein. »Vielleicht brauchte er das Geld für Koks oder anderen Stoff.«
    »Trotzdem ist es seltsam«, sagte Ryan. »Über die anderen Morde redet er wie ein Wasserfall, aber sobald die Sprache auf Adkins kommt, macht er zu wie eine Auster.«
    Eine Weile sagte niemand von uns ein Wort.
    »Was ist mit Pitre und Gautier?« fragte ich und drückte mich damit vor einer anderen Frage, die mich viel mehr interessierte.
    »Mit denen hat er nichts zu tun. Sagt er.«
    Ryan und Claudel besprachen etwas miteinander, was ich nicht verstand. In meinem Brustkorb breitete sich eine eisige Kälte aus, und meine Frage drängte sich mir mit aller Gewalt auf.
    »Und Gabby?«
    Claudel senkte den Blick.
    Ryan räusperte sich.
    »Ich glaube, Sie sollten jetzt –«
    »Hat er Gabby umgebracht?« fragte ich, während mir brennende Tränen in die Augen stiegen.
    Ryan nickte.
    »Warum?«
    Keiner der beiden sagte etwas.
    »Wegen mir, nicht wahr?« Ich hatte Mühe, meine Stimme neutral klingen zu lassen.
    »Das Arschloch ist vollkommen wahnsinnig«, sagte Ryan. »Er ist versessen darauf, Macht über andere Menschen auszuüben. Vermutlich stammt das noch aus seiner Jugend. Er schäumt geradezu über vor Haß auf seine Großmutter, die er für alle seine Probleme verantwortlich macht. Er behauptet ständig, sie habe sein Leben ruiniert. Wir wissen nicht viel von ihr, aber sie muß eine extrem dominante und fanatisch religiöse Frau gewesen sein. Vermutlich hat sie ihm ein tiefes Ohnmachtsgefühl eingeimpft.«
    »Mit anderen Worten: Der Kerl ist ein Versager bei den Frauen und macht die Alte dafür verantwortlich«, ergänzte Claudel.
    »Aber was hat das mit Gabby zu tun?«
    Ryan fuhr nur widerstrebend fort.
    »Fortier verschaffte sich sein Machtgefühl zunächst dadurch, daß er seinen Opfern hinterherschlich, sie beobachtete und Informationen über sie sammelte, ohne daß sie die geringste Ahnung davon hatten. Er notierte sich, was sie tun, und erging sich in ausgiebigen Phantasien über sie. Das hatte für ihn den großen Vorteil, daß er dabei keine Zurückweisung riskierte. Irgendwann aber genügte ihm das nicht mehr. Als er merkte, wieviel Befriedigung ihm der Mord an Grace Damas verschafft hatte, entschloß er sich, einen Schritt weiter zu gehen. Er fing an, seine Opfer zu entführen und zu ermorden. Damit machte er sich zum Herren über Leben und Tod, und das ist schließlich die ultimative Form der Machtausübung, bei der er alle Fäden in der Hand hat und ihm sein Opfer auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist.«
    Ich starrte in Ryans flammend blaue Augen.
    »Und dann kamen Sie daher und gruben die Überreste Isabelle Gagnons aus.«
    »Und war sofort eine Bedrohung für ihn«, griff ich ihm vor.
    »Er sah seinen perfekt ausgeklügelten modus operandi, seine sorgsam gehegten Allmachtsphantasien in Gefahr, und die Ursache dafür hieß Dr. Brennan.«
    Ich rekapitulierte, was in den vergangenen sechs Wochen geschehen war.
    »Anfang Juni grub ich Isabelle Gagnons Knochen aus und identifizierte sie. Drei Wochen später brachte Fortier Margaret Adkins um, und tags darauf tauchten wir in der Rue Berger auf. Wieder drei Tage später fand ich das Skelett von Grace Damas.«
    »Sie sagen es.«
    »Das muß ihn wütend gemacht haben.«
    »Und ob. Mit seinen Verbrechen wollte er zeigen, wie sehr er die Frauen verachtet –«
    »Oder wie sehr er seine Oma haßt«, unterbrach Claudel.
    »Mag sein. Auf jeden Fall stellten Sie eine Bedrohung für ihn dar.«
    »Und ich bin obendrein auch noch eine Frau.«
    Ryan holte seine Zigaretten aus der Tasche, erinnerte sich aber gleich wieder daran, daß er sich in einem Krankenhaus befand.
    »Darüber hinaus hat er nach dem Mord an Margaret Adkins einen Riesenfehler gemacht. Die Geschichte mit der Geldkarte hätte ihn beinahe Kopf und Kragen gekostet.«
    »Und dafür mußte er jemanden verantwortlich machen«, sagte ich.
    »Solche Typen können nicht zugeben, daß sie Mist gebaut haben. Wie demütigend muß es für ihn gewesen sein, daß ausgerechnet eine Frau ihm auf den Fersen war.«
    »Aber warum hat er dann Gabby getötet und nicht mich?«
    »Wer kann das schon sagen? Vielleicht war es reiner Zufall? Vielleicht hat sie die Wohnung kurz vor Ihnen verlassen?«
    »Das glaube ich
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