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Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)

Titel: Tote liegen nicht am Strand: Roman (German Edition)
Autoren: Georges Flipo
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Küchen und schlussendlich die Rezeption, die Boutiquen und die Büroräume. Etwas davon entfernt: die beiden lautesten Orte, auf der einen Seite, auf dem Gipfel des linken Felsens, das Amphitheater, wo Feste und Aufführungen stattfinden. Auf der anderen, rechten Seite, der Nachtclub. Dieser Komplex ist über einen Weg, der sich 300 Meter durch dichten Wald schlängelt, mit der Chaussee verbunden. Am Eingang ein Posten mit einer Schranke, der von einem Türken betrieben wird. Das Grundstück ist von einer doppelten Reihe elektrischem Stacheldrahtzaun umgeben.
    Dieses Dorf ist vorbildlich in Sachen Kundenbindung und Management-Leistungen.
    Es wird mit harter Hand von Salomon geführt, dem Chef des Dorfes, und seiner Frau Irène, der Leiterin für Verwaltung und Finanzen. Salomon ist bekannt für seinen zugleich autoritären und gutmütigen Charakter. Einige der Animateure, die mit ihm arbeiten, sind langjährige Vertraute. Andere sind Aushilfskräfte, die nur für eine Saison eingestellt werden, oder Springer, die von Club zu Club wechseln. Laut Gerüchteküche soll der Dorfchef zahlreiche Affären mit Feriengästen und Angestellten haben, allerdings gab es darüber nie Beschwerden.
    Die finanzielle Ergiebigkeit von Lindos lässt sich mit dem sehr geringen Anteil an Lohnkosten erklären: Salomon und Irène haben großes Vertrauen in junge Leute und bieten Studenten jedes Jahr viele Praktika in den Bereichen Marketing, Verwaltung und Tourismus. Die Praktika werden mit Kost und Logis entlohnt.

    Die Kommissarin fühlte einen warmen Hauch an ihrer Schulter: Der Lieutenant hatte sich zu ihr gebeugt, um zusammen mit ihr die Notizen zu lesen.
    » Der Brigadier von Tourcoing hat das einfacher dargestellt. Das Dorf hat die Form eines Ziegenkopfes, von vorne betrachtet. Er hat es sogar aufgemalt, nach einer Postkarte mit Luftbildaufnahme. Hier, sehen Sie. Die zwei Hörner sind die Felsen mit dem Amphitheater und dem Nachtclub. Der Strand ist der Schädel, die linke Backe ist die zona privada, die rechte…«
    Die Kommissarin wandte sich frostig zu ihm um. » Sie lesen meine Post und unterbrechen mich, um mir zu erklären, wie man einen Ziegenkopf malt. Sind Sie immer so, Lieutenant, oder nur morgens um 4?«
    » Kommen Sie, Viviane, wir werden zusammenarbeiten, da ist es doch normal, dass man teilt…«
    » Wir werden nicht zusammen arbeiten, Lieutenant, Sie werden unter meinem Kommando arbeiten. Und Sie teilen mit mir nur das, was ich Ihnen geben will. Ist das klar?« Sie hörte ein kleinlautes » Ja, Commissaire«, dann Schweigen. Sie hatte es womöglich übertrieben. Sie musste sich etwas entgegenkommender zeigen. » Gut, Willy, haben Sie Ihr Exemplar des Berichts von Brigadier Vermeulen gelesen? Ich hatte kaum Zeit, meines zu überfliegen.«
    » Ich noch weniger, Commissaire.«
    » Ebendeswegen, sagen Sie mir, was Sie wichtig fanden, damit ich mir einen Eindruck von Ihrem analytischen Geist verschaffen kann.« Sie schloss die Augen, um sich besser auf ihn zu konzentrieren. Er hatte eine sehr schöne Stimme, dieser Typ, nur der Rest nervte sie.
    » Zunächst gab es diese Geschichte von dem Exhibitionisten-Pärchen. Laut dem Brigadier wurde FKK im Schutz der Büsche in dieser Ecke des Clubs geduldet. Nach dem Skandal hat man darum gebeten, diskreter zu sein.«
    » Eine Geschichte ohne Interesse, Willy. Fahren Sie fort.«
    » Dann gab es vor acht Tagen den Mord an Sixiz, die an einem Baum aufgehängt wurde.«
    Viviane sprang aus der entspannten Haltung in ihrem Sitz auf. » Was? Noch ein Gehängter? Wer ist diese Sixtine?«
    » Sixiz, Commissaire: die Katze des türkischen Wachmanns. Morgens arbeitet er auch als Gärtner im Club, und die Katze hat ihn überall hin begleitet. Sie hatte die Macke, ihre Bedürfnisse im Beet vor Kings Lodge zu erledigen, dem Chef des Dorfes, und ihre Siesta auf den Spinnakersäcken im Segelclub zu halten, was wiederum den Segel-Verantwortlichen in Rage versetzt hat.«
    » Ach, wie schade, diesen Abschnitt muss ich verpasst haben! Eine Katze, die Häufchen und Schläfchen macht, wie aufregend! Auf die Gefahr hin, dass Sie mich eine Spaßbremse nennen, würde ich es vorziehen, Sie erzählen mir die wirklich wichtigen Dinge, die Schlagzeilen, verstehen Sie, was ich meine?«
    » Aber das ist wichtig. King hatte den Türken gewarnt, dass er die Katze umbringen würde, sollte er sie noch einmal im Dorf sehen. Der Rest ist logisch: King erhängt Sixiz. Und um Sixiz zu rächen, hängt der Türke King
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