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Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Tote lügen nicht: 1. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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nicht«, sagte ich. »Schließlich wissen wir, daß er mich schon eine ganze Weile verfolgt hat. Er war es doch auch, der mir den Schädel in den Garten gelegt hat, oder?«
    Die beiden nickten.
    »Er hätte doch bloß den richtigen Augenblick abpassen müssen und mich dann schnappen können, wie seine anderen Opfer auch.«
    »Was für ein kranker Drecksack«, schnaubte Claudel verächtlich.
    »Gabby war für ihn nicht wie die anderen. Sie war keine zufällig ausgewählte Fremde. Fortier kannte mein Haus und wußte, daß Gabby bei mir wohnte.«
    Ich sprach mehr zu mir selbst als mit Ryan und Claudel. Eine emotionale Geschwulst, die in den vergangenen sechs Wochen in mir gewachsen war und die ich nur mit äußerster Willensanstrengung unter Kontrolle gehalten hatte, drohte jetzt aufzuplatzen.
    »Er hat sie mit voller Absicht getötet. Wie mit dem Schädel in meinem Garten wollte er mir damit seine Macht demonstrieren.«
    Ich konnte nicht verhindern, daß meine Stimme immer lauter und schriller wurde. Ich dachte an den Umschlag an meiner Tür, an das Oval aus Ziegelsteinen, an Gabbys aufgedunsenes Gesicht mit den kleinen, silbernen Götter-Ohrringen. Ich sah das Bild meiner Tochter.
    Bei diesem Gedanken platzte die prall geschwollene Geschwulst auf, und alles, was sich über viele Wochen an Streß und Trauer in meiner Seele angesammelt hatte, brach sich mit einem Male Bahn.
    Obwohl mir die Schmerzen wie Rasiermesser durch meinen Hals schnitten, schrie ich so laut ich konnte. »Nein! Nein! Nein! Du dreckiger, gemeiner Hurensohn!«
    Ich hörte, wie Ryan etwas zu Claudel sagte, spürte, daß er mir sanft die Arme aufs Bett drückte, und sah die Schwester, die mit einer Spritze in der Hand ins Zimmer eilte. Ich fühlte die Nadel in meiner Haut und dann nichts mehr.

43
    Am Mittwoch besuchte mich Ryan zu Hause. Sieben Mal hatte die Erde sich seit meiner Horrornacht um ihre Achse gedreht, und ich hatte Zeit gehabt, mir meine persönliche Version der Vorfälle zusammenzureimen. Trotzdem gab es darin noch immer eine Menge Löcher, die ich mit Informationen füllen wollte.
    »Wurde Fortier denn schon angeklagt?«
    »Ja, am Montag. Und zwar wegen fünffachen Mordes.«
    »Warum nicht wegen siebenfachen?«
    »Mit Pitre und Gautier hat er vermutlich wirklich nichts zu tun.«
    »Eines interessiert mich noch. Woher wußte Claudel eigentlich, daß Fortier hier bei mir aufkreuzen würde?«
    »Er hat es nicht wirklich gewußt. Aber nachdem er sich um Ihre Fragen bezüglich Tanguays Schule gekümmert hatte, war ihm klar, daß Tanguay nicht der Täter sein konnte. Er fand nämlich heraus, daß die Stunden dort um acht Uhr früh beginnen und um viertel nach drei am Nachmittag enden und Tanguay einer der zuverlässigsten Lehrer überhaupt war. Er hatte seit seiner Anstellung nicht einen einzigen Tag gefehlt, und an den Tagen, an denen die Morde geschahen, fand der Unterricht regulär statt. Darüber hinaus hatte die Geschichte mit den Handschuhen Claudel nachdenklich gemacht.
    Er nahm an, daß Sie in Gefahr waren, und deshalb hat er sofort einen neuen Streifenwagen zu ihrem Haus beordert und ist dann selbst hingefahren, um bis zu dessen Eintreffen nach dem Rechten zu sehen. Als er ankam, versuchte er Sie über das Funktelefon in seinem Wagen anzurufen, aber er bekam Sie nicht an die Strippe, weil Ihr Telefon ja tot war. Das kam ihm merkwürdig vor, und so sprang er über das Gartentor und fand, daß die Terrassentür nicht verschlossen war. Sie und Fortier lagen gerade voll im Clinch und hörten ihn nicht kommen. Claudel hätte auch eine Scheibe eingeschlagen, aber offenbar hatten Sie es geschafft, bei Ihrem Fluchtversuch den Riegel der Tür umzulegen.«
    So war also Claudel zum zweitenmal mein Retter geworden.
    »Gibt es eigentlich etwas Neues?«
    »Die Spurensicherung hat in Fortiers Wagen eine Sporttasche mit drei Würgehalsbändern, mehreren Jagdmessern und einer Packung Latexhandschuhe gefunden.«
    Während Ryan am Bettrand sitzend erzählte, packte ich meinen Koffer.
    »Seine Ausrüstung.«
    »Richtig. Ich bin mir sicher, daß die Handschuhe aus der Rue Berger und Gabbys Grab aus dieser Packung stammen.«
    Ich dachte an Fortier nachts in meiner dunklen Wohnung, sein Körper glatt wie Spiderman und seine Hände knochenweiß schimmernd.
    »Bei seinen Morden trug er einen Fahrradanzug und Latexhandschuhe. Auch in der Rue Berger hatte er immer diese Sachen an. Deshalb haben wir nie Haare oder Fasern gefunden.«
    »Und kein
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